von Bernd Perplies
Dreizehn Jahre nach der Schlacht um den ersten Todesstern und zwei Jahre nachdem er den verdorbenen imperialen Übergangsrat ausgeschaltet hat, lebt Kir Kanos als Kopfgeldjäger Kenix Kil auf einem Drecksloch von einem Planeten. Er braucht Geld, um seinen Schwur zu erfüllen: sich an Luke Skywalker und Leia Organa-Solo für den Sturz des Imperators zu rächen. Stattdessen wird er von Boba Fett aufgespürt, der ihn überzeugt, ihn zu einem scheinbar unbewohnten Mond zu begleiten. Dort haben sich ein paar Fanatiker zusammengefunden, um von dort aus ein neues Imperium zu gründen, unabhängig von Admiral Gilad Pellaeon und seinen jämmerlichen Resten eines alten Imperiums. Kir Kanos soll ihnen dabei als prestigeträchtige Symbolfigur dienen.
Parallel dazu mehren sich die Zeichen in der Neuen Republik, dass Ärger ins Haus steht. Auf Yavin IV warnt Vima-Da-Boda Luke vor einem Mann namens Devian. Im Palast auf Coruscant kommt es kurz darauf zu einem Anschlag auf die Kinder von Staatschefin Leia Organa-Solo. Obendrein wird ein Schiff der Republik bei einem Routineflug auf mysteriöse Weise zerstört. Interessant wird die Angelegenheit, als sich plötzlich Feena D’Asta, die Tochter des mächtigen imperialen Barons D’Asta, auf Coruscant meldet, um einen Waffenstillstand zwischen Imperium und Republik auszuhandeln. Offenbar sind nicht nur die Streitkräfte der Neuen Republik des ständigen Kämpfens müde. Doch statt zu Verhandlungen kommt es beinahe zur Katastrophe. Und Kir Kanos steckt bis zum Hals mit drin.
Lange hat es gedauert, bis mit „Crimson Empire III“ die Geschichte um Kir Kanos zu einem vorläufigen Abschluss gebracht wurde. Bereits in den Jahren 1997 und 1998 waren die beiden Vorgänger „Crimson Empire“ und „Crimson Empire II – Das Blutsgericht“ erschienen, der dritte Band lag lange auf Eis, weil es Schwierigkeiten mit der zwischenzeitlich weiterentwickelten Continuity des Expanded Universe gab. Nun haben Dark-Horse-Gründer Mike Richardson und „Star Wars“-Comic-Urgestein Randy Stradley die Trilogie vollgemacht, und auch wenn das Ende, wie es heißt, modifiziert werden musste, ist eine rundum großartige Geschichte dabei entstanden. Nicht nur dürfen wir unsere Filmheroen einmal mehr in jüngeren Jahren erleben, es wird auch eine Ära aufgegriffen, die höchst spannend war, weil sie ganz im Zeichen der konstanten Konkurrenz des Restimperium mit der Neuen Republik um die Vorherrschaft in der Galaxis stand. Klassiker wie die „Thrawn“-Trilogie und „Dark Empire“ haben diese Zeit geprägt.
Mit den vier Parteien Neue Republik, Restimperium, neues Imperium und Kir Kanos ist die Handlung angenehm komplex aufgezogen, ohne aus den Fugen zu geraten. Schaut man etwas genauer hin, hat man natürlich nur den Warlord der Woche vorliegen, denn viel mehr ist auch der imperiale Emporkömmling Devian nicht. Auch die Auflösung des Ganzen ist eher persönlich als episch geraten. Da wäre etwas mehr drin gewesen. Aber vielleicht passt es zu der ganz privaten Fehde, die Kir Kanos drei Bände lang ausficht. Und natürlich macht es dennoch Spaß und ist spannend, den aufrechten Gardisten dabei zu beobachten, wie er sich einmal mehr den korrupten Auswüchsen seines einst so verehrten Imperiums ausgesetzt sieht. Langsam merkt auch er, dass das Imperium, das war, nicht mehr existiert und auch nie wieder existieren wird. Es wird Zeit, nach vorne zu blicken.
Visuell ist „Crimson Empire III“ sehr schön geworden. Han Solo, Boba Fett, Kir Kanos, all die Aliens, die Raumschiffe und Schauplätze sind sauber umgesetzt und in Form und Perspektive gelungen. Kleine Mängel sehe ich bei der Charakterzeichnung von Luke und Leia, aber die fallen nicht groß ins Gewicht. Etwas kurios muten mitunter rennende Figuren an, die stets so wirken, als würden sie vornüberkippen. Aber erneut: Der Gesamteindruck wird dadurch kaum geschmälert. Wobei man nicht verschweigen sollte, dass die Farben von Michael Bartolo den Illustrationen von Paul Gulacy erst richtig Leben einhauchen. Viele Licht- und Schatteneffekte kommen erst durch seine geschickte Hand zum Tragen und verleihen den Panels ihren Schliff.
Fazit: Fans des imperialen Gardisten Kir Kanos werden ohnehin zugreifen. Komplettisten ebenfalls. Doch auch „Star Wars“-Liebhabern, die nicht jede Story lesen, ist dieser Comic zu empfehlen. Er enthält praktisch alles, was wir an „Star Wars“ kennen und mögen: fiese Imperiale, exotische Außerirdische, Blasterschießereien und Raumkämpfe, Intrigenspiel und ein bisschen Humor – nur Chewbacca, C-3PO und R2-D2 fehlen. Gelegenheitsleser möchte ich allerdings vorwarnen: Wer im Expanded Universe und seinen Vorgängen nicht zumindest ein wenig firm ist, fühlt sich hier vielleicht etwas verloren. (Andererseits: Wer liest schon einen Band mit dem Titel „Crimson Empire III“, wenn er sich nicht ein wenig auskennt?)
Star Wars – Crimson Empire III: Das verlorene Imperium
Comic
Mike Richardson, Randy Stradley
Panini Comics 2012
ISBN: 978-3-86201-385-2
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95
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