Space Hulk: Todesengel

Nachrichteneingang Stufe Rot +++ Blood Angels Missionsbeschreibung 7362-1 +++ Bruder Sergeant Lorenzo, sammeln Sie Ihren Terminatorentrupp und greifen Sie den Space Hulk „Sünde der Verdammnis“ per Entertorpedo an. Extremer Symbiontenbefall an Bord. Ihr Ziel ist die Zerstörung der vorderen Feuerleitstellen. Rechnen Sie mit massivem Widerstand. Schätzungen: 44% Erfolgschance bei 86% Verlusten.

von Bernd Perplies

Na, wenn das mal keine rosigen Aussichten sind … Und doch trifft dieser kleine Stimmungstext, der sich auf der Rückseite des Spielkartons befindet, ganz gut das, was einen erwartet, wenn man das im „Warhammer 40.000“-Universum angesiedelte Kartenspiel „Space Hulk: Todesengel“ spielt. Bei „Space Hulk: Todesengel“ handelt es sich um ein kooperatives Kartenspiel für ein bis sechs Spieler, die je nach Spieleranzahl ein bis drei Kampfteams eines Terminatorentrupps von Space Marines kontrollieren. Ein Kampfteam besteht stets zu aus zwei hochgerüsteten und mit schwersten Waffen ausgestatteten Soldaten, deren Aufgabe es im Laufe des Spiels sein wird, sich durch die Korridore eines sogenannten Space Hulk – des tot im All treibenden Wracks eines gigantischen Raumschiffs – bis zu einer Zielzone vorzuarbeiten, wobei sie sich der unvermeidlichen Angriffe durch fiese, klauenbewehrte Aliens (hier Symbionten bzw. im Original Genestealers genannt) erwehren müssen.

Das Spiel wurde von Fantasy Flight Games unter Lizenz von Games Workshop entwickelt und wird auf Deutsch vom Heidelberger Spieleverlag vertrieben. Wie bei FFG-Spielen üblich, ist das Spielmaterial sehr hochwertig. Die Karten sehen allesamt sehr cool aus und wirken auch stabil genug für anhaltenden Gebrauch. Zugleich – ebenso FFG-typisch – erschrecken zunächst das 30-seitige Regelwerk und die Fülle an Details auf den Spielmaterialien, aber vieles entpuppt sich als intuitiv verständlich und jeder halbwegs erfahrene Spieler sollte daher schon nach den ersten Zügen keine Probleme mehr mit dem System haben.

Zu Beginn des Spiels werden die Symbionten und die Ereigniskarten gemischt. Anschließend wird die ebenfalls von der Spieleranzahl abhängige Startzonenkarte ausgelegt, die für das ganze Spiel festschreibt, wie stark das Space Hulk von Symbionten verseucht ist, und die zudem vorgibt, aus welchen Standortkartenstapeln (es gibt Karten mit den Nummern 1A, 1B, 1C, 2, 3 und 4) man sich verdeckt seinen Spielplan zusammenstellt. Das System wirkt kompliziert, ist aber darauf ausgelegt, einerseits Abwechslung ins Spiel zu bringen und andererseits den Schwierigkeitsgrad trotz unterschiedlicher Spieler- und damit auch Space-Marines-Zahl konstant hoch zu halten.

Anschließend wählt jeder Spieler ein Kampfteam (es gibt sie in sechs verschiedenen Farben), alle Marines werden gemischt und in einer zufälligen Reihe unter der Startzone ausgelegt. So entsteht die Startformation der Soldaten in den engen Gängen des Raumschiffs. Nun werden noch mithilfe der obersten Ereigniskarte anfänglich auftauchende Symbionten ermittelt, ein paar Gangelemente (wie eine „Tür“ oder eine „dunkle Ecke“) gemäß den Angaben auf der Startzone ausgelegt, und schon kann es losgehen.

Eine Spielrunde besteht stets aus vier Phasen. In der Aktionswahl-Phase entscheidet jeder Spieler, was sein Kampfteam machen soll. Es kann einen „Angriff“ starten, innerhalb der Formation eine „Bewegung & Aktivierung“ durchführen oder den Kollegen „Unterstützung“ zukommen lassen, wobei alle Marines eines Kampfteams (also zwei oder später oft auch nur noch einer) das Gleiche tun. Knifflig hier: Man kann eine Aktion nicht zwei Mal in Folge durchführen, sollte also auch überlegen, was man vielleicht in der nächsten Runde unternehmen will. In der Aktionsabwicklungs-Phase werden die Aktionen dann in einer durch Zahlen am linken oberen Rand der Aktionskarten festgelegten Reihenfolge durchgeführt. Anschließend greifen in der Symbiontenangriffs-Phase die Monster an, wobei diese sich dank eines Kartenmechanismus auch bewegen und die Gangseite wechseln. Letzteres machen sie sehr gerne, denn gegen einen Angriff aus dem Rücken kann ein Space Marine nichts ausrichten, weswegen jener meist tödlich endet. In der Ereignis-Phase wird zuletzt eine Ereigniskarte gezogen, die nicht nur neue Symbionten aufs Spielfeld bringt, sondern auch eine gewisse, meist unerfreuliche Entscheidung von dem Spieler, der sie gezogen hat, verlangt.

Ziel des Spiels ist es, bis zur (je nach Spielerzahl) dritten oder vierten Standortkarte vorzudringen und die dort abgedruckte Siegbedingung zu erfüllen. Hierzu muss jede vorherige Standortkarte von allen in diesem Bereich (oder zumindest auf einer Seite – links oder rechts) umherstreifenden Symbionten befreit werden. Wie viele Symbiontenkarten bei einer spezifischen Örtlichkeit auftauchen können, steht unten links und rechts auf den Karten drauf. So können im Teleportarium (eine Zone 2) links sieben und rechts fünf Symbionten auftauchen, im Giftpumpwerk (eine Zone 4) jeweils links und rechts sieben. Das Spiel wird also durchaus mit jeder Zone härter, und auch wenn man zu Beginn wie ein Feuersturm durch die noch wenigen Angreifer mäht, wird man spätestens in Zone 3 herbe Verluste einfahren, die einen Sieg letzten Endes zu einer wahrlich knappen Angelegenheit werden lassen.

Fazit: „Space Hulk: Todesengel“ ist ein Spiel mit erstaunlich atmosphärischer Entwicklung. Anfangs schrecken die Regeln und die zahlreichen kleinen Mechanismen im Detail ab. Spielt man dann los, merkt man, dass das alles doch gar nicht so schwer ist – der Spielverlauf selbst scheint allzu leicht zu sein. Und dann setzt eine Spirale des Drucks ein, die das Spiel auf die Spieler und ihre Figuren ausübt. Immer mehr Symbionten dringen auf die Space Marines ein, immer enger – buchstäblich – rücken die Gänge zusammen, immer mehr heldenhafte Opfer unter den Soldaten werden nötig, um vielleicht noch das Ziel der Mission zu erreichen. Am Ende sitzt man atemlos da, und ganz gleich, ob man als stolzer Sieger oder trauriger Verlierer aus der Partie hervorgeht, kommt man nicht umhin, Entwickler Corey Konieczka für sein tolles Spieldesign, das mit jedem Detail Stimmung zu erzeugen vermag, zu gratulieren. Definitiv eine Empfehlung für alle, die „Warhammer 40.000“ mögen oder aber die „Alien“-Filme lieben.


Space Hulk: Todesengel
Kartenspiel für 1 bis 6 Spieler
Corey Konieczka
Fantasy Flight Games / Heidelberger Spieleverlag 2010
EAN: 4015566011236
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 19,95

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