SPIEL 2017: Rundschau über die wichtigsten Neuheiten im Brettspielbereich

Für viele sind die vier Tage der Spiel in Essen der wichtigste Termin des Jahres. Auch dieses Jahr sind 182.000 Menschen durch die Messehallen geschlendert (manch einer auch gehetzt) und haben sich die über 1.200 neuen Spiele angeschaut. Wie jedes Jahr sind die vier Tage nicht lang genug, um alles genauer in Augenschein zu nehmen, weswegen wir hier einen kleinen Überblick über die wichtigsten Brettspiele geben wollen und vielleicht noch so manche Kuriosität erwähnen.

von Sebastian Thies

Auch dieses Jahr war die schiere Masse an Neuheiten, die auf der Messe vorgestellt wurden, erschlagend. Asmodee alleine war in zwei Hallen vertreten, wobei sie eine sogar fast zur Hälfte in Beschlag nahmen. Mit dabei hatten sie die zweite Season von „Pandemy Legacy“, die genauso viel Spaß und Überraschung wie die Erste bieten dürfte. Außerdem gab es eine Erweiterung für „Splendor“, welches im Jahr 2014 zum „Spiel des Jahres“ nominiert war. Auch für Fans von „Mysterium“ gibt es mit der Erweiterung „Lügen & Geheimnisse“ Neues. Da Asmodee in Deutschland auch viele Spiele von anderen Firmen auf den deutschen Markt bringen, konnte man sich bei ihnen auch diverse andere Spiele anschauen. So gab es z.B. die deutsche Version von „Der Pate“, bei dem die Spieler die Rolle von Mafiosi übernehmen und durch Worker Placement mit Hilfe ihrer Schurken und Familienmitglieder versuchen, so viel Geld wie Möglich am Don vorbei in die eigene Tasche zu schaffen.

Zu den absoluten Publikumsmagneten zählten neben DLP und Feuerland Spiele auch der Schwerkraftverlag. Wer bei einem dieser drei Stände etwas kaufen wollte, musste einiges an Wartezeit in Kauf nehmen. DLP hatte den neuen Titel von Reiner Stockhausen im Programm. Wie sein Vorgänger „Orleans“ handelt es sich bei dem Spiel „Altiplano“ um einen Bagbuilder, der diesmal in den Anden angesiedelt ist.  



Bei Feuerlandspiele konnte man den Nachfolger des äußerst erfolgreichen „Terra Mystica“ erstehen. Anstatt in einer Fantasy-Welt angesiedelt, dringen die Spieler in „Gaia Project“ diesmal ins Weltall vor. Mit maximal 4 Spielern muss aber vielleicht manch einer seine „Terra Mystica“-Runde verkleinern. Außerdem hatte Feuerland auch die deutsche Version des Legacy Spiels „Charterstone“ von Stonemaier Games dabei.    

Beim Schwerkraft Verlag erfreuten sich die beiden Erweiterungen für „Terraforming Mars“ großer Beliebtheit. „Hellas & Elysium“ bieten dem Spiel ein neues Brett und bei „Venus Next“ gibt es neue Karten und Konzerne, die das Spiel noch abwechslungsreicher gestalten. Außerdem konnte man sich die deutsche Version von „Klong“ kaufen, einem Deckbuilder, bei dem man versucht, Artefakte unter der Nase eines Drachen wegzuklauen, ohne dabei zu viel Lärm zu verursachen. Mit „Versunkene Schätze“ konnte man sich auch schon die erste Erweiterung zulegen, die das ganze auch unter Wasser verlagert.
 
Bei Pegasus konnte man auch einige neue Spiele bewundern. So gab es in Zusammenarbeit mit
Eggert Spiele „Reworld“ von Michael Kiesling und Wolfgang Kramer, bei dem man versucht, Kolonisten von der Erde auf einen neuen Planeten zu schiffen, indem man sein Raumschiff richtig ausbaut. Zusammen mit Edition Spielwiese erscheint bei Pegasus auch „Noria“, das erste Spiel von Sophia Wagner. Das Spiel verwendet ein Drehrad, das einem zeigt, welche Aktionen man ausführt. Diese Drehrad ist jedoch modifizierbar, weswegen einige hier auch schon von Wheelbuilding sprechen.

