„... Schreiend und brüllend rennen alle Lebewesen davon, nur noch bestrebt, ein sicheres Versteck zu finden. Schon schießt eine Feuerlanze aus dem breiten Maul und scheint alles Leben zu vernichten. Mit seinem Auftauchen haben Furcht und Schrecken Einzug gehalten in deiner Heimat, und nackte Angst ist der ständige Begleiter der Bewohner dieser Lande. Lange schon verbreitet dieses uralte Wesen seinen Schrecken; wie lange, das weiß niemand mehr zu sagen. Doch wer will das starke und mächtige Ungeheuer besiegen? Wer will es mit diesem Geschöpf der Ewigkeit aufnehmen?“

So beginnt die Einleitung zu dem neusten Brettspiel aus dem Hause Pegasus: „Im Schatten des Drachen“, einem Abenteuer-Brettspiel mit deutlichem Rollenspieleinschlag. Welche Herausforderungen die Spieler erwartet, wird ersichtlich, wenn man noch ein wenig weiterliest:

„Nur mit Mut allein ist der Kampf nicht zu gewinnen. Mit normalen Waffen sind seine schimmernden Schuppen nicht zu durchdringen. Schwerter und Pfeile prallen von seinem Hornpanzer ab, und auch die Magie der Zauberkundigen reicht nicht aus. Ohne eine magische Waffe ist der Kampf gegen den Drachen aussichtslos, doch wo kann eine solche Waffe gefunden werden? Auf uralten Schriftrollen, verborgen bei magischen Wesen überall im Land, steht geschrieben, was du für die Herstellung einer solchen Waffe benötigst. Dieses Material musst du finden und einem der berühmten Magister bringen, der daraus eine Waffe gegen den Drachen schafft. Nur mit dieser Waffe kannst du dich aufmachen, um dem grausamen Treiben des roten Schreckens ein Ende zu bereiten. Bist du bereit, dich dieser Aufgabe zu stellen?“

Spieler, die dazu bereit sind, haben zwei Möglichkeiten. Denn „Im Schatten des Drachen“ ist sowohl als alleiniges Spiel zu zweit spielbar oder aber als Erweiterung zu dem bereits erhältlichen Spiel „Rückkehr der Helden“, das von Lutz Stepponat entwickelt wurde und ebenfalls bei Pegasus erschienen ist. Ich habe das Spiel als einzelnes Spiel getestet.

Öffnet man die großformatige Pappschachtel, erwartet einen einiges an Spielinhalt: 9 Gebietskarten, 3 doppelseitige Heldenbögen weibliche/männliche Helden, 6 Spielfiguren + Aufsteller, 2 Herrenhäuser, 36 Erfahrungswürfel in drei Farben aus Holz, 15 Goldstücke aus Holz, 5 sechsseitige Würfel, 14 Lebenspunkte aus roten Glassteinen, 2 Halbedelsteine, 3 Schriftrollen-Karten, 4 Drachen-Karten, 16 Zahlenplättchen, 62 Spielmarken, 1 Stoffbeutel und natürlich das Regelheft + Einstiegsspiel.

Zu Beginn des Spieles wird mit den neun Gebietskarten das Spielfeld aufgebaut. Unterschiedliche Charakteristika (Drachenhort, Schneelandschaft etc.) sorgen für eine abwechslungsreiche Spielumgebung. An den Zugängen zu den Gebietskarten werden verdeckt Spielmarken gelegt, die vor dem Betreten des Feldes aufgedeckt werden. Dann wählt jeder der beiden Spieler aus den drei Heldentypen einen aus. Zur Wahl stehen Paladin, Halbling und Ork, jeweils als männlich oder weibliche Version mit den doppelseitig bedruckten Heldenbögen. Für das Spielfeld gibt es sechs Spielfiguren mit durchsichtigen Aufstellern. In einer Deluxe-Version gibt es die Figuren sogar aus Zinn. Nun werden die Figuren auf den vorgesehenen Orten auf dem Spielfeld platziert.

Jeder Held hat drei Eigenschaften: Nahkampf, Fernkampf und Magie, sowie eine Sonderfertigkeit. Gold, Lebenspunkte und auf dem Weg gefundene Gegenstände können auf dem Heldenbogen ablegt werden. Auch die Bewegungsrate ist abzulesen. Questen, die man auf der Reise aufsammelt und löst, können ebenfalls hier aufbewahrt werden. Das System ist eigentlich sehr gut. Die Pappkarten sind gut zu lesen, und man hat schnell einen Überblick über seine Spielfigur.

Im Laufe des Spieles sammelt man, wie man es vom Rollenspiel auch kennt, Erfahrung mit seinem Held und kann die Eigenschaften weiter verbessern. Das ist wichtig für den Kampf. Zunächst kämpft man nur mit zwei sechsseitigen Würfeln und schließlich kann man es auch fünf Würfel erhöhen.

So ziehen also die beiden Helden durch die Lande und lösen Questen und besiegen Monster. Jedes besiegtes Monster oder jede Queste wird durch eine neue Marke ersetzt und wartet dort auf den nächsten Besucher. Darunter können nun auch NSC und Drachenereignisse sein. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem ein Held gegen den Drachen antreten möchte. Dazu muss er sich einer der drei magischen Waffen bemächtigen, die man in drei Schritten erlangen kann. Nun kommt es zum Kampf Held gegen Drache, der über Sieg oder Niederlage entscheidet.

Als Erweiterung für das Spiel „Rückkehr der Helden“ bringt „Im Schatten des Drachen“ weitere Landschaftskarten, weitere Helden und einen alternativen Gegner (Drache).

Die Karten und Illustrationen gefallen und geben ein stimmungsvolles Bild. Die Anleitung ist etwas schwer verständlich, das liegt aber auch zum großen Teil an den umfangreichen Regeln.

Fazit: „Im Schatten des Drachen“ hat mir ziemlich viel Spaß gemacht beim Spielen. Gerade für Nichtrollenspieler ist es eine gute Alternative. Löblich ist, dass man die Erweiterung zum „Rückkehr der Helden“-Spiel nicht einfach so mit mehr Figuren und Karten gemacht hat, sondern ein eigenes Spiel darum gebaut hat. Beim Spielen wurde ich häufig an das gute alte „Talisman“-Spiel erinnert, an das aber „Im Schatten des Drachen“ nicht herankommt.