Planet Steam

Im Jahr 2415 hat die Interplanetarische Föderation die Besiedlung des erdnahen Planeten „Steam“ vorbereitet. Aus Schächten steigt Dampf vom Planeteninneren auf, der zur Produktion von Energie, Wasser, Erz und Quarz genutzt wird. Die Spieler vergrößern ihr Handelsimperium durch Produktion, Kauf und Verkauf dieser Rohstoffe. Angebot und Nachfrage bestimmen die Preise am Terminal. Wer die meisten Credits erwirtschaftet, gewinnt nicht nur das Spiel, sondern auch Ruhm und einen Vorstandsposten bei der Interplanetarischen Föderation.

von Peter Berneiser

 

 

Die Ausmaße der Spielverpackung sind beeindruckend und unterstreichen den Anspruch des Verlags LudoArt, hochwertige Spiele zu veröffentlichen. Diesem Anspruch wird der Verlag mit „Planet Steam“ mehr als gerecht. Das Spielmaterial, das auch in einer kleineren Spielverpackung Platz gefunden hätte, ist erstklassig. Die silbernen Tanks und deren Ausbauten sind aus Holz und hinterlassen auf dem großformatigen Spielplan einen futuristischen Eindruck. Nur die Geldscheine wirken vergleichsweise schlicht. Die Tankausbauten fallen gelegentlich ab und müssen wieder in die Tanks gesteckt werden, was aber nicht allzu störend ist.

Worum geht es bei „Planet Steam“? Die Spieler errichten Plattformen über den Schächten, aus denen Dampf aufsteigt. Auf diesen Plattformen können anschließend Tanks gebaut werden, die je nach Ausbau unterschiedliche Rohstoffe produzieren. Die Rohstoffe können für weitere Baumaßnahmen verwendet oder am Terminal gehandelt werden.

Spielvorbereitung

Jeder Spieler erhält vier Raumgleiter, in denen Rohstoffe gelagert werden können, sowie einige Rohstoffe und Credits als Startkapital zum Aufbau eines Handelsimperiums. Außerdem beginnt jeder Spieler mit zwei Plattformen auf den Schachtfeldern in der Mitte des großen Spielplans (der Spielaufbau ist festgelegt).

Spielablauf

Je nach Spielerzahl dauert ein Spiel unterschiedlich viele Jahre. Jedes Jahr ist in drei Phasen (Aufbau-, Kauf- und Produktionsphase) und den abschließenden Jahreswechsel unterteilt. Die Interplanetarische Föderation stellt den Spielern fünf Spezialisten zur Seite, die gleichzeitig die Spielreihenfolge bestimmen. Die Spielreihenfolge-Karten (SR-Karten) werden von den Spielern ersteigert. Wer in der ersten Bietrunde die meisten Credits bietet, kann sich zuerst einen Spezialisten und Bonus-Rohstoff aussuchen. Bis auf „Lady Steam“, die immer zuerst an der Reihe ist, unterstützen die Spezialisten die Spieler mit besonderen Privilegien.

Nach der Versteigerung der SR-Karten werden neue Schächte in Besitz genommen. Die senkrecht und waagrecht angeordneten Schächte bilden das Spielfeld. Bevor ein Tank gebaut werden kann, muss ein Schacht mit einer eigenen Plattform abgedeckt werden. Der „Spekulant“, einer der fünf Spezialisten, versteigert einen von ihm bestimmten Schacht. Sollte er das höchste Gebot abgeben, muss er nur die Hälfte bezahlen. Anschließend können alle Spieler versuchen, eine Plattform auf einen freien Schacht zu bauen. Der Bau gelingt, wenn man eine Baugenehmigung einsetzt oder mit einem sechsseitigen Würfel eine 4 bis 6 würfelt, ansonsten muss die Plattform auf einen benachbarten freien Schacht gelegt werden. Wer vorausschauend baut, kann sich einen großen Vorteil verschaffen.

In der Kaufphase kaufen die Spieler neue Tanks, Tankausbauten für Erz, Energie oder Quarz (ein Tank ohne Ausbau produziert Wasser) und Kompressorkuppeln, welche die Produktivität der Tanks erhöhen. Je weniger Tanks vorrätig sind, desto höher ist der Preis. Der Startspieler hat den Vorteil, sich Tanks zu günstigeren Preisen sichern zu können. Der letzte Spieler muss oft tief in die Tasche greifen. Eine Alternative zu den Tanks aus dem allgemeinen Vorratslager sind die Tanks von der Erde, die allerdings mehr Rohstoffe kosten.

Der Ausbau der Raumgleiter erhöht die Zahl der Rohstoffe, die gelagert werden können. Anschließend können die Tanks auf den eigenen Plattformen beliebig umgruppiert werden. Die Anordnung der Plattformen und Tanks ist für die Produktion der Rohstoffe in der 3. Phase wichtig.

