Shadowrun 81: Flammenmeer

Der zwergische Juwelier Stephen hat Erfolg. Zwar ist er in seinem Alltagstrott gefangen, aber seine Geschäfte laufen gut. Dann geht seine behütete Welt unvermittelt in einem Flammenmeer unter. Welche Rolle spielt das zuletzt erhaltene Amulett? Wem kann Stephen noch trauen? Seinem Retter, dem elfischen Ki-Adepten? Und was wollen die beiden anderen Shadowrunner? Stephen muss lernen, sich in der Welt der Schatten zurechtzufinden... und zwar schnell.

von Chris Sesterhenn

 

Trockene Fakten – die äußeren Werte:

Das Taschenbuch „Flammenmeer“ umfasst über 290 Seiten, verteilt auf gerade einmal sechs Kapitel, ohne Glossar oder Übersichtskarten, dafür aber immerhin Prolog und Epilog. Selbst die gewohnte Übersicht weiterer Shadowrun-Romane am Ende des Buches fehlt diesmal. Das Titelbild greift die Flammen und das Amulett aus der Geschichte auf und kombiniert es mit einem alten und bedrohlich wirkenden Gesicht zu einem stimmungsvollen Ganzen.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:


Jan-Tobias Kitzel erzählt in seinem Roman „Flammenmeer“ die Geschichte des zwergischen Juweliers Stephen Hodovitsch. Sein Laden im Rhein-Ruhr-Plex läuft gut, etwas Wohlstand sichert den sozialen Status. Stephen gönnt sich gerne etwas Luxus, um seinen Alltag nach getaner Arbeit möglichst bequem zu gestalten. Eines Tages kommt kurz vor Ladenschluss noch ein Kunde, der ein einfaches Amulett, ein Andenken an den verstorbenen Vater, aufarbeiten lassen möchte. Stephen nimmt den fast schon anspruchslosen Auftrag an. Und dann beginnen seine Probleme.

Noch am gleichen Abend muss der Zwerg feststellen, dass der Geist Von-Go in dem Amulett gefangen ist. Kurz darauf geht sein Laden, welcher direkt unterhalb seiner Wohnung liegt, in einem Flammenmeer auf. Stephen bleibt nur die Flucht, die aber sehr schnell von einigen Schlägern gestoppt wird. Das Ende bereits vor Augen, wird Stephen in letzter Sekunde von Renegade, einem elfischen Ki-Adepten, gerettet. Dieser erklärt sich bereit, dem Zwerg bei der Bewältigung seiner Probleme zu helfen. Der zentrale Anhaltspunkt ist das „bewohnte“ Amulett.

Doch es sind noch mehr Fraktionen hinter dem Amulett her. Eine davon bilden die beiden Shadowrunner Hammer (orkische Riggerin) und Cox (menschlicher Magier). Die Zekere-Wereld-Vereinigung hat sie ausgeschickt, das Amulett in ihren Besitz zu bringen. Und so setzt sich für Stephen die „heiße“ Phase seines Lebens fort: Auf der einen Seite wird er gejagt, auf der anderen muss er herausfinden, was es mit dem Amulett auf sich hat. Und die Erkenntnisse machen die Sache für den Zwerg und seinen Begleiter nicht einfacher...

Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:

Mit Einführung der neuen „Shadowrun“-Rollenspielversion hat sich auch der Hintergrund der Spielwelt weiterentwickelt. Und so ist es sehr erfreulich, dass Jan-Tobias Kitzel in seinem Roman „Flammenmeer“ auch auf diese Neuerungen eingeht (sehr auffällig ist beispielsweise die neu eingeführte Augmented Reality). Somit passt der Roman schon einmal zur neuen Version des „Shadowrun“-Regelwerks.

Der Schreibstil in „Flammenmeer“ ist eher unkompliziert und geradlinig, passt aber sehr gut zu den Beschreibungen von Orten und Charakteren sowie den einzelnen Spannungsbögen. Insgesamt konnte dies zumindest meine Lesefreude kontinuierlich aufrechterhalten und aufkommende Langeweile abwehren. Der Roman deckt die wichtigsten Bereiche der „Shadowrun“-Regeln (wie Kampf, Magie, Matrix oder Riggen) ab, was deutlich dazu beiträgt, ihn in der „Shadowrun“-Welt zu verankern.

Es gibt aber auch einige Kritikpunkte. Wenn einmal die Akteure (beispielsweise wird aus Cox plötzlich einmal Hammer) verwechselt werden, ist das kein Drama. Wenn eine Kontaktperson erst als Zwerg in der Geschichte erwähnt wird und 30 Seiten später dann doch ein Mensch ist, kann das vielleicht noch für Erheiterung sorgen. Wenn aber das Finale ein überraschend unkompliziertes und schnelles Ende findet, dann hinterlässt das bei mir den Eindruck, als ob dem Autor eine Vorgabe zur Seitenzahl gemacht wurde und diese Grenze zu früh erreicht wurde. Für meinen Geschmack hätte man dem Finale gerne noch drei bis fünf Seiten spendieren können.

Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

Unter dem Strich konnte mich Jan-Tobias Kitzel mit seinem Roman „Flammenmeer“ überzeugen. Auch ohne Weltuntergangsszenario, dafür mit Action, Verwicklungen und Handlungswendungen, kam bei mir nie Langeweile auf. Die enge Einbindung der neuen „Shadowrun“-Elemente erzeugt sehr schnell das erwartete „Shadowrun“-Flair – man fühlt sich einfach schnell daheim. „Flammenmeer“ eignet sich nicht nur für die alten Hasen, sondern auch durchaus für „Shadowrun“-Neulinge. Ich würde mir nur ein etwas umfassenderes Finale wünschen.

Fazit: Mit „Flammenmeer“ präsentiert Fantasy Productions einen „Shadowrun“-Roman von Jan-Tobias Kitzel, der die neue Version des „Shadowrun“-Rollenspiels aufgreift. Die kleineren Schwächen können den Gesamteindruck kaum trüben. Unter dem Strich ist „Flammenmeer“ ein gut zu lesender Roman, den ich im Mittelfeld meiner eigenen Hitliste ansiedle. Wer einfach nur einen typischen „Shadorun“-Roman sucht, sollte einen Blick riskieren.


Flammenmeer (Shadowrun-Roman Nr. 81)
Rollenspiel-Roman
Jan-Tobias Kitzel
Fantasy Productions 2007
ISBN-13: 978-3-89064-497-4
294 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

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