Shadowrun 70: Im Fadenkreuz

Eine Kofferübergabe endet in einer wüsten Schießerei. Und durch Zufall kommt dabei der unbeteiligte Rabenschamane Spider unverhofft in den Besitz heißer Ware. Doch er kann sich nicht lange darüber freuen, denn die Ware ist extrem heiß und sehr begehrt ...

von Chris Sesterhenn

 

Trockene Fakten – die äußeren Werte:

„Im Fadenkreuz“ ist ein weiterer „Shadowrun“-Roman aus dem Hause Fanpro. Wie bei vielen Romanen passt auch hier das Titelbild bedingt zu der Handlung ... man hat sich daran gewöhnt. Die Geschichte verteilt sich in dem Taschenbuch auf 296 Seiten, was einem Durchschnittswert entspricht.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:

Petra Prinz widmet sich in ihrem ersten Roman „Im Fadenkreuz“ der Rollenspiel-Welt von „Shadowrun“. Ort des Geschehens ist Berlin. Die Anarchie wurde in der Zwischenzeit in den Osten der Stadt verdrängt und durch eine Mauer begrenzt. Die Handlung des Romans ist auf zwei Haupthandlungsstränge aufgeteilt und wird von einer Art Zwischenstrang der „Gegenseite“ vervollständigt.

Auf der einen Seite geht es um den Rabenschamanen Spider, der bei einem Ausflug Zeuge eines wüsten Feuergefechts wird und seine Chance zu leichter Beute nutzt. Als vor ihm ein Flüchtender zusammenbricht, ergreift er nicht nur die Gelegenheit, sondern auch einen Koffer. Er bringt diesen zur eingehenden Untersuchung zu seinem befreundeten Rigger Ali, einem wahren Technikfan. Doch noch bevor sie das Geheimnis lüften können, stehen die ersten Schwierigkeiten in Form eines schwer bewaffneten Suchkommandos vor der Tür. Spider und Ali können im letzten Moment mit ihrer Beute – im wahrsten Sinne des Wortes – abtauchen. Nun gilt es für die beiden Runner, das Geheimnis des Koffers zu lüften, den Inhalt möglichst gewinnbringend zu veräußern und dabei am Leben zu bleiben.

Auf der anderen Seite wird das Team um den Runner Jade angeheuert, zwei vermisste Gegenstände wiederzubeschaffen. Mit sehr wenigen Anhaltspunkten und nur einem Detektor für den eingebauten Sender ausgestattet beginnt das Team seine Suche in Berlin. Da der vergangene Run in einem Desaster endete, lastet ein enormer Erfolgsdruck auf allen Beteiligten. Nur allmählich können die Runner Licht in die Schatten bringen und finden erste Anhaltspunkte für ihre Suche.

Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:

„Im Fadenkreuz“ ist der erste Roman von Petra Prinz. Sie vermag es, die einzelnen Szenen detailliert und lebhaft zu beschreiben. Da der Leser die konkurrierenden Bemühungen der beiden Runnerteams überblicken kann, ergeben sich einige sehr interessante Konstellationen in den Geschehnissen. Sehr gelungen sind die Darstellungen einiger der Charaktere – richtig markante Typen mit ihren Ecken und Kanten – sowie deren Beziehungen zueinander. Spiders Schwierigkeit in engen Räumen oder insbesondere die zwischenmenschlichen Probleme zwischen Jade und der Deckerin Gabriel schaffen es, zur Stimmung der Erzählung beizutragen.

Die Handlung von „Im Fadenkreuz“ ist sehr einfach gehalten. So muss keine globale Katastrophe abgewendet oder die Welt von einem Erzbösewicht befreit werden. Vielmehr zeigt der Roman einen Auszug aus dem Runnerleben, der in dieser Form durchaus auch in einer Spielrunde vorkommen kann. Das macht „Im Fadenkreuz“ deutlich praxisbezogener, aber es erfordert von der Autorin viel Geschick, die Spannung aufrecht zu halten. Durch die verwobenen Handlungsstränge und abwechslungsreichen Ereignisse am Rande kann die Autorin den Leser bei den Seiten halten und zum Weiterlesen anregen. Insgesamt schafft es Petra Prinz, einen soliden, abgerundeten und lesbaren Roman zu präsentieren.

Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

Der Roman von Petra Prinz ist ein eher einfacher Roman aus dem „Shadowrun“-Universum. Er bietet aktuelle Infos zum Thema Berlin und ist durch seine solide Handlung auch bestens für Einsteiger geeignet – ein klarer Pluspunkt. Durch die recht überschaubare Handlung werden eingefleischte „Shadowrun“-Fans mit dem Hang zu ausgiebiger Action hingegen nicht unbedingt auf ihre Kosten kommen. Wer sich auf „Im Fadenkreuz“ einlässt, erhält auf jeden Fall einen gut lesbaren Roman mit wenigen Langeweile-Phasen.

Fazit: „Im Fadenkreuz“ ist das Erstlingswerk von Petra Prinz und kann mit einer „praxistauglichen“  „Shadowrun“-Handlung rühmen. Im Vergleich mit anderen Romanen aus der Welt von „Shadowrun“ liegt dieser Roman aber eindeutig im unteren Bereich der Rangliste. Die Anschaffung dürfte sich nur für Sammler und Berlin-Interessierte wirklich lohnen. Alle anderen können mit „Im Fadenkreuz“ keinen großen Fehler machen, sollten sich aber über die Orientierung der Erzählung im Klaren sein.

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH, www.fanpro.com und www.f-shop.de.


Im Fadenkreuz (Shadowrun-Roman Nr. 70)
Rollenspiel-Roman
Petra Prinz
Fantasy Productions 2005
ISBN: 3-89064-543-7
296 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

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