von Bernd Perplies
Die Geschichte beginnt denkbar entspannt. Zwei Teams kehren nach erledigter Mission nach Hause zurück. Die Legion of Super-Heroes unter der Leitung von Cosmic Boy düst in ihrer Zeitblase durch den Limbo. Captain Kirk und seine Mannschaft schwenken in die Erdumlaufbahn ein und wollen sich zum Landurlaub nach unten beamen. Da passiert das Unfassbare. Beide Teams geraten in irgendeinen Schluckauf der Wirklichkeit und landen auf einer Erde des 23. Jahrhunderts, die als Zentralwelt des aggressiven Planeten-Imperiums dient. Natürlich kommen beide erstmal unter Beschuss, bevor ihnen die Flucht gelingt und sie schließlich aufeinandertreffen. Gemeinsam finden sie heraus, dass ihre beiden Universen irgendwie verschmolzen sind – und um ihre eigenen Realitäten wieder herzustellen, müssen sie ihre Kräfte bündeln.
Als ich von dem Projekt erfuhr, dachte ich mir, dass das ja bloß Trash sein kann. Entsprechend positiv überrascht war ich, als ich den Comic-Band in den Händen hielt und mit dem Lesen begonnen hatte. Autor Chris Roberson ist es wirklich gelungen, diese zwei Teams zusammenzuschweißen. Dabei fasziniert vor allem, wie er die zahlreichen Gemeinsamkeiten – sowohl der Teams als auch der Universen – hervorhebt. Kirk wird mit Cosmic Boy gleichgesetzt, Spock mit Brainiac 5 verglichen. Chameleon Boy sorgt mit Chekov zusammen für eingestreute Späße, Uhura und Shadow Lass bringen Frauen-Power ins Spiel. Roberson gibt keinem Team den Vorzug, jedes Mitglied hat seine Stärken und Schwächen, jeder wird am Ende für die Rettung der Universen wichtig sein – und das, ohne dass es sonderlich aufgesetzt wirkt, was ein kleines Meisterstück für sich ist.
Doch die Nebeneinanderstellung der Universen geht noch weiter. Das zeigt sich nicht nur in den Dialogen, in denen die Protagonisten ihre Gemeinsamkeiten in Mission und Weltsicht erkennen, sondern auch in den Bösewichten. So sind Klingonen im Grunde auch nichts anderes als Khunds, und wenn sich Controller mit Organianern streiten, schmunzelt der kundige Geek. Sogar der Oberschurke entpuppt sich als eine Figur, die aus Facetten zweier gleichartiger Männer besteht. Und der Grund für das ganze Chaos ist nachgerade genial zu nennen und ein tiefer Griff in die Trickkiste von „Star Trek“. Allerdings, und hier kommt ein kleiner Wermutstropfen, habe ich nicht ganz begriffen, was genau da passiert ist. Es wird etwas behauptet, aber die Erklärung fehlt: Wie gelang es dem Bösen überhaupt die Macht unter Kontrolle zu bringen, über die er gebietet?
Visuell mag der Comic kein Meisterwerk sein, aber er geht völlig in Ordnung. Die Figuren sind überwiegend gut getroffen, Dynamik und Detailgrad entsprechen dem, was man von normalen Massenmarkt-Comics erwarten darf. Sehr schön gelingt allerdings, auch visuell die Parallelen zwischen den Team hervorzuheben, besonders in spiegelbildlich angelegten Doppelseiten, die wichtige Gemeinsamkeiten (und Unterschiede) hervorheben. Aufgelockert wird das Ganze regelmäßig durch eingestreute Cover-Seiten, die das Konzept des Cross-Overs fantasievoll in Szene setzen.
Fazit: „Star Trek – Legion of Super-Heroes“ hat mich positiv überrascht. Die Story mag kein Kanon-Material für das „Star Trek“-Universum sein, theoretisch wäre es aber möglich, denn viel abgedrehter als eine Episode im Spiegel-Universum ist sie auch nicht. Die Spandex-Helden im Gegenzug werden neu interpretiert: schlicht als Gruppe Außerirdischer (und jeder Außeridische besitzt halt gewisse Fähigkeiten), die zusammen fürs Gute in der Galaxis streiten. Womit sie Kirks Mannschaft auf einmal sehr ähnlich werden. Ein Comic mit viel Liebe zum Detail und viel Liebe für zwei spannenden Universen, der allein an seinem etwas holprigen Ende krankt. Dennoch ein kurzweiliges Abenteuer für alle Fans, die ihre Universen nicht übermäßig ernst nehmen.
Star Trek – Legion of Super-Heroes
Comic
Chris Roberson, Jeffrey Moy
Panini Comics 2013
ISBN: 978-3-86201-634-1
164 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95
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