Star Wars: Das Geheimnis der Jedi

Jude Watson gebührt der Titel „Chronistin der Jedi“. Ihre Romane mögen wahrlich keine literarischen Meilensteine des „Star Wars“-Genres sein, es sind vielmehr Jugendromane, einfach geschrieben und von einfachen Handlungen getragen. Doch darunter entfaltet sich fundamental das Wesen und die charakterliche Entwicklung einiger der wichtigsten Figuren der Prequel-Trilogie. Wer Männer wie Qui-Gon Jinn, Obi-Wan Kenobi oder Anakin Skywalker wirklich kennenlernen möchte, kommt um Watsons Geschichten nicht drumherum. „Das Geheimnis der Jedi“ ist der zweite Beitrag der Autorin zu den Klonkriegen.

von Bernd Perplies

Der mit 202 Seiten vergleichsweise kurze Roman ist zweigeteilt – wie schon Watsons erster Generationen-Roman „Das Vermächtnis der Jedi“ mehrfach geteilt war. Der erste Teil spielt zur Zeit der Ausbildung von Obi-Wan unter der sanften, weisen Führung von Qui-Gon Jinn, also noch vor „Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung“. Qui-Gon und Obi-Wan reisen zusammen mit Adi Gallia und ihrer Schülerin Siri Tachi nach Cirrus, um dort den 10-jährigen Knaben Talesan Fry und seine Eltern vor einer Meute Kopfgeldjäger zu beschützen, die der technisch versierte Junge aus Versehen beim Planen eines Anschlags auf eine Gruppe republikanischer Regierungschefs belauscht hat. Im Laufe der Flucht werden die Meister und die Schüler getrennt, und auf sich alleine in gefährliche Situationen geworfen, verlieben sich Obi-Wan und Siri ineinander – ein Unding für Jedi (wie wir aus „Star Wars – Episode II: Angriff der Klonkrieger“ wissen). Und so müssen sie, nachdem das Komplott vereitelt wurde, ihren Gefühlen abschwören zum Besten des Ordens und ihrer beider Zukunft.

Zwanzig Jahre später, inmitten der Klonkriege, treffen Obi-Wan und Siri erneut aufeinander. Vom Jedi-Rat erfahren sie, dass Talesan Fry sich mittlerweile zum auf Abhörtechnologie spezialisierten Firmenmogul aufgeschwungen hat und einen Codebrecher, der für den Ausgang des Krieges von eminenter Bedeutung sein könnte, entwickelt hat, den er, als neutraler Geschäftsmann, an den Meistbietenden zu verkaufen gedenkt. In der Schuld des Jedi-Ordens stehend, ist er jedoch bereit, zunächst das Angebot der Republik anzuhören. Also werden die beiden Jedi gemeinsam mit Obi-Wans Padawan Anakin und Senatorin Padmé Amidala als Repräsentantin der Regierung zum Planeten Genian geschickt, um den Codebrecher zu akquirieren. Natürlich gibt es einen Verräter in den Reihen der Firmenangestellten und auch Anakins und Padmés Ehegeheimnis stellt ein kleines Problem dar.

Der Titel des Buches bezieht sich die etwas antiquiert wirkenden Zölibatsregeln, die George Lucas in „Episode II“ dem Jedi-Orden auferlegte – auch wenn sie natürlich dramaturgisch notwendig waren, um Anakins Bruch mit seinem bisherigen Leben auszulösen. Denn so wie der Junge, der später „aus Liebe“ zu Darth Vader werden soll, scheint jeder zweite Jedi ein kleines Beziehungsgeheimnis zu haben. So liebte Qui-Gon die Jedi Thal, hatte aber „das Glück“, dass jene starb, bevor er zwischen Herz oder Bestimmung wählen musste. Obi-Wan und Siri Tachi dagegen müssen es auf die harte Tour innerlich ausfechten und bilden in ihrer letztlichen Entscheidung einen Gegenentwurf zum zornigen Beharren Anakins, Liebesschwur und Jedi-Kodex gleichermaßen erfüllen zu wollen.

Die erzählten Abenteuer sind keine besonders wichtigen oder ausgefeilten Episoden der „Star Wars“-Historie, sondern erwecken eher den Anschein etwas verlängerter und vergleichsweise austauschbarer Kurzgeschichten. Wichtiger ist es Watson, sich den Figuren zu widmen und verschiedene Szenarien auszumalen, die im Konflikt zwischenmenschlicher Beziehungen mit den Regeln des Jedi-Ordens entstehen mögen. Da geben sich Soap-Herzschmerz und Yoda-Weisheit zweifelsohne die Klinke in die Hand, als nettes Gedankenspiel – hätten Anakins und Padmés Gefühle auch einen anderen Weg nehmen können? – übt das Ganze aber auch durchaus einen gewissen Reiz aus.

Fazit: „Das Geheimnis der Jedi“ stellt sich als Liebesgeschichte in drei Generationen dar, die, gewürzt mit ein wenig Jedi-Action, aufzeigt, auf welch unterschiedliche Weisen sich für einen Jedi eine verbotene Liebe entwickeln kann. Sicher kein Highlight der „Star Wars“-Romanlandschaft, mag das Buch doch seinen Reiz für schwärmerisch veranlagte Fans und Jedi-Begeisterte haben. Alle anderen sollten, zumindest was Klonkriegsromane betrifft, ihren Blick lieber auf die „Erwachsenenromane“ richten, etwa „Mace Windu und die Armee der Klone“ oder „Labyrinth des Bösen“.


Star Wars: Das Geheimnis der Jedi
Film/TV-Roman
Jude Watson
Dino 2005
ISBN: 3-8332-1231-4
202 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 7,95

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