Shadowrun 68: Cash

Geld regiert die Welt – so heißt es heute schon seit Jahrzehnten im Volksmund, und so heißt es in der erwachten sechsten Welt des „Shadowrun“-Universums erst recht. „Cash“ unterstreicht diese Tatsache auf über 700 Seiten in eindrucksvoller Weise.

von Katja Angenent

 

Österreich im Jahre 2073: Auch im verschlafenen Alpenstaat haben die Umwälzungen der modernen 6. Welt deutliche Spuren hinterlassen. Die komplizierten Verflechtungen werden anhand von Einzelschicksalen deutlich, die allerdings auch schon mal 30 Jahre in die Vergangenheit blicken.

Gonzo hat sein abgewracktes Leben bislang ganz gut gefallen, doch eines Tages bekommt er vom Arzt die Diagnose „E7“. E7 bezeichnet einen tödlichen Virus, der den Körper langsam und schmerzvoll zerstört. Es gibt zwar Heilung, doch die kostet 50.000 Nuyen. Er unternimmt alles in seiner Macht stehende, um die Kohle aufzutreiben, doch das E7 zerfrisst seinen Körper immer mehr.

Die österreichische Shadowrunnerin von Weltruf, Karo Ass, hat es auf ein hohes Tier in der Politik abgesehen. Dumm nur, dass viele andere Parteien da ebenfalls mitmischen. Aber sie ist ja keine Anfängerin mehr und besorgt sich Unterstützung in den virtuellen Welten der Matrix.

Geheimagent Novotny ist Drahtzieher einer politischen Verschwörung, bei der auf raffinierte Weise eine Meinung durchgesetzt werden soll. Denn die arabische Welt ist in dem Ereignis, das später als die Eurokriege in die Geschichte eingehen soll, auf dem Vormarsch Richtung Österreich, und Österreich hat dem Feind so gut wie nichts entgegenzusetzen.

Das sind nur einige der vielen unterschiedlichen Handlungsstränge, die Riesslegger erst zum Finale zusammenlaufen lässt. Die Vielzahl an Plots sorgt für Abwechslung und Spannung, allerdings zuweilen auch für Verwirrung. Ein bisschen weniger wäre hier wohl mehr gewesen.

Die „Shadowrun“-typische Handlung verspricht nach einem zunächst langsamen Einstieg viel Action und vermag durchaus mit anderen guten Büchern der Serie mitzuhalten. Allerdings ist es kein Zufall, dass die Handlung in Österreich spielt: Christian Riesslegger ist Österreicher und rechnet in diesem Band kräftig mit der österreichischen Politik der (jüngeren) Vergangenheit ab. Von bissig bis satirisch wird einiges aufgeboten, um den Lesern die diversen Verfehlungen auch der aktuellen Politik und des heutigen Österreichs unter die Nase zu reiben.

Doch damit nicht genug: Dieser Band weist zudem zahlreiche österreichische Wörter, Redewendungen und Satzstrukturen auf, was es zumindest den Norddeutschen nicht immer leicht macht, die Handlung ernst zu nehmen. Viele Ausdrücke sind ungewohnt, weitere klingen niedlich oder gewöhnungsbedürftig. So wird beispielsweise vor einen Namen immer (!) der bestimmte Artikel gesetzt, „erste Sahne“ wird zu „erster Schlagobers“ und ein Job ist ein „Hockn“. Zum Glück kann man diese und weitere unbekannte Ausdrücke im Anhang nachschlagen.

Fazit: „Cash“ ist im Gesamteindruck ein inhaltlich durchaus überzeugender Band der Reihe, der allerdings für manche durch das Österreichische gewöhnungsbedürftig sein wird. Für österreichische „Shadowrun“-Fans hingegen sicherlich ein besonderer Genuss!


Cash (Shadowrun-Roman Nr. 68)
Rollenspiel-Roman
Christian Riesslegger
Heyne 2009
ISBN: 978-3-453-52515-3
730 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95

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