Ein interessantes Programm hatte auch Pandasaurus Games vor Ort. Bei „Coaster Park“ bieten die Spieler auf verschiedene Achterbahnelemente die zusammengesetzt werden müssen. Eine Murmel, die dann die Bahn abfährt, gibt an, wie viele Punkte man erhält. Jedes Teil, das die Murmel passiert, ohne von der Bahn zu fliegen, wird gewertet.

„Dinosaur Island“ dürfte der Traum für jeden „Jurassic Park“-Fan sein. Hier baut jeder Spieler seinen Dinosaurier-Park auf und muss die Tiere unter Kontrolle halten, da gefressene Besucher nicht gut fürs Geschäft sind. Und wer schon immer mal wissen wollte, wie es als Kurier in der Welt von „Mad Max“ ist, sollte sich „Wasteland Express Delivery Service“ anschauen.



Mit 9,9 kg dürfte „Gloomhaven“ wohl zu den schwersten Spielen auf der Messe gehört haben. Das Spiel, das gerade die Auslieferung seiner äußerst erfolgreichen zweiten Kickstarter-Kampagne hat, war nur in geringer Auflage vor Ort und schon am Samstag ausverkauft. Inwiefern dieser Dungeon Crawler, der ohne Würfel auskommt, im Handel erhältlich sein wird, bleibt abzuwarten.

Für diejenigen, die keine Lust hatten, große Spiele zu transportieren oder Regeln im Vorfeld zu lesen, sind die Fast-Forward-Spiele von Friedemann Friese geeignet. Bei den drei Spielen „Furcht“, „Festung“ und „Flucht“ werden die Karten ungemischt aus der Packung genommen und es wird gleich losgelegt. Die Regeln des Spiels kommen mit dem Ziehen der Karten ins Spiel. Jedes der Spiele verändert sich auch mit jedem weiteren Spiel. Ein Prinzip, das schon in seinem Spiel „Fabelsaft“ aus dem Vorjahr zum Zuge kam. Somit kann man das Spiel auch jederzeit wieder in seine Startversion zurück setzen.

Auch für Fans von „Herr der Ringe“ gab es dieses Jahr wieder ein neues Spiel. „Hunt for the Ring“ ist ein Hidden-Movement-Spiel im Stil von „Scotland Yard“. Ein Spieler übernimmt Gandalf, der dafür sorgen muss, dass Frodo mit dem Ring in Sicherheit bleibt, während die anderen Spieler die Rolle der Ringgeister übernehmen und den Ring suchen. Was die Sache für den Spieler von Gandalf etwas erschwert, ist die Tatsache, dass sich Frodo nicht immer so verhält wie man es sich wünscht.

Bei Portal konnte man sich die deutsche Version von „Cry Havoc“ kaufen. Als komplett neue Spiele hatten sie einmal „Alien Artifacts“, ein 4X-Kartenspiel und „First Martian“ dabei. „First Martian“ verwendet die gleichen Regelelemente wie „Robinson Crusoe“. Ob der Schwierigkeitsgrad genauso hoch ist, bleibt abzuwarten. Jedoch gibt es ein Kampagnen-System, bei dem man mit jedem Spiel eine Handlung durchspielt.

„Pulsar 2849“ ist ein Weltraumspiel, bei dem man versucht, Energie von Pulsaren zu ernten. Mit Dice Placement kann man verschiedene Aktionen ausführen, jedoch muss man die Würfel erst einmal draften. Dazu werden zu Beginn der Runde alle 9 Würfel geworfen und die Mitte ermittelt. Nimmt man nun eine höhere Zahl muss man bezahlen, nimmt man einen Niedrigeren bekommt man was.



Bei Bezier Games gab es den Nachfolger von „Castle of Mad King Ludwig“. Bei „The Palace of Mad King Ludwig“ arbeiten diesmal alle Spieler zusammen an einem Palast, der aus gleichgroßen quadratischen Räumen besteht. Tiles werden auch bei „Whistle Stop“ gelegt. Hier baut man Schienenlinien und man versucht, seine Züge die lohnendsten Strecken entlang fahren zu lassen.