In der Produktionsphase produzieren die Tanks je nach Tankausbau einen der begehrten Rohstoffe, benötigen für die Produktion allerdings Energie. (Die Produktion von Energie kostet keine Energie.) Tanks mit Wasserausbauten, die auf der mittleren Schachtleiste (Hauptversorgungsschächte) gebaut wurden, benötigen ebenfalls keine Energie. Hat man nicht genügend Energie, müssen einige Tanks in dieser Runde ihren Betrieb einstellen. Von nichts kommt eben nichts. Für je zwei benachbarte Tanks mit den gleichen Ausbauten wird ein zusätzlicher Rohstoff produziert. Um diesen Synergie-Effekt möglichst oft nutzen zu können, müssen die eigenen Plattformen und Tanks in den ersten beiden Phasen vorteilhaft platziert werden. Der Spezialist „Heizer“ hat das Privileg, alle Tanks in einer senkrechten Reihe zusätzliche Rohstoffe produzieren zu lassen.

Anschließend können am Terminal Rohstoffe gehandelt werden. Kauf und Verkauf der Rohstoffe haben Auswirkungen auf deren Preise. Der vorteilhafte Kauf und Verkauf der Rohstoffe erfordert etwas Übung. Wer zuerst Rohstoffe einer Art verkauft, das heißt das Angebot erhöht, kann dadurch den Preis senken. Das kann für die nachfolgenden Spieler hinderlich sein, wenn diese ebenfalls den gleichen Rohstoff verkaufen möchten. Anschließend können noch eine Besitzurkunde gekauft oder eine Baugenehmigung verkauft beziehungsweise gekauft werden.

Während des Jahreswechsels wird der Rundenmarker um eins verschoben. Außerdem werden neue Tanks dem allgemeinen Vorrat hinzugefügt, wenn genügend Energie und Erz im Terminal vorhanden sind. Durch das erhöhte Angebot können die Preise der Tanks wieder sinken. Die SR-Karten werden für die nächste Versteigerung zurückgelegt.

Spielziel

Plattformen, Tanks, Kompressorkugeln, Besitzurkunden und die restlichen Rohstoffe in den Raumgleitern sind Credits wert, die nach dem letzten Jahr (der letzten Runde) zusammengezählt werden. Der Spieler mit den meisten Credits gewinnt das Spiel.

Anmerkungen: Die Errata für die 1. Auflage der Spielanleitung stellt LudoArt als Download zur Verfügung. Des Weiteren sind zwei neue Spezialisten erschienen. Der „Saboteur“ ist der Ausgabe 3/2009 des Spiele-Magazins „Spielbox“ beigelegt (ein weiterer Spezialist wird in der Ausgabe 5/2009 veröffentlicht). Den „Manipulator“ erhält man von LudoArt gegen eine Schutzgebühr oder kostenlos, wenn man die Spielanleitung der 1. Auflage am Verlagsstand auf der Spiel 2009 in Essen vorzeigt. Die Expertenregel in der Spielanleitung ermöglicht einen variablen Spielaufbau und verändert den Ablauf beim Rohstoffhandel und ist für erfahrene Spieler eine abwechslungsreiche Alternative.

Fazit: Ein interessantes Spielelement ist das dynamische Marktsystem. Der Markt unterliegt allerdings raschen Veränderungen, die langfristige Planungen oft zunichte machen. Das Spiel, vor allem die Preisentwicklung der Rohstoffe, erfordert eine hohe Aufmerksamkeit der Spieler, eine gründliche Planung und das Erkennen günstiger Gelegenheiten. Nicht selten muss man sich in Geduld üben, bis man wieder an der Reihe ist. Die Spielanleitung ist sehr übersichtlich und mit anschaulichen Beispielen versehen. „Planet Steam“ ist ein erstklassiges Wirtschaftsspiel, das sich durch anspruchsvolle, aber nicht zu komplexe Spielmechanismen auszeichnet.


Planet Steam
Brettspiel für 2 bis 5 Spieler
Heinz-Georg Thiemann
LudoArt/Heidelberger Spieleverlag 2008
ISBN: n. a.
Spielplan, 72 Plattformen, 37 Tanks (aus Holz), 15 Quarz – Ausbauten (aus Holz), 15 Erz – Ausbauten (aus Holz), 15 Energie – Ausbauten (aus Holz), 14 Kompressorkuppeln (aus Holz), 30 x Wasser (transparente Kristalle), 30 x Quarz (schwarze Kristalle), 30 x Energie (aus Holz), 30 x Erz (aus Holz), 60 große Spielkarten, 14 Wertscheine, 1 Jahreszähler, 4 Handelsmarker, 1 Würfel, Spielgeld, 1 Kurzspielregel mit Aufbauplan, 1 Spielanleitung, deutsch
Preis: EUR 79,95

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