Sadu – Die Fürstentümer der Südlande

Seit der abgewendeten Insolvenz des herausgebenden Uhrwerk-Verlags hat die Veröffentlichungsgeschwindigkeit neuer „Splittermond“-Publikationen stark abgenommen. Vorher jedoch wurde bereits diversen lorakischen Landstrichen ein eigener Regionalband spendiert, von denen wir hier längst noch nicht alle besprochen haben. „Sadu – Die Fürstentümer der Südlande“ ist einer dieser Bände.

von André Frenzer

Bei „Sadu – Die Fürstentümer der Südlande“ handelt es sich um einen der kleineren Regionalbände. Diese erscheinen üblicherweise als Softcover und beinhalten neben der eigentlichen Regionalbeschreibung direkt ein oder mehrere kleine Abenteuer, um die vorgestellte Region zu erkunden. „Sadu“ führt dieses bewährte Schema auf 64 Seiten fort. Sadu war einst der südöstlichste Teil des großen Reiches Zhoujiang. Doch als der Stählerne Kranich das Reich spaltete, versank Sadu in den Albträumen verschiedener Nachfolgekriege. Denn das Jadesiegel, welches die Herrschaft des Militärmandarins aus Zhouijang repräsentierte, zerbrach. Seither streiten lokale Fürsten, die sich im Besitz eines Bruchstücks befinden, um die Vorherrschaft über die Südlande.

Der Band widmet sich zunächst ausführlich der Beschreibung regionaler und kultureller Begebenheiten. „Sadu“ zieht dabei seine Inspiration aus verschiedenen irdischen Quellen und hat Anleihen von einem mystischen Tibet, Indien, chinesischen Provinzen und einem Hauch Mongolei. Diese Mischung ergibt ein interessantes Setting, in dem oft das Unerwartete geschieht. Ausführlich wird außerdem die politische Lage des Landes beschrieben sowie einige der größeren Fürstentümer, die mit- und gegeneinander um die Macht ringen.

Neben den politischen und kriegerischen Ränkespielen gibt es auch noch Natur- und Ahnengeister, welche die Lande Sadus im großen Maße bevölkern. Diese zeigen zumeist recht wenig Interesse an den Problemen der anderen Völker, mischen sich aber auch zuweilen in die Streitigkeiten der Fürstentümer ein. Ein weiteres Kapitel widmet sich der sadischen Tradition der „Fehde“, denn nicht jede Meinungsverschiedenheit kann durch einen Krieg entschieden werden. So gibt es eine ausgeprägte Fehdekultur, welche sich strengen Regeln beugt, welche wiederum von der „Kaiserlichen Schiedsbehörde“ – ein von allen Fürstentümern akzeptiertes Überbleibsel der Regentschaft Zhouijangs – überwacht wird.

Rund zehn Seiten sind dann Regelerweiterungen gewidmet. Vorgestellt werden neben einer praktischen Namensliste auch neue Kulturpakete und Ausbildungsvarianten. Eine Menge stimmungsvoller Ausrüstungsgegenstände finden ebenso Platz. Der Spielleiter erhält darüber hinaus noch eine kleine Erweiterung des lorakischen Bestiariums.

Das enthaltene Abenteuer „Im Bann des Jadesiegels“ greift gleich eines der wichtigsten Themen der Regionalspielhilfe auf: den Kampf der unterschiedlichen Fürstentümer um die Bruchstücke des Jadesiegels. Das Abenteuer ist in der Stadt Ilog angesiedelt, welche einst als Hauptstadt der Südlande galt und auch heute noch zumindest die größte Stadt der Region darstellt. Hierhin bringt eine Gruppe geschickter Diebe ein Stück des Jadesiegels, welches sie von einer Tyrannin eines nahegelegenen Fürstentums gestohlen haben. Doch Ilog ist gefährlich, und so gelangt das Bruchstück über Umwege in die Hände der Abenteurer. Nun stehen sie vor schweren Herausforderungen: Wollen sie eine der um die Macht in der Stadt ringenden Parteien mit ihrem Stück des Jadesiegels unterstützen? Versuchen sie sich selbst zum Herrscher über Ilog aufzuschwingen? Oder geben sie das Stück schlicht der rechtmäßigen Besitzerin – welche im Übrigen ein paar schlagkräftige Söldner in die Stadt entsandt hat, um für eine weitere Verkomplizierung der Lage zu sorgen – wieder zurück?

„Sadu – Die Fürstentümer der Südlande“ ist eine Spielhilfe ganz nach meinem Geschmack. Nicht nur der bunt gemischte Hintergrund, welcher ein ganz eigenes Flair entwickelt, weiß mir zu gefallen. Auch, dass in Sadu hinter jeder Straßenbiegung Abwechslung und Abenteuer warten, ist toll. Durch die politisch undurchsichtige Lage gibt es für Abenteurer aller Couleur reichlich Arbeit zu erledigen. Und wer sich abseits aller Wege aufhalten möchte, findet mit den Natur- und Ahnengeistern reichlich Motive für Abenteuer in der Wildnis. Dabei gelingt es dem Band, über die dichteren Beschreibungen hinaus auch immer noch kleinere Andeutungen in die Beschreibungen mit einzufügen, um die Fantasie des Spielleiters weiter zu beflügeln. Auch das Abenteuer ist angenehm frei in seiner Anlage, was es komplex zu leiten macht, jedoch auch für maximale Bewegungsfreiheit der Spielercharaktere sorgt.

„Sadu – Die Fürstentümer der Südlande“ erscheint vollfarbig und im „Splittermond“-typischen Blauton. Der Band ist reichhaltig auf einem sehr guten Niveau bebildert. Unterschiedliche Textkästen und Tabellen lockern den Fließtext weiterhin auf. Positiv bewerten möchte ich auch Lektorat und Korrektorat. Die technische Ausführung lässt damit keine Wünsche offen.

Fazit: „Sadu – Die Fürstentümer der Südlande“ ist ein Band voller Abenteuer vor einem Hintergrund mit seinem ganz eigenen Reiz. Wer einmal das klassische „Fäntelalter“ verlassen möchte, sollte hier unbedingt einen Blick riskieren. Empfehlenswert.

Sadu – Die Fürstentümer der Südlande
Quellen- und Abenteuerband
Thomas Römer, Benjamin Hoppe u. a.
Uhrwerk Verlag 2018
ISBN: 978-3-95867-159-1
64 S., Softcover, deutsch
Preis: 14,95 EUR

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