Runenklingen 3: Finstermal

Mit „Finstermal“ ist der dritte und abschließende Band der „Runenklingen“-Trilogie für „Midgard“ erschienen. Im Finale müssen die Helden in Thame dem Hexenmeister Thalion zuvorkommen und die verbleibenden zwei Runenklingen bergen, bevor sie Saron in seine Klauen bekommt.

von Nicolas Hohmann

 

Die „Runenklingen“-Trilogie ist eine Serie von Abenteuern speziell für Einsteiger, deren besonderes Charakteristikum es ist, die für das Spiel notwendigen Regeln an der benötigten Stelle einzubinden und somit ohne weitere Regelbücher spielbar zu sein. Für 15 Euro bekommt man ein handliches Hardcoverbuch im DIN-A5-Format mit 192 Seiten. Das Cover ist in Farbe, die Seiten und die Innenabbildungen in Schwarz-Weiß. Alle Bilder sind von guter Qualität und zeigen mögliche Szenen aus dem Abenteuer. Auch das in den Text eingebettete Kartenmaterial ist übersichtlich und optisch ansprechend. Im Text verteilt finden sich immer wieder weiße und grau unterlegte Textboxen. Die weißen sind Vorlesetexte für die Spieler, die grauen Kästen enthalten die relevanten Regelpassagen, die in den vorhergehenden Bänden noch nicht abgedeckt wurden.

Nachdem der erste Band „Klingensucher“ den Fokus auf Dungeon-Crawling und Teil 2 „Wolfswinter“ das Wildnis-Abenteuer zum Thema hatte, widmet sich der dritte Band „Finstermal“ dem Abenteuer im Setting „Stadt“. Nach einer Pause auf dem Schloss ihres Lehrers Nervan, führen weitere Hinweise die Spieler nach Thame, wo es gilt, die letzten zwei verbleibenden Runenklingen, nämlich die Klinge des Wassers und die des Eises, zu bergen. In Thame selbst überschlagen sich allerdings die Ereignisse recht schnell, als die Heldentruppe bemerkt, dass nicht nur sie hinter den Schwertern her ist, sondern dass Thalion, bekannt aus dem zweiten Teil, persönlich in die Stadt gekommen ist, um die Klingen zu bergen. So werden die Abenteurer rasch zum Handeln gezwungen. Sie müssen nicht nur paranoide Magier dazu überreden, ihnen Zugang zu Informationen aus ihren Bibliotheken zu verschaffen, einen Fingerstech-Wettbewerb gewinnen, den Stadtrat auf ihre Seite ziehen und einen Vampir erledigen – am Ende müssen sie sich auch Thalion und seinem dunklen Meister Saron stellen, um die Nordmark vor einem schlimmeren Schicksal zu bewahren. Ein wirklich würdiges Ende für die lange Kampagne.

Vom Textaufbau und der Abenteuerstruktur her hat man sich alle Mühe gegeben, die Spieler ihre Charaktere frei spielen zu lassen. Zunächst beginnt das Abenteuer in Morvill auf Nervans Schloss. Mögliche Handlungen und Hinweise werden hier beschrieben, anschließend noch ein paar Begegnungen auf der Reise nach Thame. Dann folgt das Kernstück des Abenteuers, eine chronologisch angeordnete Beschreibung der Ereignisse und Folgeereignisse in Thame samt der möglichen Konsequenzen. Im Anschluss werden die Hauptfiguren und Nebendarsteller der Geschichte und die Orte, an denen die Handlung stattfinden kann, präsentiert. Das Abenteuer wird sehr offen gehalten, und die Spieler haben viele Möglichkeiten. Insgesamt also ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein gutes Stadtabenteuer auszusehen hat. Es wird einem auch sehr deutlich, wie viel Mühe dies macht.

Der Anhang enthält dann noch einmal die Zusammenfassung aller neuen Regeln sowie eine Vorstellung neuer Fertigkeiten, Zauber und magischer Gegenstände. Des Weiteren kann man online unter www.midgard-online.de zusätzlich einige Extras zur „Runenklingen“-Trilogie herunterladen, wie ein weiteres Kapitel und alternatives Ende zur Kampagne, eine Stadtbeschreibung Thames, die wirklich notwendig ist und theoretisch ins Buch gehört, sowie Charakterdatenblätter zu den Helden..

Fazit: Abschließend muss „Finstermal“ sowie die ganze „Runenklingen“-Kampagne unter zwei Fragestellungen bewertet werden. Erstens: Ist „Runenklingen“ eine gute Kampagne? Diese Frage ist definitiv mit „Ja.“ zu beantworten. Sie bietet reichlich Abwechslung, eine interessante Geschichte und findet in „Finstermal“ einen sehr guten Abschluss. Sie ist also nicht nur für Anfänger sondern auch für Veteranen ansprechend. Vom Umfang her bietet „Runenklingen“ Stoff für Dutzende Rollenspielabende und sollte sich je nach Spielfrequenz in vier bis zwölf Monaten abschließen lassen. Zweites: Ist „Runenklingen“ ein gutes Einsteigerprodukt? Dieser Aufgabe wird die Trilogie leider nur eingeschränkt gerecht, denn insgesamt sind um die 500 Seiten Text zu bewältigen und „Midgard“ gehört sicherlich zu den Rollenspielen mit umfangreichen und nicht ganz einfachen Regeln. Der Spielleiter wird die Bücher also mehrmals konzentriert lesen müssen. Ein SL-Anfänger, der aber bereit ist, einiges an Zeit in die Vorbereitung zu investieren, kann hier sein Handwerk lernen.


Runenklingen 3: Finstermal
Abenteuerband
Dirk Richter
VF&FS 2008
ISBN: 9783924714819
192 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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