Shadowrun 62: Quickshot

Cyberpunk, zu viele Waffen, skrupellose Konzerne und mächtige Magie – Willkommen in der Welt von „Shadowrun“. Eine dunkle Vergangenheit, zu viele Drogen, skrupellose Feinde und mächtige Probleme – Willkommen in der Welt von „Quickshot“. Der neue Roman von Lara Möller führt uns einmal mehr in die kaputte Welt von Ash alias Quickshot.

von Sebastian Strobl

 

 

Die Autorin

Lara Möller hat sich bereits einen festen Namen innerhalb des „Shadowrun“-Universums erschrieben. Bisher sind von ihr 2001 und 2003 die Romane „Ash“ und „Flynns Weg“ erschienen, außerdem wurde, ebenfalls in 2003, als Teil der Anthologie „Matrixfeuer“ die Kurzgeschichte „Timing ist alles“ veröffentlicht.

Das Buch – Fakten

Beim vorliegenden Band handelt es sich um die 2007 bei Heyne veröffentlichte Neuausgabe des zuvor bei FanPro erschienenen Werkes von Lara Möller. Auf 362 Seiten findet der Vorgängerroman „Ash“ seine Fortsetzung. Preislich entspricht er dabei mit 7,95 Euro den anderen „Shadowrun“-Romanen im Heyne-Sortiment und liegt etwas billiger als die FanPro-Version.

Einband und Titelbild sind ähnlich gestaltet wie andere Heyne-„Shadowrun“-Cover in letzter Zeit: stilvoll, gehalten im Cyberpunk-Animé-Stil, bläulich-grünliche Farbgebung und zudem haben sie rein gar nichts mit dem Inhalt zu tun.

Bindung, Satz und Lektorat sind, wie von Heyne gewöhnt, erstklassig und bieten keinen Grund zur Beschwerde. Gerade das Lektorat fällt im Gegensatz zur FanPro-Veröffentlichung positiv auf, die leider etwas mehr Rechtschreibfehler zu bieten hatte.

Das Buch – Inhalt

Mittendrin statt nur dabei. Die Handlung beginnt unvermittelt und eben mittendrin in einem geplatzten Waffendeal. Quickshot, ein drogenabhängiger, ehemaliger Rockstar aus Seattle, treffsicherer Scharfschütze und Protagonist des Romans, findet sich bei der angeblich problemlosen und einfachen Übergabe einiger Waffen plötzlich im Kugelhagel von und auf der Flucht vor Kopfgeldjägern wieder.

Kaum dass er diese abgeschüttelt hat, findet sich aber dank seines Schiebers auch schon der nächste einfache und problemlose Run. Der führt erstmal weg von Spanien, von mies bezahlten, kleinen Runs und von Kopfgeldjägern. Quickshot soll als Teil der Wachmannschaft eines Frachters die sichere Überfahrt eines Containers nach Südamerika garantieren. Es kommt, wie es kommen muss: der Frachter wird von einem gegnerischen Runnerteam überfallen. Nicht nur das Wiedersehen mit einem alten Bekannten, Pilgrim mit Namen, bereitet Quickshot dabei Probleme. Mehr oder weniger unbeschadet erreicht er, im Gegensatz zu erwähntem Frachter, Südamerika und steht dort vor der Entscheidung wie es für ihn weitergehen soll.

Seine Flucht vor Problemen, Vergangenheit und Feinden führt ihn nach einem Jahr wieder dorthin, wo sie auch begann – nach Seattle. Mitten im Präsidentschaftswahlkampf eines gewissen Dunkelzahn trifft er so auf Tinkerbell und Taurus, beide frühere Freunde und Teil der Vergangenheit, die er eigentlich lieber vergessen wollte. Ein erneutes Wiedersehen mit Pilgrim, Zombie-Cyberhunde und eine unterirdische Konzern-Forschungsanlage – alles zusammen Teil eines Runs – bilden den zweiten Teil und, zusammen mit einen 50/50-Happy End, den Abschluss des Roman.

Das Buch – Bewertung

Der Charakter des Protagonisten und dessen Entwicklung stehen im Roman klar im Vordergrund. Dieser präsentiert sich von Anfang an sympathisch, witzig, ironisch und zynisch, aber auch gezeichnet von psychischen Problemen und Drogensucht. Die Person wirkt für „Shadowrun“-Verhältnisse sehr tief und gut dargestellt, gerade auch seine dunkleren Schattierungen rücken ihn als Anti-Helden ins rechte Licht. Immer wieder geht Möller auf die Schwächen von Quickshot ein, sei es in der Szene, in der er einen Dealer aufsucht, oder bei der Begegnung mit einem Fremden auf einem Friedhof.

Überhaupt ist es erfreulich, zumindest meiner Meinung nach, dass nicht ein aalglatter, chromblinkender Überrunner mit Weltrettungsplot im Mittelpunkt steht, sondern ein echter Charakter, der mehr oder weniger in die Handlung geworfen wird. Dass nicht die Rettung der Welt, sondern „nur“ die Machenschaften eines Konzerns die Rahmenhandlung bilden – ein weiterer Pluspunkt.

Ebenfalls gut beschrieben werden die Nebencharaktere. Beispielhaft seien hier Tinkerbell und Taurus genannt, deren Verhalten gegenüber Quickshot recht realistisch wirkt. Neben guten Charakteren wird durch gut gestreute Begriffe das richtige „Shadowrun“-Gefühl erzeugt.

Der Run an sich mag recht einfach gehalten und ohne große Verwicklung und Intrigen ablaufen, spannend und interessant zu lesen bleibt der Roman aufgrund der oben angeführten Gründe und zahlreicher lustiger und intelligenter Details trotzdem. Zudem steht sprachlich gesehen „Quickshot“ klar über anderen „Shadowrun“-Romanen.

Erfreulich ist sicherlich auch, dass der Roman, wie erwähnt, auch ohne den Vorgänger „Ash“ gut zu lesen ist. Einzelne Andeutungen auf frühere Ereignisse machen eher die Figur des Quickshot interessanter, als dass durch sie die Handlung irgendwie gestört würde. „Quickshot“ sei daher jedem Shadowrunner ans Herz gelegt. Auch der geneigte SF-Leser mit weniger „Shadowrun“-Erfahrung dürfte mit dem Buch durchaus glücklich werden.

Fazit: Für mich ist „Quickshot“ einer der besten „Shadowrun“-Romane, die derzeit auf dem Markt sind. Die Handlung an sich ist sehr gradlinig, das Buch besticht aber durch die sprachliche Qualität, gut ausgearbeitete Details und hervorragende Charaktere. Von mir daher eine klare und deutliche Kaufempfehlung!


Quickshot (Shadowrun-Roman Nr. 62)
Rollenspiel-Roman
Lara Möller
Heyne 2007
ISBN: 978-3-453-52305-0
362 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 7,95

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