Spielleiterschirm

Jim, es ist ein Spielleiterschirm für das Rollenspiel „Heredium“ vom 13Mann Verlag. Was soll man dazu noch sagen? Nun, eine ganze Menge, denn das Gebotene kann sich sehen lassen.

von Lonesome Nomad

Nach dem Grundregelwerk für das Rollenspiel „Heredium“, dem Abenteuer „Menschen, Göttern gleich“ und dem Roman „Neue Ufer“ steht als nächstes der schon fast unvermeidliche Spielleiterschirm auf der Veröffentlichungsliste des 13Mann Verlages.

Der Verlag bezeichnet den Schirm als „… unverzichtbare Hilfe für jeden ambitionierten Spielleiter, der alle wichtigen Tabellen auf einen Blick parat haben möchte. Mehr als ein Dutzend Tabellen – darunter Waffen, Fertigkeiten und Situationsfaktoren – zieren auf vier Seiten die Rückseite einer beeindruckenden Illustration, die alle Spieler in ihren Bann ziehen wird.“

Das hört sich doch gut an. Mal sehen ob das auch stimmt. Von der Verarbeitung her präsentiert sich der Spielleiterschirm mit der gängigen festen Kartonage, die man von vergleichbaren Schirmen her kennt. Die Tabellen stammen alle aus dem Grundregelwerk und bieten tatsächlich eine gewisse Erleichterung für denjenigen Spielleiter, der sich hinter einer solchen Mauer verbarrikadieren möchte. Fertigkeitswürfe, Waffen, Ausrüstungsliste und die obligatorischen Tabellen für Modifikationen bei Kämpfen werden übersichtlich auf vier auseinander klappbaren Seiten präsentiert. Während der Spielleiter nüchterne Tabellen anschauen muss, bekommen die Spieler auf der anderen Seite ein opulenteres Bild der Welt von „Heredium“ präsentiert.

Zunächst einmal verabschiedet sich der hier präsentierte Stil von dem Artwork, das aus dem Grundregelwerk und dem oben genannten Abenteuerband bekannt war. Mit Dusan Markovic hat der 13Mannverlag einen neuen Künstler zur optischen Ausgestaltung verpflichtet, der dem Ganzen natürlich auch seinen eigenen Stil aufdrückt. Und ich muss sagen, dass mir der dargeboten Stil richtig gut gefällt. Dem Betrachter bietet sich ein Bild von links nach rechts und damit quasi von West nach Ost. Links werden Gardisten der Nordallianz dargestellt, die Raubnomaden bekämpfen. In der Mitte dominiert das oben gezeigte „Buchcover“, während rechts ein Blick auf die Kuppelstadt Hirohito City gewährt wird. Alles mit viel Liebe zum Detail gezeichnet und sehr stimmig.

Damit der Schirm nicht nur so daherkommt und damit der Preis von 14,95 Euro auch wirklich gerechtfertigt erscheint (obwohl sich der Spielleiterschirm hier an anderen Produkten orientiert, die für das gleiche Geld oftmals erheblich schlechtere Qualität bieten), gibt es ein kleines Bonbon dazu. Auch hier lässt sich der Buchrücken einmal mehr direkt zitieren: „Ebenfalls enthalten ist Tareks Refugium, ein 18 Seiten starkes Setting, das eine autarke Ex-Bundeswehrbasis im Teutares beschreibt, die nicht nur liebevoll ausgearbeitet ist, sondern auch zahlreiche Abenteueransätze enthält, um stundenlangen Spielspaß zu garantieren.“

Dazu sei gesagt, dass das Setting das Ergebnis eines Schreibwettbewerbes war, das der Verlag letztes Jahr durchführte. Gefordert waren damals ungefähr 10.000 Zeichen, was ungefähr 5 bis 6 Seiten entspricht. Hier nun sind es etwa drei Mal so viele Seiten. Und es scheint so, als ob der Autor Andreas Loos noch mehr hätte hineinpacken wollen, sich aber dann nicht so recht getraut hat. Manches wirkt – gerade bei der Fülle an Details, die ansonsten in die Beschreibungen einfließen – ein wenig unfertig.

Bei dem Präsentierten ist der Autor sehr um eine plastische Beschreibung von Orten und Persönlichkeiten bemüht. Zudem hat er sich anscheinend die Frage gestellt, wie wohl so eine Siedlung möglichst realistisch zu gestalten sei. Zunächst einmal wird nach einer Kurzbeschreibung und Hintergrundgeschichte von Tareks Refugium die Siedlung recht detailliert beschrieben – vom Kommandobunker bis hin zu einer Wohnwagensiedlung die sich auf dem Gelände gebildet hat. Eine grobe Karte bietet einen Überblick auf die Siedlung. Ich hätte mir noch eine Karte des Kommandobunkers gewünscht, aber ein findiger Spielleiter kann aus der vorhandenen Beschreibung relative leicht ein eigenes Layout für den Bunker ausarbeiten.

Nach der Beschreibung des Settings folgen vier Seiten mit Beschreibungen ausgewählter Nichtspielercharaktere, komplett mit Spielwerten. Die vorgestellten Persönlichkeiten bieten an sich einiges an Konfliktpotential untereinander, und so kann innerhalb des Settings auch ein munteres Ränkespiel ohne großen Aufwand in Szene gesetzt werden. Ein weiterer Anhang beschäftigt sich mit der Beschreibung von besonderer Technologie, die nur hier zu finden ist.

Den Abschluss bilden drei kurze Abenteueransätze, die speziell auf das Setting zugeschnitten sind. Das Heft ist ebenfalls mit Illustrationen von Dusan Markovic bebildert, die extra auf das Setting zugeschnitten sind, um dem Ganzen auch visuell einen Rahmen zu geben.

Fazit: Der „Heredium Spielleiterschirm“ ist, wie auch die übrigen Vertreter seiner Gattung, nicht unbedingt für das Spiel notwendig, aber wer sich hinter einem Schirm sicherer fühlt oder alle Tabellen vor sich haben will, ohne lange zu blättern, der kann das hier mit dem gebührenden Stil tun. Das präsentierte Setting ist wirklich gut ausgearbeitet und bietet trotz kleiner Schwächen eine Fülle an Abenteueransätzen. Der Preis orientiert sich an dem in der Branche dafür üblichen, und kann aufgrund der Verarbeitung des Schirms und auch des Settings als durchaus gerechtfertigt angesehen werden.


Spielleiterschirm
Spielhilfe
Andreas Loos, Dusan Markovic
13Mann Verlag 2010
ISBN: 9783941420717
6 S. + 18 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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