„Risiko“ hat schon die verschiedensten Versionen erlebt, So gab es neben dem klassischen Spiel, welches den meisten bekannt sein dürfte, auch schon mal Franchise-Editionen wie von „Star Wars“ oder „Der Herr der Ringe“. Es gab aber auch Varianten mit abgeänderten Regeln, wie die mit dem Origin Award ausgezeichnete Sci-Fi-Version „Risk 2210A.D.“. Mit „Risiko Evolution“ gibt es nun eine „Risiko“-Variante, die so manchen Brettspielsammler graue Haare bereiten dürfte, was aber nicht an der Qualität des Spieles liegt.

Das Grundprinzip ist das gleiche geblieben. Jeder Spieler entscheidet sich für eine Armee und versucht die Vorherrschaft über die Welt zu erlangen. Dazu zieht er seine Armeen über die Weltkarte, und die Schlachten werden mit Hilfe von sechsseitigen Würfeln entschieden. Der Angreifer kann je nach Anzahl seiner Armeen mit bis zu drei Würfeln würfeln, während dem Verteidiger maximal zwei zur Verfügung stehen. Die Würfel werden als einzelnes miteinander verglichen und bei Gleichstand verliert der Angreifer eine Armee, ansonsten derjenige mit der niedrigeren Augenzahl. Das ist es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten.

Wurden bei der Standard-Version noch die einzelnen Länder per Zufall zu Beginn des Spiels an die Spieler verteilt, wählt jeder Spieler bei dieser Version reihum sein Startland und stellt dort das nun vorhandene Hauptquartier und seine Startarmeen hinein. Von hier aus muss man nun versuchen, die Weltherrschaft zu erlangen, und dazu muss man nicht die ganze Welt erobern. Man gewinnt das Spiel nämlich, sobald man vier Siegpunkte erlangt hat, wobei jedes HQ einen Punkt zählt. Neben dem Erobern feindlicher HQs kann man aber auch durch Eintauschen von Ressourcen oder das Absolvieren von Missionen Siegpunkte erlangen.

Diese Missionen stehen jedoch bei den ersten Partien noch nicht zur Verfügung. „Risiko Evolution“ macht nämlich etwas, das man im Bereich der Brettspiele bisher noch nicht gesehen hat. Das Spiel entwickelt sich mit den einzelnen Partien weiter. Nehmen wir zum Beispiel die Armeen, die man am Anfang wählen kann. Im Grunde alle gleich, doch schon vor der ersten Mission bekommt jede Armee eine besondere Fähigkeit. Es gibt jeweils zwei zur Auswahl, doch hat man sich einmal für eine entschieden, ist diese fest und bleibt für jede weitere Partie, da man diese Fähigkeit per Sticker auf die Armeekarte klebt. Dies ist etwas, das wohl einigen Sammlern zu schaffen machen dürfte, da das Spielbrett und die Komponenten unwiderruflich verändert werden.

Und das macht nicht bei den Armeekarten halt. Es gibt Aufkleber, die auf das Spielbrett mit dem weiterem Verlauf geklebt werden und somit Länder mit besonderen Eigenschaften versehen (sowohl positiver als auch negativer Natur).  Ebenfalls auf dem Brett gibt es einen Abschnitt, auf dem sich die Sieger der einzelnen Partien eintragen. Hat man schon einmal gewonnen, bekommt man zu Beginn einer Partie nicht mehr den zusätzlichen Siegpunkt-Marker, sondern einen Raketenmarker, mit dem man einen Würfelwurf verändern kann. Für das Spiel bedeutet das, dass Spieler, die noch nicht gewonnen haben, einen kleinen Vorteil haben und ihre Chance steigt, sich auch mal als Sieger auf dem Brett zu verewigen.

Ist eine Partie vollendet, hat der Sieger neben seinem Namen auf dem Brett auch noch die Auswahl aus mehreren Optionen, wie er die Welt verändern kann. So kann er zum Beispiel einem Kontinent einen Namen geben, was ihm bei späteren Spielen den Vorteil bringt, dass er mehr Bonusarmeen bekommt, wenn er diesen Kontinent komplett besitzt. Oder er hat die Möglichkeit, die Karte eines Landes zu zerreißen (ja, zerreißen – die Karte wird damit wirklich zerstört). Aber auch die, die nicht gewonnen haben, können Einfluss auf die Welt nehmen. So können sie zum Beispiel, wenn sie nicht vollständig ausgelöscht wurden, die Ressourcen eines Landes, welches sie zum Ende des Spiels besessen haben, erhöhen.

Diese Ressourcen geben an, wie viele Armeen man bei ihrem Eintausch erhält. Gab es bei der klassischen Variante Armeen je nachdem wann man die Ressourcen eingetauscht hat, haben die Länder nun einen Ressourcenwert. Tauscht man nun diese ein, schaut man auf einer Tabelle nach, die einem anzeigt, wie viele Armeen man nun anhand der Anzahl der Ressourcen bekommt.  

Insgesamt wird das Spielbrett innerhalb von 15 Partien fast komplett ummodelliert. Entweder nach einer Partie oder wenn ein besonderes Ereignis stattfindet. So sind in der Spielbox zwei Fächer und vier Kartenpacks, die aufgerissen werden, sobald die Voraussetzung, die auf ihnen stehen, erfüllt sind. So kommen neue Spezialfähigkeiten, Missionen oder auch Ereignisse ins Spiel. Um was es sich genau dabei handelt, bleibt hier ungenannt, da es eine Überraschung sein soll. Ebenfalls können in diesen Packs auch neue Regeln ins Spiel kommen, da es in der Anleitung noch leere Flächen gibt, in die die neuen Regeln, die man findet, per Sticker, eingeklebt werden. Hat man einmal die 15 Partien absolviert, hat man seine eigene „Risiko“-Welt erschaffen, in der die nächsten Spiele mit dieser entwickelten Welt stattfinden können.

Fazit: Die Idee, das sich ein Brettspiel mit seinen Spielen weiterentwickelt, ist grandios und durch die verschlossenen Packs hat das Spiel auch eine Menge an Spannungspotenzial. „Risiko Evolution“ haucht dem eingestaubten Spielprinzip von „Risiko“ neues Leben ein und macht vieles richtig, was früher immer für Ärger sorgte. Zwar ist mit dem Würfelsystem immer noch Glück eine wichtige Komponente im Spiel, aber um vieles geringer als früher. Hat man die 15 Partien einmal hinter sich, dürfte das Spiel eher selten aus dem Regal geholt werden, aber diese 15 Partien bieten Spaß auf allen Ebenen und bieten epische Schlachten um die Vorherrschaft auf der Siegerliste des Brettes.