Everything Epic Games scheint sich auf Brettspielen zu Filmen aus den 80ern spezialisiert zu haben. Sie hatten sowohl „Big Trouble In Little China“, welches demnächst zu erwerben sein wird, als auch die Vorabversion von „Rambo“, ihrem nächsten Kickstarter, dabei. Ob diese Spiele nicht nur mit der Qualität ihrer Miniaturen und dem Kultstatus der Filme, auf denen sie basieren, trumpfen können, bleibt abzuwarten.

Bei Huch! fiel einem sofort „Rajas of the Ganges“ auf. Inka und Markus Brand, die dieses Jahr mit den „Exit“-Spielen den „Kennerspiel des Jahres“-Preis gewonnen haben, sind auch für dieses Spiel verantwortlich. Anhand von Würfeln und Arbeitern, die man einsetzt, versucht man sein eigenes Anwesen zu verbessern und das Imperium zu unterstützen. Clou ist die doppelte „Siegpunkte-Leiste“. Man hat einen Marker für den Reichtum und einen für die Siegpunkte. Gewonnen hat derjenige, der es zuerst schafft das die beiden Marker sich treffen.

„Keyper“ ist der neue Teil in der Key-Reihe von Richard Breese. Wie in den Vorgängern, versucht auch hier der Spieler innerhalb von vier Jahreszeiten sein Reich aufzubauen. Diesmal baut man sein Dorf und seine Farm aus. Kleine Änderung zu den Vorgängern: Diesmal haben die Meeples durch ihre Farbe auch einen Beruf. So ist der braune Keyper ein spezialisierter Holzfäller.

Kosmos hatte die schon erwähnte Reihe „Exit“ mit einigen neuen Titeln dabei. Neu ist die Einstufung der Schwierigkeit auf der Schachtelvorderseite. Auch für „Catan“ gab es dieses Jahr wieder eine neue Version. Mit „Game of Thrones Catan“ geht der Dauerbrenner in den kalten Norden und bringt ein paar schöne Miniaturen mit. Mit „Das Fundament der Ewigkeit“ ist nun auch der dritte Teil der Ken-Follett-Reihe erschienen. Im Europa zur Zeit von Elizabeth I. versuchen Katholiken und Protestanten ihre Macht und Einfluss auf England, Frankreich, Spanien und Holland zu mehren. Und wem seine Konfession gerade nicht zusagt, kann diese auch mal ändern.   



Auch Uwe Rosenberg hatte dieses Jahr wieder einen neuen Titel am Start. Bei „Nusfjord“ von Lookout Games ist man der Besitzer einer Fischerei im Nusfjord in Norwegen und man versucht den Hafen und die umliegende Landschaft auszubauen. Dabei kann man nicht nur Anteile von seiner eigenen, sondern auch welche von den Firmen der Mitspielern erwerben. Man sollte aber nicht vergessen, sich auch mit den Dorfältesten gut stellen.  

Queen Games hatte das neue Spiel von Stefan Feld im Programm. Bei „Merlin“ sucht König Arthur mit Hilfe von Merlin nach einem würdigen Nachfolger aus den Rittern der Tafelrunde. Die Spieler können entweder ihre Ritter oder Merlin auf dem Aktionsring bewegen und so die Aktionen der Felder auslösen. Dabei können die Spieler entweder die Provinzen ausbauen und so ihren Einfluss erhöhen, Barbarenhorden bekämpfen oder Quests erfüllen. Also wie man es von Feld kennt, an vielen Stellen Punkte sammeln.

Dies alles ist natürlich nur ein kleiner Einblick in die Masse an Neuheiten, die es dieses Jahr wieder gab. Manch einer wird hier das ein oder andere Spiel vermissen und sich über ein anderes, das erwähnt wurde, wundern. Dies ist aber eine sehr subjektive Übersicht über die Neuheiten, die mir ins Auge gestochen sind.

Viel Spaß beim Spielen und bis nächstes Jahr auf der Messe.