Shadowforce Archer: The Shop

Das Konzept der „Shadowforce Archer“ ist eine Mischung der RPGA-Projektidee wie „Living Greyhawk“ (hier „Living Spycraft“ genannt) und der fortschreitenden Geschichte der Sammelkartenspiele der Alderac Entertainment Group wie „Legend of the Five Rings“. Eine Spezialität von Alderac ist es, Kartenspiele, eine Storyline und ein Charakterrollenspiel miteinander in Einklang zu bringen. So auch bei „Shadowforce Archer“ - allerdings mit einem etwas anderem Ansatz.

von Jens Peter Kleinau

 

„Shadowforce Archer“ spielt in einer unfreundlichen fiktiven Realität nicht weit von unserer Zeit entfernt. Verschiedene Interessengruppen treiben ein finsteres und intrigantes Spiel gegeneinander, bei dem in mehr oder weniger offenen Konflikten auch reichlich Blut fließt. Eine dieser Organisationen ist „The Company“. Sie glaubt, Nordamerika unter ihrer Kontrolle und weisen Führung zu haben. Allerdings ist die Geschichte der Company nicht immer gut verlaufen. So hat sich ihre ehemalige Werkstatt für Spionagematerial und -organisation abgespalten und geht als „The Shop“ eigene finstere Wege. Vertraut mit den Methoden und dem Können der Company und ausgerüstet mit dem Feinsten an Mordmitteln ist The Shop eine starke Bedrohung, nicht nur für ihre ehemalige Muttergesellschaft, sondern für die gesamte Archer Conspiracy.

Die „Shadowforce Archer“-Quellenbücher bestehen in den ersten Kapiteln aus einer Fortführung der Storyline, die im Groben festgelegt ist. Hier spielen die Großen ihre Karten aus und die Kleinen müssen als Joker oder als Kanonenfutter herhalten (dies sind im Sinne des Rollenspiels die Spielercharaktere). Nur teilweise kann in Interaktionen sogar die große Richtung der Geschichte manipuliert werden. Die Weltgeschichte wird durch Erzählungen, Nachrichtenartikeln und authentisch wirkende Berichte geschildert. Hintergrundinformationen geben dem Spielleiter weitere Einblicke über Motive und die wahren Beweggründe.

Die fortlaufende Storyline von "Shadowforce Archer" macht auch den Hinweis der notwendigen Regelbücher ziemlich unsinnig. Es reicht bei weitem nicht, das d20-Basisbuch von „Dungeons&Dragons“ und das  „Shadowforce Archer“-Regelbuch zu besitzen. Richtiger Spielspaß entsteht erst, wenn man sich vom Beginn an die Reihenfolge der Erscheinungen hält und die Storyline durchspielt.

Im nächsten Kapitel geht es selbstredend um die spezielle Organisation, die in dem jeweiligen Quellenbuch vorgestellt wird und auch titelgebend wirkt. In diesem Fall ist das „The Shop“ und das Entstehen der Einheit wird ebenso detailliert beschrieben, wie deren Aufbau und deren Ziele. Wie „The Shop“ arbeitet, welche Methoden verwendet werden, welche spektakulären Missionen durchgeführt wurden berichtet das Kapitel in kurzen Abrissen, die zwar nicht ins Detail geben, jedoch vollständig ausreichen, um in der Rollenspielgruppe zu bestehen.

Wie in jedem d20-Werk üblich, wird man mit Regelerweiterungen beworfen. Diesmal jedoch platzt das Quellenbuch betreffend Regeln fast aus den Nähten. Das hat seine Ursache in der unglaublich technisch orientierten Organisation von „The Shop“ – der Ausrüstungsfabrik. Hier gibt es Waffen, Waffen, Waffen und natürlich Gadgets, die selbst James Bonds Q neidisch machen würden. Wer links und rechts der Linie sich bei Alderac nach „Stargate“ oder „Spycraft: Battlegrounds“ oder der „Military“-Reihe umschaut, der wird ein paar Bekannte treffen. Doch die Sammlung der Prestigeklassen, Feats, NPC-Klassen, Waffen, mechanischen Gags und anderen gemeinen Dinge ist auf den 52 Seiten überzeugend gelungen. Dazu kommen so spezielle Regeln und Informationen wie der Kampf in Schwerelosigkeit oder das Thema Einsatz von Massenvernichtungswaffen in begrenzten Konflikten.

Zuletzt wird in der schon von anderen Alderac-Systemen bekannten Art und Weise mit Abenteuerideen geworben, die sich rund um die festgelegte Weltgeschichte der Verräter aus den eigenen Reihen drehen. Ausgestattet sind die Ideen mit einem kurzen Plot, ausreichend Werten, den Keyplayern als Nichtspielercharaktere und bei Notwendigkeit einer Karte für eine resultierende Mission. Auch hier wird noch einmal deutlich, dass es kaum einen Sinn macht, in spätere Produkte einzusteigen, sondern der Spaß entsteht aus der Absicht, die Geschichte zu erleben und begrenzt mitgestalten zu können – und zwar von Anfang an.

Fazit: In der Gesamtbetrachtung ist „The Shop“ eines der interessantesten Quellenbücher der Reihe – besonders für den ausrüstungsfröhlichen Rollenspieler. Die hier vorgestellten Regeln und Dingelchen haben bisher schmerzlich gefehlt. Dabei hilft auch der Gadet-Index im Anhang, der es nun ermöglicht, über alle bisher erschienen Regel- und Quellebücher hinweg sich die Ausrüstung zusammenzustellen. Musste man sich bisher die Geräte von anderen vergleichbaren d20-Rollenspielen ausborgen, so haben wir nun ausreichend Spielmaterial für den aktiven oder paranoiden Agenten.


Shadowforce Archer: The Shop
Quellenbuch
Robert J. Defendi, Alexander Flagg, Scott Gearin u.a.
Alderac Entertainment Group 2003
ISBN: 1887953906
128 S., Softcover, englisch
Preis: $ 24,95

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