Star Trek – Doppelhelix 3: Roter Sektor

In Band drei des sechsteiligen „Doppelhelix“-Crossovers wird das romulanische Sternenimperium von dem gefährlichen Doppelhelix-Virus heimgesucht. Spock und McCoy müssen die Situation retten – jedenfalls, wenn man der Inhaltsangabe Glauben schenkt.

von Andreas Loos

 

 

Der Buchrücken hört sich ganz gut an: Ein künstliches Virus befällt die Mitglieder der romulanischen Herrscherfamilie. Botschafter Spock unterbricht seine diplomatische Arbeit auf Romulus und beauftragt den greisen Dr. Leonard McCoy damit, ein Heilmittel zu finden. Dieser findet heraus, dass die einzige Hoffnung das unverseuchte Blut eines verschollenen Mitglieds der Herrscherfamilie ist. Die Suche nach diesem Mitglied ist dann auch Gegenstand der Handlung.

Klingt spannend, oder? Ist es aber nicht, den Diane Carey schreib eine völlig andere Geschichte. Stattdessen wird eine völlig neue Figur als Hauptperson eingeführt: Eric Stiles. Er ist ein Spross der Stiles Familie, die auf eine lange Tradition in der Sternenflotte zurückblickt. Einer dieser illustren Vorfahren bezichtigte Spock des Verrats in der TOS-Episode „Spock unter Verdacht“. Mitte 2354 trifft Stiles auf dem Planeten PojjanPiraKot auf Botschafter Spock, als wegen eines Aufstandes die Botschaft evakuiert wird. Stiles sieht Spock offenbar als jemanden an, dem gegenüber er sich beweisen muss. Er versucht deshalb Eindruck zu schinden. Dabei macht er sich jedoch völlig lächerlich.

Diane Carey zieht ihre Figur so durch den Kakao, dass es schon zu viel des Guten ist. Am Ende der Aktion sitzt Stiles als Gefangener mit einem romulanischen Wissenschaftler auf dem Planeten fest. Dieser ist auch für die Unruhen indirekt verantwortlich ist. Als Mitglied der Herrscherfamilie, aber ohne Ambitionen auf den romulanischen Thron, schlug der Romulaner Zevon den Weg des Wissenschaftlers ein. Ein von ihm geleitetes Experiment löst Schockwellen im All aus, die den Planeten immer wieder heimsuchen und bereits zahllose Opfer gefordert haben. Die Einheimischen machen zu recht Aliens für ihre Misere verantwortlich und verjagen alle Fremden. Nur Stiles und Zevon bleiben zurück. Der Planet wird zum roten Sektor erklärt, damit darf sich keiner dem Planeten nähern. Zwischen den Gefangenen entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, während die beiden versuchen, einen Weg zu finden, die Schockwellen aufzuhalten.

Jahre später kommandiert Stiles einen Tender, ein militärischen Versorgungs- und Reparaturschiffs.  Erst jetzt (nach 144 Seiten) kommt die Krise, die in der Inhaltsangabe angekündigt, wird zum Tragen. Die Föderation fürchtet das Chaos, das einen Zusammenbruch nach sich ziehen würde. Durch Zufall wird auch Stiles in die Angelegenheit involviert, und weil Zevon sein alter Kumpel ist, bietet es sich an, dass er den Romulaner aufsucht und um Hilfe bittet. Stiles stürzt sich und seine Crew in ein gefährliches Unternehmen. Daneben dürfen auch Picard und die Besatzung der Enterprise-D eine bessere Statistenrolle übernehmen. Dr. Crusher reist mit Data nach Romulus, um die junge Herrscherin zu behandeln. Dort geraten sie schon bald in eine bedrohliche, aber schlecht durchdachte Intrige, die von Data quasi im Alleingang innerhalb von wenigen Minuten buchstäblich niedergeschlagen wird.

Auf der einen Seite war ich schon erleichtert, dass sich ein altersgebeugter Spock und ein arthritischer McCoy nicht durch Actionszenen quälen mussten. Stiles dagegen stolpert unbeholfen durch die Handlung und hat nur ein paar wenige brillante Momente. Die Handlung erschien mir stellenweise an den Haaren herbeigezogen und sie trieft förmlich von Pathos. Der Hintergrund war sehr schlecht recherchiert. Die Sternenflotte wird hier um einiges militaristischer dargestellt, als es üblich ist. Das Romulanische Sternenimperium habe ich nicht wirklich wiedererkannt. Ein Franchise-Roman hat gewisse Erwartungen zu erfüllen. Die Autorin hat sich aber bei dem Versuch, eine neue Figur zu etablieren, völlig verzettelt. Vermutlich wollte man hier den Erfolg von Peter David und seiner U.S.S. Excalibur nachstellen. Leider weiß das Gesamtpaket nicht zu überzeugen. Die Handlung strotzt nur so von logischen Fehlern, und am meisten haben mich die dummen Sprüche geärgert, die McCoy reißen darf. Der Arme muss für ganz billige Lacher herhalten.   

Fazit: „Star Trek – Doppelhelix 3: Roter Sektor“ bildet den wieder schwächeren Mittelteil sechsteiligen Reihe, die sich weit über ein Jahrzehnt im „Star Trek“-Universum erstreckt. Im vorangegangenen Band hatte ich noch neue Hoffnung geschöpft, dass die Reihe sich bedeutend steigern würde. Das war allerdings eine Fehleinschätzung. Die Geschichte um den Sternenflottenoffizier Eric Stiles war oberflächlich und aus Fansicht sehr schlecht recherchiert. Ich habe mich über etliche verdrehte Fakten geärgert. Es bleibt zu hoffen, dass sich die restlichen Bände aus diesem qualitativen Tief befreien können.


Star Trek – Doppelhelix 3: Roter Sektor
Film/Serien-Roman
Diane Carey
Cross Cult 2012
ISBN: 978-3864250132
341 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

bei amazon.de bestellen