Shadowrun 74: Machtgelüste

Der elfische Magier Bannickburn ist am Ende. Er hat seine magischen Kräfte fast vollständig verloren – und damit seine Macht. Nur seine Freundin, die Deckerin Jackie, hält ihn noch über Wasser. Das Blatt beginnt sich zu wenden, als der Mafia-Boss Bailey Bannickburn um einen kleinen Gefallen bittet. Doch mit der neuen Macht kommen auch neue Verpflichtungen... Verpflichtungen, welche Bannickburn überhaupt nicht gefallen.

von Chris Sesterhenn

 

Trockene Fakten – die äußeren Werte:

Das Taschenbuch „Machtgelüste“ umfasst über 380 Seiten, verteilt auf stolze 29 Kapitel, mit sechs Seiten Glossar, aber leider ohne Übersichtskarten. Dafür darf eine Übersicht weiterer „Shadowrun“-Romane am Ende des Buches nicht fehlen. Das Titelbild greift eine Szene aus dem Roman auf und zeigt eine Schlägerei in einem Casino, in deren Mitte sich ein Mann mit halbem Metallschädel befindet. Das Motiv trifft zwar nicht ganz meinen Geschmack, aber es geht ja auch um den Text im Inneren des Buches.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:


Jason M. Hardy erzählt in seinem Roman „Machtgelüste“ eine Episode aus dem Kampf der rivalisierenden Mafia-Familien Bigio und Finnigan aus Seattle. Dort hinein gerät der elfische Magier Bannickburn. Genauer gesagt der ehemalige Magier. Denn Bannickburn hat bei seinem letzten großen Kampf fast seine gesamten magischen Kräfte opfern müssen. Als ausgebrannter Magier, seiner Macht beraubt, versinkt er immer weiter in seiner depressiven Stimmung. Die Deckerin Jackie, bei der er lebt, hält ihn noch vom finalen Absturz ab.

In diesem Zustand fällt er dem Mafia-Boss Quinn Bailey auf. Dieser erkennt Bannickburns verbliebenes Potenzial und setzt ihn nach und nach für immer größer werdende Aufgaben ein. Eine geradezu perfekte Vorstellung liefern Bannickburn und sein zusammengestelltes Team, als es darum geht, den mächtigen Mafia-Schläger Kader hereinzulegen.

Mit den Einnahmen aus den übertragenen Jobs steigen sowohl Bannickburns Lebensstandard als auch seine Gelüste nach neuer Macht. Und so fällt es Bannickburn erst zu spät auf, dass er sich zu tief in die Angelegenheiten der Bigio-Familie hat ziehen lassen. Der letzte große Auftrag soll Bannickburn und sein Team nach Portland führen und ihnen einen Ausweg aus den Klauen der Mafia bieten. Doch da sind noch die Finnigans und der auf Rache sinnende Kader.

Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:

Jason M. Hardy versucht, eine Mafia-Geschichte in der Welt von „Shadowrun“ zu erzählen. Sein flüssiger Schreibstil kombiniert mit der Darstellung der Hauptcharaktere und der phasenweise gut erzeugten Stimmung lassen sein Autorenpotenzial deutlich erkennen. Mir hat insbesondere der ausgebrannte Magier Bannickburn und sein Wandel vom gesellschaftlichen Wrack zum tatendurstigen Shadowrunner gefallen.

Auf der anderen Seite wirkt seine Mafia-Geschichte leider an vielen Stellen nicht zur „Shadowrun“-Welt passend. Das erste Drittel des Romans war zumindest nach meinem Empfinden recht schleppend. Wahre Lesebegeisterung wollte sich bei mir nicht einstellen. Erst mit Bannickburns Auftritt im Casino startet die erhoffte und erwartete „Shadowrun“-Atmosphäre. Ab da nimmt die Action deutlich zu und „Machtgelüste“ entwickelt sich auch von der Erzählung her zu einem „Shadowrun“-Roman.

Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

Unter dem Strich konnte mich Jason M. Hardy mit seinem Roman „Machtgelüste“ nicht überzeugen. Zwar kann er phasenweise sein Können präsentieren, aber für meinen Geschmack war der Einstieg für eine „Shadowrun“-Geschichte einfach zu schleppend. Mit der Welt von „Shadowrun“ als gewählter Kulisse verbinde ich ein gewisses Flair. Und dieses kam für mich leider erst in der zweiten Hälfte des Buches auf. Somit dürfte „Machtgelüste“ eher etwas für die Sammler oder Mafia-Interessierten unter den „Shadowrun“-Fans sein.

Fazit: Mit „Machtgelüste“ präsentiert Fantasy Productions einen nicht vollständig überzeugenden „Shadowrun“-Roman von Jason M. Hardy, welchen ich im unteren Teil meiner eigenen Hitliste ansiedle. Für mich landet „Machtgelüste“ leider in der Kategorie: Muss man nicht gelesen haben. Jason M. Hardy sollte seinen nächsten „Shadowrun“-Roman so beginnen, wie er mit „Machtgelüste“ aufgehört hat. Dann werde ich ihn auch lesen.


Machtgelüste (Shadowrun-Roman Nr. 74)
Rollenspiel-Roman
Jason M. Hardy
Fantasy Productions 2006
ISBN-13: 978-3-89064-484-4
381 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

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