Rippers Resurrected: Spielleiterhandbuch

Auf der diesjährigen SPIEL erblickte die Neuauflage des „Savage Worlds“-Settings „Rippers“ mit dem schönen Beinamen „Resurrected“ das Licht der Welt. Was erwartet den Spielleiter in dieser Version des viktorianischen Horror-Rollenspiels?

von André Frenzer

Entgegen der ursprünglichen Version von „Rippers“, die als einzelner Hardcoverband erschien, entschied sich Prometheus Games, die Neuauflage „Rippers Resurrected“ in einer zweibändigen Version aufzulegen. „Rippers“ erscheint damit aufgeteilt in ein „Spieler“- und ein „Spielleiterhandbuch“. Beide Bücher sind ungefähr 120 Seiten stark und liegen als Softcover in einem Format vor, dass in der Größe zwischen A4 und A5 schwankt. Was aber erwartet nun den Leser im „Spielleiterhandbuch“?

Das „Spielleiterhandbuch“ hält sich nicht mit langem Vorgeplänkel auf. Hintergrund und Setting wurden hinreichend im „Spielerhandbuch“ erläutert und werden hier nur noch einmal sehr, sehr grob umrissen. Stattdessen werden dem Spielleiter gleich eine ganze Menge Werkzeuge an die Hand gegeben, um seine „Rippers“-Spielrunden auf Trab zu halten. Dazu werden zunächst einmal einige neue Relikte und magische Gegenstände vorgestellt, dicht gefolgt von einigen Vorschlägen, um – in der viktorianischen Ära naturgemäß länger dauernden – Reisen abwechslungsreicher zu gestalten.

Das nächste Kapitel liefert einen recht simplen Abenteuergenerator, der für verschiedene Abenteuertypen – seien es Jagdabenteuer in der Wildnis oder eher gesellschaftlich angehauchte Intrigenabenteuer – Strukturen und Zufallsgeneratoren bietet. Ich muss gestehen, dass mir sowohl die Aufteilung der Abenteuertypen als auch die zur Verfügung stehenden Zufallstabellen zu grob und zu ähnlich in ihren weiterführenden Handlungsvorschlägen sind. Das nächste Kapitel liefert dann – passend zur Beschreibung der Hintergrundwelt im „Spielerhandbuch“ – Geheimnisse und Abenteueraufhänger für verschiedenste Orte auf der viktorianischen Weltkarte.

Das Herzstück des Buches aber ist die Plotpoint-Kampagne „Rückkehr des Bösen“, die in elf Kapiteln auf 42 Seiten verteilt präsentiert wird. Die Ripper müssen sich diesmal nicht der Kabale direkt stellen, sondern einem finsteren Kult, der einen unglaublich mächtigen Dämonen aus seinem magischen Gefängnis befreien will. Davon ahnen die Ripper jedoch erst einmal äußerst wenig, denn perfiderweise erweckt der Kult – zur Ablenkung – die in der ersten Plotpoint-Kampagne besiegten Gegner der Ripper erneut zu unheiligem Leben. So kommt es zu einem Wiedersehen mit Jack the Ripper, Dracula und Dr. Frankenstein. Haben die Helden erst einmal die Pläne des Kultes durchschaut, müssen sie natürlich eiligst das entscheidende Ritual unterbinden. Die Plotpoint-Kampagne hat mir überhaupt nicht zugesagt: zu klischeehaft ist der Gegner, zu unverständlich sind einige Handlungsschwankungen, zu vorhersehbar der Gesamtverlauf. Um die Kampagne glaubhaft zu gestalten, braucht es noch einiger verbindender Abenteuer und selbst dann erhält man einen eher halbgaren Weltrettungs-Plot mit einem wenig überraschenden Finale.

Abgerundet wird das „Spielleiterhandbuch“ mit einigen vorbereiteten Kurzabenteuern, sogenannten „Savage Tales“, die in ihrer Qualität und Ausarbeitung stark schwanken. Hier sind allerdings einige wirklich nette Ideen vorhanden, die ich in der Plotpoint-Kampagne schmerzlich vermisst habe. Zum guten Schluss finden sich dann Spielwerte für mächtige Ripper aber auch einen breiten Fundus an möglichen Gegnern.

Der Band ist vollfarbig und reichhaltig illustriert. Wie schon im „Spielerhandbuch“ bewegen sich die Illustrationen dabei auf einem annehmbaren Niveau, absolute Hingucker sind aber nur wenige vorhanden. Der Text ist gut strukturiert und mit verschieden gewichteten Zwischenüberschriften klar lesbar gesetzt. Einzig in den einzelnen Abenteuern hätte ich mir an der einen oder anderen Stelle ein wenig mehr Details und Hilfestellung gewünscht. Die Tabellen sind deutlich vom restlichen Text abgesetzt und gut lesbar. Auch das Lektorat hat gute Arbeit geleistet. Für die technische Seite gibt es damit eine ordentliche Zwischennote.

Fazit: „Rippers Resurrected“ liefert ein interessantes Setting mit viel Action, dramatischen Charakteren und zahlreichen finsteren Gegnern. Das „Spielleiterhandbuch“ ist letzten Endes eine unabdingbare Hilfe, wenn man in diesem Setting spielen möchte, liefert es doch alle wichtigen Spielwerte – von „A“ wie Artefakt bis „Z“ wie Zombie. Einzig das Herzstück – die Plotpoint-Kampagne und die Savage Tales – können mich nicht vollends überzeugen, was für den Spielleiter in meinen Augen eine Menge Arbeit übrig lässt.


Rippers Resurrected: Spielleiterhandbuch
Quellen- und Regelband
Simon Lucas, Sascha Schnitzer u. a.
Prometheus Games 2016
ISBN: 978-3944713472
128 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 24,95

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