Inhalt

Die neue bajoranische Befehlshaberin von DS9 hat seit dem Verschwinden von Captain Benjamin Sisko, dem „Abgesandten“ der von den Bajoranern als „Propheten“ verehrten Wurmlochwesen, alle Hände voll zu tun: Nicht nur, dass sie die von der Föderation angeordneten Überholungsmaßnahmen der ehemaligen cardassianischen Station koordinieren muss, daneben gilt es, die neuen Offiziere und Mannschaftsmitglieder einzuarbeiten und die ehemals verschworene Gemeinschaft der Crew zu integrieren. Vor allem bei Lieutenant Ro Laren, einer ehemaligen Maquis-Kämpferin, die nun Sicherheitschefin auf der Station ist, fällt ihr dies nicht leicht.

Zu allem Überfluss muss Kira den Tod einer alten Freundin, Istani Reyla, verkraften, die auf DS9 Opfer eines Mordes wird. Sie beauftragt Ro damit, das Verbrechen aufzuklären. Kurz darauf kommt es zu einem brutalen Überfall durch Jem’Hadar-Renegaten, der trotz erbitterter Gegenwehr der Crew verheerende Schäden auf der Station hinterlässt. Ein geheimnisvoller Jem’Hadar-Krieger kommt ihr dabei zu Hilfe, der behauptet, von Odo geschickt worden zu sein, der sich bei seinem Volk, den Wechselbälgern, in der Großen Verbindung befindet.

Zur gleichen Zeit stößt Captain Jean-Luc Picard mit der Enterprise in den Badlands, einem gefährlichen Raumsektor voller Plasmastürme, auf ein seit Jahrzehnten umhertreibendes herrenloses Schiff. Commander Riker entdeckt mit einem Außenteam auf diesem einen geheimnisvollen Gegenstand, der für das bajoranische Volk von großer Bedeutung ist. Ebenfalls von großer Bedeutung scheint eine Prophezeiung zu sein, die Jake Sisko von Istani Reyla vor deren Tod bekommen hat, und mit deren Hilfe er sich erhofft, seinen Vater aus dem Wurmloch zurück zu holen. Währenddessen bereitet die Föderation einen Vergeltungsschlag gegen das Dominion vor ...

Neuer Anfang und nahtloser Übergang

Die neue, bei Cross Cult erscheinende Buchreihe zur „Star Trek – Deep Space Nine“ versteht sich als Fortsetzung der 1999 ausgelaufenen Fernsehserie, und knüpft genau an dem Punkt an, an welchem die Handlung damals endete: Der Krieg gegen das Dominion, der Milliarden Leben kostete, ist vorbei, und beide Seiten lecken nach dem Waffenstillstand ihre Wunden. Doch es bleibt nicht lange Zeit zum Ausruhen: Die Ereignisse überschlagen sich und die Aufarbeitung offener Fragen der Vergangenheit überschneidet sich mit den Herausforderungen einer veränderten Gegenwart.

In das Buch einzutauchen und in die Welt von „Deep Space Nine“ zurückzukehren, fällt alles andere als schwer: Schon nach wenigen Seiten entstehen Bilder vor dem geistigen Auge des Lesers, die identisch mit jenen der Serie sind. Man betritt Quarks Bar, lauscht Kiras Wutausbrüchen und fiebert mit, wenn Ezri mit einer fast wehrlosen Defiant versucht, drei Jem’Hadar-Schiffe aufzuhalten. Setting und Charaktere sind derart gut getroffen, dass man eher meint, den Pilotfilm einer 8. Staffel der TV-Serie zu schauen, als ein Buch zu lesen.

Vor allem die Figuren wurden mit alle ihren Eigenheiten so gezeichnet, wie sie langjährige „DS9“-Fans liebgewonnen haben. Sei es Ezri, die immer noch mit den widerstreitenden Erinnerungen und Erfahrungen ihrer vielen Wirte zu kämpfen hat, oder Nog, der sich bei der Holofigur Vic Fontaine über die Nachgiebigkeit Kiras gegenüber dem Jem’Hadar-Überläufer beschwert – immer wieder werden Elemente der TV-Serie mit in die neue Handlung aufgenommen. Besonders hervorzuheben ist dabei das Aufeinandertreffen der beiden so ähnlichen und doch so unterschiedlichen Bajoranerinnen Kira und Ro, bei deren Dick- und Hitzköpfigkeit es unweigerlich zu Konflikten kommen muss.

Die Handlung nimmt also sofort richtig Fahrt auf und lebt einerseits von den sich rasch entwickelnden Ereignissen sowie dem Beziehungsgeflecht der Hauptfiguren, deren Perspektive häufig wechselt. Neueinsteigern mag hier die Orientierung etwas schwer fallen, die Autorin liefert allerdings immer wieder Hintergrundinformationen zu Figuren und Ereignissen, so dass man das Buch auch gut lesen – und vor allem verstehen – kann, ohne die Serie in- und auswendig zu kennen. Schade nur, dass die Handlung mit einem Cliffhanger endet. Wer wissen will, wie der Auftakt der neuen Serie ausgeht, kommt nicht daran vorbei, sich auch Band 2 zuzulegen!

Zur Ausstattung

Wieder einmal merkt man, dass die Verantwortlichen bei Cross Cult mit Herzblut bei der Sache sind: Dem Leser wird nicht einfach nur eine Übersetzung einer neuen „Star Trek“-Buchreihe präsentiert, sondern daneben breite Hintergrundinformationen zu den vorangegangenen Ereignissen von „Deep Space Nine“ geliefert. Neben einer ausführlichen Zeitleiste mit allen wichtigen Entwicklungen ergänzt eine achtseitige stellarpolitische und -strategische Einordnung von Julian Wangler das Buch. Das ist mehr als vorbildlich zu nennen, bietet es Neueinsteigern doch eine gute Orientierungshilfe und alten Hasen eine sinnvolle Gedächtnisstütze. Aus diesem Grund ist auch der mit 11,80 Euro für ein Taschenbuch recht hohe Preis zu verschmerzen.

Fazit: Ein großartiger Neuanfang für die (meiner Meinung nach) beste Serie, die „Star Trek“ je hervorgebracht hat. Wer sich (wie ich) jahrelang darüber geärgert hat, dass ein derart hochkomplex entwickeltes Universum mit unzähligen nicht zu Ende geführten Handlungssträngen, sympathischen und bereits charakterlich vertieften Figuren nahezu ein Jahrzehnt lang brachgelegen hat, muss bei der inoffiziellen 8. Staffel in Romanform einfach zugreifen!