„Spur ins Dunkel“ ist eine Neuauflage eines alten „Private Eye“-Abenteuerbandes, der bereits 1993 von B&B-Productions verlegt wurde. Damals war das Abenteuer unter einem anderen Titel bekannt, doch dieser wurde vom Autoren und der aktuellen Redaktion als zu eindeutig definiert, nahm er doch eine gewichtige Pointe der Handlung vorweg (weshalb der Name des ehemaligen Abenteuerbandes auch an dieser Stelle verschwiegen werden soll). Kenner des alten Abenteuers werden es sicherlich mühelos aus der Beschreibung des Falles wiedererkennen.

Eröffnet wird der Abenteuerband dann auch gleich von dem auf umfangreichen 66 Seiten vorgestellten Titelszenario. Die Detektive werden von der schüchternen Lucille Beaver engagiert, die ihren jungen Gatten, einen Landarzt, vermisst. Dieser ist vor wenigen Wochen auf eine Reise auf den Kontinent, genauer gesagt nach Wien, aufgebrochen und seither verschwunden. Noch während die Ermittler womöglich beratschlagen, welchen Spuren sie folgen sollen, überschlagen sich bereits andernorts die Ereignisse … Dieser Fall wird die Detektive quer durch Europa führen, müssen sie doch den Spuren des Verschwundenen bis nach Wien folgen, um die Ereignisse, die sein Verschwinden begleiten, zu enthüllen.

Ebenfalls im Band enthalten ist noch das wesentlich kürzere Abenteuer „Abrakadabra“. Während des Besuchs eines stadtbekannten Juweliers werden die Detektive zufällig Zeuge eines unglaublichen Diebstahls, verschwindet doch vor den Augen zahlreicher Zeugen ein Diamantenring – und niemand ahnt, was passiert sein kann. Die Spuren der Täter führen die Detektive nicht nur auf eine rasante Verfolgungsjagd, sondern auch in das Milieu der Schausteller und Trickbetrüger. Abgerundet wird der Band schließlich mit einem kleinen Quellen- und Hintergrundteil zur europäischen Metropole Wien, in der beide Abenteuer angesiedelt sind. Hier findet der detailfreudige Spielleiter alle wichtigen Informationen zu Sehenswürdigkeiten, Übernachtungsmöglichkeiten oder auch der Struktur der Wiener Polizei.

Beide Fälle sind von sehr unterschiedlicher Natur. In „Spur ins Dunkel“ arbeitet ein wahrhaft finsterer Bösewicht gegen die Charaktere und spinnt seine Fäden. Dieser schreckt vor Mord nicht zurück, um seine Ziele zu erreichen. Es gilt für die Detektive zahlreiche Indizien zu sammeln, mit Zeugen zu sprechen, und stets auf die Zusammenarbeit mit der Polizei zu achten. Ganz anders präsentiert sich „Abrakadabra“, das eine fast unbeschwerte Atmosphäre heraufbeschwört und mit wesentlich mehr handfester Action und einem ungewöhnlichen Setting aufwarten kann. Eine sehr gelungene Mischung.

Die Aufbereitung für den Spielleiter ist wieder vorbildlich gelungen. In beiden Fällen wurde daran gedacht, den Spielleiter darin zu unterstützen, wichtige Hinweise so zu platzieren, dass sie von den Spielern auch entdeckt werden, wenn sie dem angedachten Pfad des Szenarios nicht wie geplant folgen. Außerdem wurden die Nichtspielercharaktere sehr ausführlich ausgearbeitet – und zumindest für das erste Abenteuer wurden zahlreiche, hübsch aufgemachte Handouts und Karten erstellt.

Das Cover wurde wiederum von Manfred Escher designt, der wie gewohnt eine Collage aus wichtigen Motiven des Szenarios zusammenstellte. Auch das Layout des Abenteuers ist insgesamt schlicht aber hübsch. Viele Schwarz-Weiß-Photographien zieren die Seiten, das Schriftbild ist klar und gut lesbar, Zusatzinformationen in schwarzen Textkästen gut kenntlich abgesetzt.

Fazit: Gleich zwei gut durchdachte Kriminalfälle von sehr unterschiedlicher Art – aber gleichbleibend hoher Qualität – vereint der Abenteuerband „Spur ins Dunkel“. Dazu kommt ein nützlicher, wenn auch nicht unentbehrlicher Quellenteil, der die Abenteuer mit Farbe versorgt. Spielleiter, die auf der Suche nach neuen Fällen für ihre Detektive sind, machen mit dem Kauf sicherlich nichts falsch.