Powers 2 – Rollenspiel

Eigentlich ist es ein harmloser Spaß, wenn sich Live-Action-Roleplayer (LARPer) in ihre Kostüme werfen und so tun, als würden sie große Abenteuer erleben. Ein Problem kann ein Normalo natürlich bekommen, wenn er sich einen Superheldendress in einer Welt überstreift, in der Superhelden und -schurken tatsächlich existieren.

von Bastian Ludwig

 

Inhalt

Einige Studenten, die illegalerweise Superheldenkostüme tragen, obwohl sie gar keine Superkräfte besitzen, werden ermordet. Schnell kommen die Detectives Deena Pilgrim und Christian Walker, ihres Zeichens Spezialisten für Fälle, in die die Gemeinde der Superhelden und -schurken verstrickt ist, darauf, dass die Studenten nichts weiter als Teilnehmer eines Superhelden-LARPs waren. Den Ermittlern stellt sich also die Frage, wer ein Interesse daran hat, ein paar Jugendliche zu killen.

Besprechung

„Powers 2 – Rollenspiel“ umfasst die Ausgaben 8 bis 11 der „Powers“-Heftserie, die von zwei Polizeidetectives erzählt, die in einer Welt ermitteln, in der Menschen mit Superkräften zum Alltag gehören.

Um echte Superwesen geht es dieses Mal aber nur am Rande. Stattdessen müssen die Ermittler Morde an Teenagern aufklären, die sich als Superhelden ausgeben. Und da haben wir auch schon das große Problem dieses zweiten „Powers“-Bandes. Die Verzahnung von Hardboiled-Krimi und Superhelden-Comic ist das Alleinstellungsmerkmal der Reihe. Im ersten Band „Wer ermordete Retro Girl?“ war das auch noch deutlich zu erkennen. Wir tauchten tief ein in die Gemeinde der Superhelden und -schurken, Dutzende von ihnen wurden uns in kleineren und größeren Auftritten präsentiert. In „Rollenspiel“ hingegen tauchen nun fast gar keine Superwesen mehr auf.

Der Gedanke, den Fokus auf Menschen ohne Superkräfte zu legen, ist dabei gar nicht mal so falsch. Die rollenspielenden Studenten zeigen uns eine neue Seite dieser Welt, sie zeigen uns, welche Auswirkungen die Existenz von Superwesen auf den Rest der Gesellschaft hat. Das ist ein interessanter, für eine Serie wie „Powers“ wichtiger Blickwinkel. Es wäre nur notwendig gewesen, daneben auch echte Superwesen in Erscheinung treten zu lassen, um das eigene Konzept nicht aufzugeben.

Denn was bleibt, wenn man aus einem Hardboiled-Krimi-Superhelden-Mix den Superheldenaspekt wegnimmt? Genau, eben ein Hardboiled-Krimi. Beim Erzählen einer Kriminalgeschichte konnte aber schon der erste „Powers“-Band nicht richtig überzeugen, und auch der zweite macht seinen Job nicht besser. Der Täter ist nach dem ersten Viertel bekannt, sein wenig interessantes Motiv erfährt man erst am Ende, auf dem Weg dahin gibt es Ermittlungsarbeiten ohne viel Feuer und ohne Überraschungen. Konnte man die fade Polizeigeschichte in „Wer ermordete Retro Girl?“ noch auf die Notwendigkeit einer Pilotgeschichte schieben, erst einmal die Welt und die Figuren etablieren zu müssen und deswegen auf eine komplexere Geschichte zu verzichten, hätte man sich dieses Mal einen vertrackteren Kriminalfall leisten können. Er ist aber sogar noch einfacher gehalten.

Einfach gehalten ist auch Michael Avon Oemings kantiger Zeichenstil mit den harten Schwarz-Weiß-Kontrasten und der fast monochromen Kolorierung. Der passt zwar noch immer zur Noir-Atmosphäre von „Powers“ und in einem Interview am Ende des Bandes erzählt der Zeichner auch davon, wie er diesen Stil passgenau für die Serie entwickelt hat; allein, es hilft nichts. Nach nunmehr elf Heften beginnen die detailarmen Panels und die – im zeichnerischen Sinn – flachen Figuren mich zu langweilen. Der Stil bietet einfach nicht genug Futter, um das Auge langfristig zu erfreuen. Da hilft es natürlich auch nicht, dass ein Großteil der Geschichte Figuren präsentiert, die sich in kleinen Räumen unterhalten. So etwas lässt sich zusätzlich zeichnerisch nur schwierig unterhaltsam aufbereiten.

Fazit: Ich mag nicht behaupten, „Powers 2 – Rollenspiel“ sei ein schlechter Comic. Überzeugen konnte er mich aber auch nicht. Der Blick auf die Auswirkungen der Existenz von Superhelden ist wichtig und richtig, ansonsten wird die Superheldenthematik aber so weit zurückgefahren, dass kaum mehr als eine Hardboiled-Kriminalgeschichte übrig bleibt, die nicht zu fesseln weiß und dabei auch noch optisch zwar dem Genre angemessen, aber wenig berauschend daherkommt.


Powers 2 – Rollenspiel
Comic
Brian Michael Bendis, Michael Avon Oeming
Panini Comic 2012
ISBN: 978-3-862014-07-1
112 S., Softcover, deutsch
Preis EUR 16,95

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