Bereits die Einbandrückseite von "Schattenkrieger" lässt aufhorchen: „Die Götter sind gefallen. Grausame Magier haben die Herrschaft über die Welt an sich gerissen. Ein Mann ist entschlossen, für die Freiheit der Menschen zu kämpfen.“ Vorn drauf noch ein Sticker mit „Für alle Fans von Game of Thrones“ und die Marketingabteilung ist glücklich. – Auf die Realität heruntergebrochen bleiben folgende Fakten: Der Engländer Luke Scull debütiert mit dem Fantasy-Roman „The Grim Company“. Dieser wird auf Deutsch von Heyne unter dem Namen "Schattenkrieger" verlegt. Auf in unnötig großer Schriftgröße bedruckten 612 Seiten wird die einzigartige Geschichte von Davarus Cole erzählt. Aber nicht nur seine Geschichte. Ebenso wie bei „A Game of Thrones“ sind selbstverständlich mehrere Hauptpersonen auszumachen, die alle unterschiedliche Beweggründe haben, das bestehende System zu ändern. Denn das ist die auffälligste Gemeinsamkeit; ein gleiches Ziel. Bei „A Game of Thrones“ will jeder den Eisernen Thron besteigen, hier wollen viele Splittergruppen die herrschenden Magier stürzen. Mitunter sogar ohne von Machtgier getrieben zu sein, um anschließend selbst zu herrschen.

Was die Magier einst vereinte, entzweit sie nun. Die alten Götter waren besiegt und jeder wollte sein Stück des Kuchens. Somit verschanzte sich jeder Magier in seinem Turm (ja, das klingt etwas zu doll nach Klischee) und wacht nun mit Argusaugen über sein Territorium, immer darauf bedacht, seine ehemaligen Mitstreiter zu beseitigen und sich deren Land unter den Nagel zu reißen, so sich nur irgendeine Gelegenheit dafür bietet. Denn nachdem sich diese Magier vor mehr als 500 Jahren erfolgreich daran machten, die Götter zu beseitigen, richtete sich jeder sein Reich ein, um auf ewig dort zu herrschen. Größtenteils als Tyrann, sodass es für die Normalsterblichen eher schlechter als besser geworden ist. Magie wird unterbunden und Begabte unschädlich gemacht. Hexen sind Ausgestoßene und die alten Götter dürfen nicht mehr verehrt werden. Das Recht des Stärkeren zählt. – Genügend Gründe, um alle gegen sich aufzubringen.

Es gibt eine schöne Hintergrundgeschichte eines der Hauptcharaktere als Abweichung zum üblichen Standard. Während normalerweise ein Durchschnittseinwohner (widerwillig) zum Held werden muss, ist es hier anders. Davarus Cole ist seinem Wissen nach der Sohn eines Helden und somit auch dazu bestimmt, eine Großtat zu seinen Lebzeiten zu vollbringen. Leider hat er dadurch eine etwas verquere Weltsicht, ist in den Augen aller anderer lächerlich und wird kaum ernst genommen. Es gibt jedoch weitere Gruppen und Einzelpersonen, wodurch jeder seinen Einfluss auf den Verlauf der Geschehnisse hat. Auch ein Möchtegernheld wie Davarus. Daneben stehen die Hexe Yllandris oder der Barbar Kayne mit ihren starken Charakteren und ihrerseits glaubwürdigen Hintergründen und Beweggründen, um die Geschichte zu vertiefen und um weitere Facetten zu bereichern.

Der Name dieses Romans passt im Deutschen nicht ganz, die Geschichte hingegen ist gelungen und zu einem Großteil abgeschlossen. In den Danksagungen des Autors erfährt man, dass es eine Trilogie werden soll. Der 2. Teil namens „The Grim Company: Sword of the North“ ist für September angekündigt. Hier klingt überraschenderweise der englische Titel sehr nach „A Game of Thrones“. Ich bin schon gespannt, was die deutsche Entsprechung sein wird.

Fazit: Luke Scull schuf mit „Schattenkrieger“ einen lesenswerten Roman, der dem Zeitgeist härterer Fantasy-Romane der Gegenwart entspricht. Dennoch kann man von den Geschehnissen und der Wortwahl diesen auch Kindern/Jugendlichen in die Hand geben. Tolle Wendungen ohne unglaubwürdige Ereignisse oder plötzliche neue Figuren führen dazu, dass man gespannt weiterlesen möchte. Gerne will man auch für die angekündigten Fortsetzungen erneut in diese sich im Umsturz befindliche Welt aufzubrechen. Ein Pluspunkt ist hierbei, dass auch Handlungsstränge abgeschlossen werden und man nicht unbedingt weiterlesen muss. Aber einmal gefangen genommen tut man dies gern. Einfach ein kurzweiliges Buch, das zu unterhalten weiß.