Shadowrun 73: Karo Ass 1: GmbH

„Kaum ist endlich Gras über eine Sache gewachsen, kommt irgendein Esel daher und frisst es wieder weg.“ – Österreich im Jahr 2063. Die Planungen eines großen, eines wirklichen großen Runs werfen ihre Schatten voraus. Und dafür stellt die Runnerin Karo Ass ein Team zusammen...

von Chris Sesterhenn

 

Trockene Fakten – die äußeren Werte:

Das Taschenbuch umfasst stolze 400 Seiten, beinhaltet zusätzlich ein Kurzportrait  des Autors Christian Riesslegger und wird abgeschlossenen von einem Glossar für einige der verwendeten österreichischen Begriffe. Das Titelbild zeigt zwei leicht bekleidete Frauen sowie einen Kampfhubschrauber. Kleiner Bezug zum Inhalt: Unter einigen aufgewirbelten Spielkarten befindet sich auch ein Karo Ass.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:

Christian Riesslegger bietet mit „GmbH“ einen besonderen Roman: Er spielt in Österreich und ist zudem komplett im typisch österreichischen Dialekt geschrieben. Die Erzählung besteht aus verschiedenen Handlungssträngen, wobei einer sogar Ereignisse aus der Vergangenheit beschreibt. Im Kern geht es um die Runnerin Karo Ass, die nach Österreich zurückkehrt und mit ihren Vorbereitungen auf einen großen Run beginnt. Welche der Stränge und damit auch der auftretenden Personen noch wichtig für den weiteren Verlauf der gesamten Geschichte sind, lässt sich nur sehr schwer abschätzen. So bleibt zum Beispiel nicht nur das große, sondern überhaupt ein Finale vorerst aus. Doch mit „Cash Flow“ ist schon die (zwingend notwendige) Fortsetzung angekündigt. Somit dürften sich einige der Handlungsstränge auch im zweiten Band wiederfinden. Aber es bleiben leider zum Ende des Romans „GmbH“ zu viele Fragen offen.

Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei „GmbH“ um den ersten Teil des Werks von Christian Riesslegger. Bei seinem Schreibstil könnte SR auch für Satire-Roman stehen. Diese Bissigkeit, kombiniert mit einer sehr detailreichen Erzählweise, machen einen wichtigen Teil des Reizes dieses Romans aus. Hier kann der Autor mit seinen Fähigkeiten glänzen.

Etwas schwieriger wird es mit dem zweiten Punkt: der österreichische Dialekt. Was in kurzen Passagen oder bei einzelnen Personen amüsant oder authentisch wirkt, kann auf 400 Seiten zur Herausforderung werden. Daher dürften sich hieran schnell die Geister der „Shadowrun“-Fans scheiden. Aber es macht „GmbH“ auch zu einer Besonderheit, welche den Roman von der Konkurrenz deutlich abhebt.

Wer sich auf den sprachlichen Ausflug einlässt, wird in ein düsteres Österreich der Zukunft geführt. Christian Riesslegger vermag es sehr geschickt, seine Erzählung mit beschreibenden Hintergrundinformationen auszustatten. Doch im Verlauf des Romans wird das Gefühl immer stärker, dass es sich bei „GmbH“ eher um eine Einleitung als um ein eigenständiges Werk handelt. Die Erwartungshaltung für den Nachfolgeroman „Cash Flow“ wird damit erheblich gesteigert und die Messlatte sehr hoch angelegt. Als eigenständiger Roman ist „GmbH“ – unter anderem bedingt durch ein fehlendes kleines Finale – nicht geeignet. Erst im Zusammenspiel mit der Fortsetzung lässt sich die Qualität von „GmbH“ einschätzen.

Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

„GmbH“ von Christian Riesslegger wird durch seine sprachliche Orientierung die Gemeinde der „Shadowrun“-Fans eher spalten. Wer Schwierigkeiten mit der Ausdrucksweise hat, wird sich nur selten von der Satire und Beschreibungstiefe begeistern lassen. Hier ist ein Probelesen schon fast Grundvoraussetzung.

Als Einzelwerk kann „GmbH“ nicht überzeugen. Der Einleitungscharakter und der fehlende (große) Spannungsbogen verhindern klar eine bessere Einschätzung. Dies könnte aber durch den Nachfolgeroman noch einmal geändert werden und wäre Christian Riesslegger zu wünschen.

Fazit: Mit „GmbH“ präsentiert Fantasy Productions einen „Shadowrun“-Roman von Christian Riesslegger. Detailreiche Beschreibungen, bissige Satire-Elemente und ein Erzählstil komplett in österreichischem Dialekt kennzeichnen das Abenteuer um die Runnerin Karo Ass, das allerdings nur der erste Teil eines Zweiteilers ist. Ein abschließendes Fazit ist erst mit Verfügbarkeit der Fortsetzung und mit dem Abschluss der Geschichte möglich. Das Zwischenfazit lautet daher: Ohne den zweiten Teil „Cash Flow“ ist „GmbH“ nicht zu empfehlen – und ein Probelesen sollte man sich angesichts der besonderen sprachlichen Eigenheit des Romans auch gönnen.

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH, www.fanpro.com und www.f-shop.de.


Karo Ass 1: GmbH (Shadowrun-Roman Nr. 73)
Rollenspiel-Roman
Christian Riesslegger
Fantasy Productions 2006
ISBN: 3-89064-463-5
400 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

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