Planta Nubo

Worker-Placement, Engine-Building, Tile-Placement mit Polyominos und Aufträge erfüllen. Dazu ein bekanntes Autorentrio, das uns mit diesem Expertenspiel in eine Solarpunk-Ära namens Overgrown entführen will und das mit angenehmen 30 Minuten Spielzeit pro Person. Das klingt doch sehr spannend! Wir schreiben das Jahr 2123, unendliche Weiten … ach nee, das war ja Star Trek … ;-) Also auf nach Overgrown ins Jahr 2123 und lasst eure Arboren erblühen, um der Menschheit eine grüne Zukunft zu sichern.

von Sabrina

Der Inhalt

„Planta Nubo“ enthält 1 großer Spielplan, 4 persönliche Spielpläne „Arbor-Plattform“, 4 persönliche Spielpläne „Werkhäuschen“, 24 Aktionsplättchen, 30 Waldplättchen, 36 Beetplättchen, 12 Handwerksplättchen, 26 Frachtcontainerplättchen, 24 Arborlevelplättchen, 40 Standby-/Batteriemarker, 48 Plug-In-Plättchen, 68 Komposterdeplättchen, 150 Holzklötzchen „Blumen“, 4 Arborlevelanzeiger aus Holz, 4 Gartenbotladunganzeiger aus Holz, 4 Überstundenmarker, 4 Sauerstoffpunktemarker aus Holz, 4 sechsseitige „Energie“-Würfel aus Holz, 16 Werkzeugmarker, 16 Felsenplättchen, 4 Bonusmarker Gartenbotladung, 6 Solobot-Plättchen, 2 Spielhilfeplättchen,
1 Startbaum aus Holz, 90 Spielkarten, 1 Spielregel in Deutsch und eine Leseprobe zur „Planta Nubo“-Anthologie.

Zum Spiel

Jahrelang haben wir die Erde ausgebeutet, bis im Jahre 2123 fast nur noch verbrannte Erde übrig ist. In „Planta Nubo“ geht es darum, die zerstörte Welt wieder lebenswert zu machen. Auf sogenannten Arboren, riesigen Bäumen, versuchen wir, mit den uns verbliebenen technologischen Möglichkeiten, grüne Energie und Sauerstoff zu produzieren, um der Erde neues Leben einzuhauchen.

„Planta Nubo“ ist ein komplexes Expertenspiel. Das seht ihr bereits am üppigen Regelwerk mit den vielen Aktionsmöglichkeiten und Verweisen. Dementsprechend würde es hier den Rahmen sprengen, alle Möglichkeiten, die „Planta Nubo“ für euch bereithält, aufzuführen. Wer die Regeln genauer studieren möchte, kann dies auf der Seite von gamebuilders.de/spiele/planta-nubo/ sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache tun. Dazu sei angemerkt, dass die englische Anleitung bereits einige Verbesserungen zur deutschen enthält, da die deutsche Anleitung um einige Monate vorher abgeliefert werden musste. Somit konnten Stolpersteine und Regelunklarheiten im Rulebook noch ausgemerzt werden. Zum Beispiel die Anmerkung, dass der Startbaum Runde für Runde weitergegeben wird. ;-)

Nun aber los in die Solarpunk-Welt von Overgrown.

Das Herzstück von „Planta Nubo“ ist euer persönlicher Arbor, den ihr mit Beeten bestücken und mit Blumen bepflanzen wollt. Auf den geernteten Beeten können später Wälder gedeihen, die wichtigen Sauerstoff liefern. Das Liefern von Blumen an Luftfrachtschiffe generiert zudem grüne Energie, welche ihr nutzt, um euren persönlichen Energiekreislauf in Gang zu setzen. Dargestellt durch einen Würfel, der sich um euren Arbor herumbewegt. Dadurch ergeben sich weitere Aktionsmöglichkeiten, die ihr triggern könnt. Außerdem könnt ihr den Kreislauf mit weiteren Karten bestücken, um so auf weitere Aktionen zugreifen zu können und um weiteren Sauerstoff für die Endwertung zu erarbeiten. Zudem besitzt ihr ein Werkhäuschen mit persönlichen Zielen, einem Bot zur Unterstützung, eigenen kleinen Wäldern und Platz für zwei persönliche Frachtcontainer.

Neben eurem persönlichen Spielbereich gibt es eine allgemeine Spielfläche. Diese besteht aus einem Spielplan mit Frachtschiffen, zusätzlichen Ausbaukarten für euer Tableau und sogenannten Handwerken (Helfer*innen). Zudem baut ihr mit Hilfe von variablen Aktionsplättchen einen Worker-Placement-Bereich vor auch auf.

