Die Tagline auf dem Buchdeckel („Ihr wurde alles genommen – außer der Sprache der Magie“) ist reißerisch. Dahinter verbirgt sich jedoch eine schöne Geschichte, die mit einem fulminanten Finale daherkommt. Es geht in dieser Geschichte der „Sianim“-Reihe um die Diebin Shamera. Jedoch ist dieser Roman eigenständig und es ist überhaupt kein Vorwissen der anderen ebenfalls eigenständigen Bücher nötig, um der Story zu folgen. Es dreht sich in „Shamera – Die Diebin“ um die Hauptperson und wenig um die Welt oder politische Verwicklungen und Entwicklungen.

Als Dieb Sham hat sich die Protagonistin im Armenviertel Fegefeuer einen Namen gemacht und hat auf ihre Art Erfolg, Ehre und den Respekt im Revier erlangt. Sie verbirgt, in Wahrheit eine Frau zu sein, zudem ist sie auch noch magiebegabt und benutzt diese Macht, was nach der letzten Invasion der Südländer unter Strafe gestellt ist. Als sie eines Tages zu spät kommt und ihr Meister von einem Wesen getötet wird, welches ein Dämon sein könnte, ist sie verzweifelt. Durch etwas Glück lernt sie den Fürst Kerim kennen und es ergibt sich, dass Morde am Königshof vermehrt auftreten. Sie wird gebeten, zu erkunden, inwieweit gewisse Adlige hier involviert sind und wird dazu als Mätresse des Fürsten am Hofe vorgestellt.

Zurück an alter Wirkungsstätte kommt ihr schnell der Verdacht, dass ihr Meister dem gleichen Täter zum Opfer gefallen sein könnte und dass es noch viel mehr Magie in Sianim gibt, als nach außen hin bekannt ist. Alsbald kostet es sie neben ihrer verbalen Stärke auch ihre ganze magische Kraft, um dem Plan des Dämons zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Aber weder weiß sie, ob sie Freunde hat, noch ob ihr geringes und zudem auch noch kaum beherrschbares magisches Talent ausreicht, um das geplante Schicksal zu vereiteln.

Die amerikanische Autorin Patricia Briggs hat bereits über 20 Romane geschrieben und ist weltweit vor allem durch ihre Werwolf-Geschichten der „Mercy Thompon“-Reihe bekannt. In ihren Anfängen und mitunter noch heute schreibt sie jedoch auch andere Fantasy. So wie eines ihrer ersten Bücher, das bereits 1998 veröffentlichte „When Demons Walk“. Dieser Roman wurde nun als „Shamera – Die Diebin“ ins Deutsche übertragen, wobei die Übersetzung durch Michael Krug gelungen ist.

Die spannende Geschichte wird mit schönen Dialogen unterfüttert und trotz der ganzen magischen Elemente ist der rote Faden immer zu sehen und wird logisch und plausibel fortgeschrieben. Anfänglich muss man nur damit klarkommen, dass die Heldin des Romans durch die Autorin kleingeredet wird. Schnell stellt sich für den Leser das Gegenteil heraus. Sie kommt nämlich ganz gut in ihrer aktuellen Welt zurecht. Sie ist jung, intelligent, magiebegabt und ihre feste Charakterstärke belegt sie auch verbal sehr gut. Dass sie nahezu allein auf der Welt ist, weiß sie somit gut zu überspielen. Es ist für sie kein Handicap. Das Kennenlernen von Fürst Kerim und die gegenseitige Sympathie, die ihr bei ihren Plänen hilft, wirken nicht sonderlich konstruiert. Es läuft einfach einmal gut für Shamera. Das Ende des Romans wird dann noch einmal intensiv, sodass man auf den letzten 60 Seiten das Buch nicht mehr freiwillig aus der Hand legt.

Fazit: „Shamera – Die Diebin“ ist ein überraschend kurzweiliger Roman mit magischen Elementen, einer sehr agilen und geistig fitten Protagonistin, einem schönen Handlungsaufbau und einem dramatischen Ende. Es ist kein purer Frauen-Roman, wenngleich Shamera alle anderen Charaktere überstrahlt und locker aussticht. Somit geht fast alles gut aus, aber wieso nicht auch einmal ein Happy End in einem Fantasy-Roman?