Star Trek – Deep Space Nine 9.02: Entsetzliches Gleichmaß

Auch in Band zwei der neunten Staffel von „Deep Space Nine“ bleibt es spannend. In diesem zweigeteilten Buch wird nicht nur die Saga um die Raumstation am Wurmloch weitergesponnen, sondern auch spezielles Hintergrundwissen vor allem zu den Cardassianern vermittelt.

von Andreas Loos

 

„Entsetzliches Gleichmaß“ ist der zweite Band der neunten Staffel von „Star Trek: Deep Space Nine“. Der erste Teil des Buches befasst sich mit der Fortführung des Handlungsstrangs der Staffel. Der Band baut folgerichtig direkt auf dem Vorgängerband „Kriegspfad“ auf, in dessen Verlauf der Jem’Hadar Taran’atar in einem Amoklauf sowohl Kira Nerys als auch Ro Laren fast umgebracht hat. Lediglich der ärztlichen Kunst von Julian Bashir und seinem Team ist es zu verdanken, dass die beiden noch am Leben sind.

Zwar ist der abtrünnige Jem’Hadar entkommen, doch die U.S.S. Defiant ist mit einem anderen Gefangen zurückgekehrt: Eine Cardassianerin, die von sich behauptet, die Version aus dem Spiegeluniversum von Iliana Gehmor zu sein. Die Anwesenheit dieser Person weckt natürlich keine angenehmen Erinnerungen in Kira Nerys, die sich nur ungern an die Ereignisse aus der Episode „Die zweite Haut“ (fünfte Episode der dritten Staffel von „Star Trek: Deep Space Nine“) erinnert. Dort wurde Nerys zur Cardassianerin umoperiert und ihr glauben gemacht, dass sie eine Agentin des obsidianischen Ordens sei, die Kira Nerys ersetzt hat.

Olivia Woods hat diesen Ansatz aufgegriffen und in diesem Band zwei Geschichten vor dem gleichen Hintergrund geschrieben. Wie die zwei Seiten einer Medaille wurden auch hier die beiden Teile als „Seite“ bezeichnet. Und so gesehen könnten die Ansätze nicht unterschiedlicher sein: Die erste Seite befasst sich vor allem mit den Versuchen der Besatzung von DS9, hinter die Hintergründe der jüngsten Ereignisse zu kommen. Daneben werden auch noch verschiedene Konflikte ausgefochten und private Dämonen bekämpft: Captain Kira Nerys wirft ihrem ersten Offizier Vaughn vor, sich bei der Jagd auf den Jem’Hadar zu sehr von persönlichen Gefühlen leiten zu lassen. Mit dem Erscheinen der alternativen Iliana wird jedoch schnell klar, dass auch die Bajoranerin nicht frei von solchen Verstrickungen ist. Die halb gelähmte Sicherheitschefin Ro Laren dagegen legt sich mit ihren Ärzten an und verweigert die Mithilfe bei ihrer notwendigen Gymnastik. Stattdessen stürzt sie sich in die Arbeit und versucht hinter das Geheimnis des Amoklaufs des Jem’Hadar zu kommen. Schließlich mehren sich die Anzeichen, dass die Iliana Gehmor aus dem originären Universum noch am Leben ist und ganz eigene Pläne entwickelt hat, die nicht nur dieses Universum bedrohen … Derweil findet sich auch der ehemalige Kommandant Benjamin Sisko ebenfalls in einer prekären Lage wieder. Ein sehr schöner Cliffhanger schließt den ersten Teil dann auch ab, um dann im folgenden Buch „Der Seelenschlüssel“ fortgeführt zu werden.

Damit man den zweiten Teil von „Entsetzliches Gleichmaß“ lesen kann, muss man das Buch um 180 Grad drehen. War Teil eins schon spannend, hat mir die zweite „Seite“ des Romans fast noch mehr gefallen. Hier nun geht es um Hintergrundwissen bezüglich der Iliana Gehmor des ursprünglichen „Star Trek“-Universums: Von ihren Anfängen als die verwöhnte Tochter der herrschenden Elite auf Cardassia Prime, die sich für Kunst und Kultur interessiert und die gegenwärtige Politik der Union in Frage stellt, bis zu den Gründen für ihren Eintritt in den berüchtigten Obsidianischen Orden, dem Geheimdienst der Cardassianer. Der Leser erfährt so einiges über die cardassianische Weltsicht und die bigotte Einstellung, die die Cardassianer in Bezug auf die Besatzung von Bajor hegen. Das alles erinnert an eine Mischung aus Sendungsbewusstsein und imperialistischem Gehabe.

Olivia Woods trifft hier genau ins Mark. Ähnlich kopfschüttelnd stehen die meisten Menschen heutzutage den spätimperialistischen Vorstellungen und Ideen der Nazis gegenüber. Während sich Iliana immer mehr von einem zaghaften Paulus zu einem tatkräftigen und talentierten Saulus entwickelt, beginnt der Orden in der Person des Corbin Entek die Vorbereitungen für die Mission, in der Iliana Kira Nerys ersetzen soll. Als es soweit ist, schreiten unerwartet andere Personen ein und für Iliana beginnt eine schreckliche Leidenszeit, die erst Jahre später endet. Ein psychologisches Wrack beginnt nun damit, einen Weg zu finden, um ihr Leben zurückzufordern. Die Geschichte ist sehr komplex und fügt sich so perfekt in das „Star Trek“-Universum ein, wie es auch schon bei den anderen Romanen der Fall war.

Fazit: Die Saga von „Star Trek: Deep Space Nine“ geht weiter, und es bleibt spannend. Wieder einmal steht ein unheilvoller Kontakt mit dem Spiegeluniversum an. Der erste Teil bereitet den Boden für den nachfolgenden Band und schließt mit dem obligatorischen Cliffhanger ab. Die zweite Geschichte klärt vor allem Hintergründe auf und löst ein paar Rätsel aus der Frühzeit der Fernsehserie. Für die Fans ein absolutes Muss. Allerdings sollte meiner Ansicht nach zuerst der Band „Kriegspfad“ gelesen werden.


Star Trek – Deep Space Nine 9.02: Entsetzliches Gleichmaß
Film/Serien-Roman
Olivia Woods
Cross Cult 2013
ISBN: 9783864251702
320 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,80

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