Star Wars Comic-Kollektion 118: Der Fluss des Chaos

Die Zeit nach der Zerstörung des ersten Todessterns war für die Rebellion von Überlebenskampf und Rastlosigkeit geprägt. Obwohl sie einen entscheidenden Sieg über das Imperium errungen hatte, war sie ständig auf der Suche nach Verbündeten, Ressourcen und einer Basis. In „Der Fluss des Chaos“ verschlägt es Leia auf die Agrarwelt M’haeli. Hier wird sie zum Katalysator, der die Schicksale des Findelkinds Mora und des imperialen Piloten Ranulf Trommer verändern wird.

von Frank Stein

Der 118. Band der „Star Wars Comic-Kollektion 118“ hat 130 Seiten und enthält den Vierteiler „Der Fluss des Chaos“ sowie den One-Shot „Jeder geht seinen Weg“. „Der Fluss des Chaos“ (engl. „River of Chaos“) gehört zu den frühen Comics der Dark-Horse-Lizenz und stammt ursprünglich aus den Sommermonaten 1995. Bereits im Oktober 1995 sowie im Januar 1996 wurde er dann in Form von zwei großformatigen Comic-Alben bei Ehapa auf Deutsch herausgebracht. Ein echter Oldie also. Der One-Shot erschien in den USA unter dem Titel „Walking the Path That’s Given“ in „Star Wars Tales 21“ im Oktober 2004 und wurde zuletzt im November 2006 auf Deutsch im Comic-Magazin „Star Wars #59: Rebellion“ veröffentlicht.

„Der Fluss des Chaos“ ist eine typische Planetengeschichte aus der Zeit der Rebellion. In einem kurzen Prolog findet der H’Drachi Ch’no nach einem Kampf ein Menschenkind und nimmt es mit. Siebzehn Jahre später hat sich die junge Mora zu einer selbstbewussten Frau entwickelt, die mit ihrem Ziehvater Schrott sammelt und diesen in einer Werkstatt repariert. Mittlerweile hat sich das Imperium auf M’haeli festgesetzt, angeführt von dem missratenen Gouverneur Grigor. Erste Unruhen gibt es auch schon, aber noch träumt Mora nur von der Rebellion.

Grigor und die Lage auf M’haeli fallen auch Großmoff Hauser auf, der daraufhin den Sohn seines treusten Admirals, Ranulf Trommer, dorthin versetzt, um nach dem Rechten zu sehen. Ranulf hat sich als Top-Pilot einen Namen gemacht, nachdem er die Rebellen im Alleingang von Aguarl 3 verjagt hat (die es daraufhin, wie es der Zufall will, auch nach M’haeli verschlägt). Mora, Ranulf und die Rebellenzelle um Prinzessin Leia werden schon bald auf M’haeli zusammenstoßen und das sorgt für eine ganze Menge an Verstrickungen und Blasterschießereien. Und, ja, am Ende tauchen, wie auf dem Cover versprochen, sogar AT-ATs auf.

Die ganze Geschichte von Louise Simonson fühlt sich sehr klassisch an. Man würde sie eigentlich sogar noch zehn Jahre früher verorten, in die Zeit der „Classic Star Wars“-Geschichten von Archie Goodwin und Al Williamson. Aber vielleicht liegt das auch an den sehr klaren Strichen von June Brigman und den sehr flächigen Pastellfarben von Dave Nestelle. (Wobei ein genauerer Blick schon verdeutlicht, dass Comics in den 1980ern nochmal anders aussahen.) Jedenfalls hat der Comic eher historischen Wert. Mit aktuelleren Werken kann er weder optisch noch inhaltlich wirklich mithalten.

Ganz anders ist das bei „Jeder geht seinen Weg“ von Thomas Andrews (= „Star Wars“-Veteran Jeremy Barlow) und Shane McCarthy. Der One-Shot, der sich wie der Beginn von etwas Größerem liest, macht sehr neugierig auf mehr. Der Ex-Soldat Nas Ghent (nicht verwandt mit dem Hacker Ghent aus Timothy Zahns „Thrawn“-Romanen) wird von Darth Vader geschnappt und vor die einfache Wahl gestellt: Arbeite für mich oder stirb. Ghent wählt das Leben – und soll eine Jäger-Elitetruppe namens Black Eight ins Leben (zurück)rufen. Leider endet die Story damit schon, und mehr wurde auch nie daraus. Die „Star Wars: Tales“ waren immer bloß Experimente und Fragmente am Rand des Kanons und als solche extrem spannend, aber auch mitunter frustrierend. Denn über die „Black Eight“-Truppe hätte man gern mehr gelesen. Ein „Bad Batch“ lange vor der Ära Disney.

Eine kurze Einleitung samt zeitlicher Einordnung und Figurenvorstellung am Anfang sowie eine erfreulich vollständige Cover-Galerie am Ende bilden das (typische) Bonus-Material auch dieses Bandes der „Star Wars Comic-Kollektion“.

Fazit: Ein klassisches Planeten-Abenteuer aus der Zeit der Rebellion und ein Teaser, der Lust auf mehr macht (leider ohne dass dann etwas daraus wurde) sorgen für durchaus kurzweilige Unterhaltung, allerdings vor allem bei eingefleischten Fans. Leuten, die nach einem herausragenden „Star Wars“-Comic suchen, würde ich andere Werke eher empfehlen (aus den frühen 1990ern etwa das visuell und erzählerisch viel mutigere „Dark Empire“ oder „Star Wars – Imperium: Darklighter“ von 2003). Für Komplettisten und Nostalgiker.

Star Wars Comic Kollektion 118: Der Fluss des Chaos
Comic
Louise Simonson, Thomas Andrews, Shane McCarthy u. a.
Panini Comic 2021
ISBN: 978-3-7416-2133-8
130 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 14,99

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