Nachdem ihr nun euren allgemeinen Spielbereich in der Mitte des Tisches und euren persönlichen Spielbereich, bestehend aus dem Arbor und dem Werkhäuschen, aufgebaut habt, geht es los. „Planta Nubo“ verläuft über 4 Spielrunden, die sich jeweils in 4 Phasen gliedern: erstens die Werkzeugphase, zweitens die Handwerksphase, drittens die Waldphase und viertens die Einkommensphase.

In der Werkzeugphase nutzt ihr 3 von 4 möglichen Werkzeugen, um Aktionen durchzuführen. Dazu liegt in der Mitte des Tisches ein Raster aus Aktionsplättchen aus. Nach vorgebender Regel platziert ihr euer Werkzeug zwischen zwei Aktionsplättchen und nutzt eine oder gegebenenfalls zwei dieser Aktionsplättchen. Folgende Aktionen stehen euch beispielsweise zur Verfügung: Ihr könnt neue Blumenbeete in eurem Arbor anpflanzen oder eine bereits vorher gepflanzte Blume an Frachtcontainer liefern, um diese in grüne Energie umzuwandeln. Ihr könnt Komposterde nehmen, um später beim Bauen von Wäldern Lücken zu füllen und den Gartenbot laden, um seine Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Außerdem könnt ihr persönliche Ziele aktivieren, um Sauerstoff in der Einkommensphase zu erhalten und einiges mehr. Des Weiteren könnt ihr in dieser Phase eure persönlichen Frachtcontainer, sofern vorhanden, beliefern, um grüne Energie zu erhalten und eine freie Modulaktion mit Hilfe eurer (aktivierten) Ausbaukarten oder Ausbauwerkstätten durchführen.

Das verbleibende Werkzeug nutzt ihr in der Handwerksphase, um die Fähigkeiten der sogenannten Handwerke zu nutzen. In jeder Runde sind 4 verschiedene Handwerke aufgedeckt. Die Fähigkeiten, die euch die Handwerke bieten ähneln dem, was ihr auf den Aktionsplättchen beziehungsweise den sogenannten Blaupausen vorfindet (etwa Gartenbot aufladen, Komposterde nehmen …). Genutzte Handwerke werden in der nächsten Runde durch neue ersetzt.

In der Waldphase pflanzt ihr entweder neue Wälder auf leeren Blumenbeeten oder ihr lasst die bereits gepflanzten Wälder wachsen, in dem ihr die Plättchen umdreht. Die Wälder geben euch Sofortboni und/oder Einkommen in Form von Sauerstoff (Siegpunkte).

In der Einkommensphase erhaltet ihr dann wertvollen Sauerstoff als Einkommen. In Höhe eures Würfels, aufgrund eurer erfüllten persönlichen Ziele oder von Wäldern, die ihr gepflanzt habt.

Nach dem Rundenende nehmt ihr eure Werkzeuge zurück. Zwischen den Ausbaukarten liegt ein Teleskop. Dies ist euer Rundenanzeiger. Legt, je nach Anzahl der spielenden Personen, 1 oder 2 Karten rechts und links neben dem Teleskop ab. Rückt dieses um eine Position nach rechts und füllt die freien Plätze auf. Entfernt genutzte Handwerke und ersetzt sie durch neue. Nun gebt ihr den Startbaum weiter. Eine neue Runde beginnt.

Nach der vierten und letzten Runde erfolgt eine abschließende Schlusswertung. Wer nun den meisten Sauerstoff geliefert hat, gewinnt „Planta Nubo“.

Selbstverständlich enthält auch „Planta Nubo“ einen Solo-Modus.

Die beigefügte Leseprobe gibt einen Vorgeschmack auf das Buch zum Spiel, welches ich hier wärmstens empfehlen kann. Die Kurzgeschichten, insbesondere die Erste, lassen einen in die Welt von Overgrown eintauchen, und ich konnte so ein gutes, vielleicht zum Teil besseres Spielverständnis als meine Mitspielenden entwickeln. Ein Makel hat das Buch allerdings. Die meisten Geschichten sind so spannend, da hätte ich gerne mehr erfahren. Was erleben die Protagonisten von Overgrown als Nächstes und was finden sie zum Beispiel noch in den Resten der Ruinen aus der Zeit von 2020 und früher?

Spieleindruck

Puh, die Anleitung hat es in sich. Prall gefüllt mit vielen Aktionsmöglichkeiten und Verweisen zu anderen Seiten. Typisch Feld möchte ich da fast sagen. ;-) Daher schon mal ein kleiner Tipp vorweg: einmal die Regeln studieren und dann drauflos spielen. Im Nachgang schauen, ob ihr noch was übersehen habt und zügig nochmal eine Runde spielen. Am besten wahrscheinlich zu zweit, da die Einstiegshürde doch recht hoch ist und ihr ansonsten ziemlich lange für eure erste Partie benötigen werdet. Es gibt viele Möglichkeiten und einiges an Regeln zu beachten. Einige Aktionen verursachen Kettenzüge und ihr müsst wirklich achtgeben, um nichts zu übersehen oder zu vergessen. Unsere zweite Runde in Zweierbesetzung lief dann auch schon viel flüssiger. Aber auch danach hatten wir noch kleinere Fehler im Spiel drin. Rechnet daher durchaus mit einer hohen Lernkurve.

