Trockene Fakten – die äußeren Werte:

Das Taschenbuch „Ash“ umfasst über 400 Seiten, verteilt auf 26 Kapitel, ohne Glossar, Übersichtskarten oder gelegentlich vorzufindendem Kurzporträt der Autorin Lara Möller. Dafür darf eine Übersicht weiterer „Shadowrun“-Romane am Ende des Buches nicht fehlen. Das Titelbild wirkt düster und futuristisch sowie mit Hilfe einer Explosion und erkennbaren Geschütztürmen auch leicht bedrohlich. Dennoch fehlt ein klarer Bezug zur Geschichte, was aber keine besonderen Erwartungen an den Inhalt weckt und nicht unbedingt unüblich ist.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:

Lara Möller beschreibt in ihrem Roman zwei Handlungsstränge. Der erste Strang handelt von der aufstrebenden Heavy-Metal-Band „Devil's Playground“, welche mit ihren metamenschenfreundlichen Songs mehr und mehr Fans gewinnt. Hauptanteil an diesem Erfolg hat ihr äußerst charismatischer Sänger Ash, welcher auch unangefochtener Kopf der Gruppe ist. Als die Band kurz vor dem ganz großen Durchbruch steht, will ein Poliklub die metamenschenfreundlichen Aussagen der Band unterbinden und greift dabei zu immer härteren Mitteln. Als Ash nur knapp einem Anschlag auf sein Leben entgeht, sucht er nach einem Ausweg und bittet einen seiner Kontakte aus den Schatten um Hilfe.

Der zweite Strang widmet sich dem Shadowrunner Quickshot, welcher auch Namensgeber des Nachfolgeromans ist. Quickshot arbeitet erfolgreich in den Schatten, zieht seine übernommenen Jobs eiskalt und präzise durch. Doch dabei passiert es ihm, dass er den falschen Leuten auf die Füße tritt. Schnell landet er auf einer Abschussliste und sieht sich gezwungen, tiefer in den Schatten unterzutauchen. Und wie könnte es anders sein: Das Schicksal von Quickshot und Ash ist stärker miteinander verwoben, als man zuerst denken mag. Beide müssen sich mit ihren mächtigen Gegnern auseinandersetzen und schwerwiegende Entscheidungen treffen.

Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:

Gleich vorab: Lara Möllers Erzähl- und somit auch Schreibstil kommt meinem Geschmack sehr entgegen. Ihre Geschichte um den Sänger Ash und den Shadowrunner Quickshot kommt sehr gut ohne Weltuntergangsszenarien aus, ihre Charaktere erhalten erfreulicherweise einen gewissen Grad von Tiefe und durchlaufen sogar eine leichte Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Der Verlauf der Handlung mag an einigen Stellen nicht gerade realistisch (im Sinne von „Shadowrun“) sein, aber die Detailtiefe und der Spannungsaufbau in den Beschreibungen motiviert zum Weiterlesen und lässt keine Langeweile aufkommen (zumindest war es bei mir so).

Auch wenn die Handlung des Romans eher als unkompliziert (manch ein Leser würde vielleicht die Formulierung „einfach“ wählen) einzustufen ist, gibt es ein bemerkenswertes Highlight. Lara Möller lässt ihre Leser an einem Konzert der Band „Devil's Playground“ teilhaben. Wer schon einmal von einem Konzertbesuch geschwärmt hat, wird die beschriebene Atmosphäre nachvollziehen können, die tobende Menge der begeisterten Fans spüren und die Lieder fast hören können. Und damit wären wir wieder an der Stelle, dass Lara Möllers Erzähl- und Schreibstil meinem Geschmack sehr entgegenkommt.

Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

Wer mit „Shadowrun“ überhaupt nichts anfangen kann oder das absolute Weltuntergangsszenario benötigt, wird mit „Ash“ nur bedingt bis gar nichts anfangen können. Doch allen anderen „Shadowrun“-Fans bietet Lara Möller mit „Ash“ ein rundum solides Werk, welches insbesondere durch eine dichte Atmosphäre zu begeistern vermag. Auch „Shadowrun“-Neulingen bietet dieser Roman einen sehr guten Einstieg in die Schatten der Sechsten Welt.

Fazit: Mit „Ash“ präsentiert Heyne einen rundum überzeugenden „Shadowrun“-Roman von Lara Möller, welchen ich in der Spitzengruppe meiner eigenen Hitliste ansiedle. Ich kann allen „Shadowrun“-Fans und Interessierten diesen Roman (sowie auch den Nachfolgeroman „Quickshot“) nur wärmstens empfehlen.