Je nach Spieler*innentyp kann die Downtimefalle etwas zuschlagen. Ich finde allerdings, dass man durchaus schon recht gut vorplanen und sich gute Alternativzüge überlegen kann. Rechnet aber vor allem in den ersten Spielen mit einer etwas längeren Spielzeit als angegeben, denn ein wenig Blättern im Regelbuch bleibt nicht aus. Trotz der Einstiegshürde ist „Planta Nubo“ ein Spiel, dass mir persönlich sehr gut gefällt. Es macht unheimlich viel Spaß, neue Ziele mit unterschiedlichen Voraussetzungen erfüllen zu müssen. Die variablen Karten, Plättchen und Handwerke bieten immer wieder neue Herausforderungen. Die Mechaniken, die „Planta Nubo“ in Kombination bietet, gefallen mir richtig gut und sind hervorragend miteinander verzahnt. Dazu kommt eine Grafik, die mir ausgesprochen gut gefällt.

Lasst euch von den Zahlen und Buchstaben auf den Karten und Plättchen nicht irritieren. Sie dienen vor allem der Identifizierung, falls im Netz (etwa bei BGG) drüber diskutiert wird. Ich hätte mir tatsächlich ein etwas ausführlicheres Glossar zu „allen“ Karten gewünscht. Zwar sind die meisten Symbole erklärt und/oder selbsterklärend, aber ein häufigeres Herumblättern, um nach manchen Bedeutungen zu suchen, war nötig. Hilfreich hätte ich ebenso gefunden, wenn die Einkommensphase nicht nur mit einer Hand dargestellt worden wäre, sondern mit den 3 Symbolen aus der Anleitung. Die Startkarte S6 scheint uns im Verhältnis zu den andern 4 Batteriekarten etwas schwächer zu sein. Vor allem in Kombination mit S3. Ode. hat mir versichert, dass man diese Karte aber durchaus sehr sinnvoll einsetzen kann, die richtige Taktik vorausgesetzt. ;-) Das probiere ich dann definitiv nochmal aus.

Bei BGG hat ode. eine Alternative vorgeschlagen, um der „Willkür“ der Startkartenvergabe nicht so ausgesetzt zu sein. Kombiniert zufällig 1 Standby- und 1 Batteriekarte und bildet so 5 Combos/Sets mit je 2 Startkarten. Wählt in Spielerreihenfolge eines der Sets aus und platziert sie neben zwei beliebigen Feldern eures Arbors. Meine Idee wäre noch: Wer das Spiel beginnt, nimmt sich eine beliebige der ausliegenden Startkarten, die anderen folgen im Uhrzeigersinn. Danach nehmt ihr euch in umgekehrter Reihenfolge eine weitere Startkarte der jeweils anderen Sorte.

Wem etwas nicht ganz klar ist, sollte zuerst versuchen, aus der englischen Anleitung schlau zu werden, oder schaut bei BGG nach. Die Autoren beantworten gern alle Fragen zügig und verständlich.

Fazit: „Planta Nubo“ ist insbesondere in der Kombination mit der Anthologie ein Highlight für mich in diesem Jahr. „Planta Nubo“ hat mich nicht nur optisch sofort angesprochen, auch der Mechaniken-Mix und das Thema in Verbindung mit der Anthologie gefallen mir unheimlich gut. Die Spielmechaniken sind sinnvoll miteinander verknüpft und es macht von Mal zu Mal mehr Spaß, das Optimale herauszuholen. Und jedes Spiel verläuft durch die unterschiedlichen Startvoraussetzungen, Kartenauslagen und Handwerke etc. anders. Vor allem zu zweit wird es mit Sicherheit öfter auf den Spieletisch kommen. Vielleicht nicht unbedingt etwas für absolute Strategen, die bereits zu 100% fünf Spielzüge im Vorfeld planen wollen. Aber wer Worker-Placement, Plättchen puzzeln und Engine-Building mag, sollte sich „Planta Nubo“ unbedingt mal anschauen und testen. Und lest zumindest auch die Anthologie-Leseprobe unbedingt durch.

Planta Nubo
Expertenspiel für 1 bis 4 Spielende ab 14 Jahren
Uwe Rosenberg, Michael „Mike“ Keller, Andreas „ode.“ Odendahl, Lukas Siegmon
The Game Builders/Calderan 2023
EAN: 4260617191263
Sprache: Deutsch
Preis: 69,00 EUR

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