Piratoons

In den Schänken, wo Rum und Met in Strömen fließen, geben sich Piraten ihren Tagträumen von eindrucksvollen und majestätischen Schiffen hin und lauschen Geschichten von längst vergessenen Schätzen. Heute hat die Träumerei ein Ende, denn heute beginnt das größte Piratenabenteuer aller Zeiten. Nur wer es schafft, das eindrucksvollste Schiff zu bauen, geht als Legende in die Geschichte der Piraterie ein. Alle anderen enden als Fischfutter. Also Piraten … an die Schiffe, fertig, los!

von Oliver Adam

 

 

In dem Brettspiel „Piratoons“ vom Heidelberger Spieleverlag schlüpfen zwei bis vier Spieler in die Rolle von Piraten, die ihr Schiff mit Segeln, Schiffsteilen, Kanonen und vielen anderen Elementen ausbauen und verbessern. Als Piratenlegende und gleichzeitig zum Sieger des Spiels wird nach knapp 30 Minuten Spielzeit der Pirat ausgerufen, der das eindrucksvollste Schiff erschaffen und dadurch die meisten Rumpunkte erreicht hat.

Der Packungsinhalt fällt zuerst einmal positiv auf: Die Spielmaterialien sind sehr stabil, farbenfroh und liebevoll gestaltet und fügen sich mit ihrem humoristischen und comichaften Stil sehr schön in die Thematik ein. 2 Truhenplatten, 4 Bug- und 4 Heckteile, 24 Schiffsteile mit verschiedenen Aufbauten, 36 Anbauteile und 12 Segelteile ergeben comichaft bebildert zahlreiche Variationen zum Bau des Piratenschiffs. Die einfachen Regeln werden sehr klar und eingängig von der reich bebilderten Anleitung näher gebracht. Einzig die kleine Sanduhr, die den zeitlichen Rahmen bei den Bietrunden abgrenzen soll, hat bei den Testspielen nicht perfekt funktioniert, da man oftmals so tief in der Hektik des Geschehens war, dass man den abgelaufenen Timer schlicht übersah. Hier wäre möglicherweise eine Lösung mit akustischem Signal bei Zeitablauf zielführender gewesen.

Zu Spielbeginn erhält jeder Pirat ein Startschiff, bestehend aus einem Bug- und einem Heckteil sowie eine Mannschaft aus sechs Crewsteinen und drei Dublonen als Startkapital. Das Spiel verläuft über acht Spielrunden, wobei zu Beginn jeder Spielrunde die Schatztruhe (bestehend aus einer oberen und einer unteren Truhenplatte) mit drei neuen Schiffsteilen und sechs Ausrüstungsteilen bestückt wird. Die Gegenstände werden jedoch verdeckt (mit der unbedruckten Seite nach oben) in die Truhe gelegt. Danach werden die Truhe und die Sanduhr umgedreht und die Truhenplatte entfernt.

Und nun wird es hektisch: Alle Spieler dürfen, solange die Sanduhr läuft, gleichzeitig ihre Crewsteine auf den Teilen platzieren. Wer nach Ablauf der Sanduhr die meisten Crewsteine auf einem Bauteil liegen hat, bekommt dieses zum Einbau in sein eigenes Schiff. Bei Gleichstand bekommt kein Spieler das Bauteil. Damit es nicht zu anarchisch zugeht, gibt es für das Platzieren der Crewmitglieder einige Regeln: so darf jeder Spieler immer nur eine Figur in der Hand halten und ein Crewstein darf nach dem Legen nicht mehr bewegt werden. Zusätzlich erhält jeder Spieler für nicht gesetzte Crewsteine Dublonen, die in der folgenden Aktionsphase wichtig sind. Hier bietet jeder Spieler verdeckt eine beliebige Menge an Dublonen. Der Spieler mit den meisten Dublonen kann sich aus den bisher nicht ersteigerten Schiffsbauteilen eines aussuchen. Anschließend darf der Spieler mit dem zweithöchsten Gebot wählen und so weiter. Bei Gleichstand erhalten die beteiligten Spieler allerdings kein Schiffsteil. Danach können die Spieler die Schiffsteile an die vorgesehenen Felder auf dem Schiff anbauen.

Das Spiel erstreckt sich über acht Runden, die jeweils aus den oben beschriebenen beiden Versteigerungsrunden und der Anbauphase bestehen. Anschließend erfolgt die Endwertung, bei der die Piraten entsprechend verschiedener Schiffseigenschaften Siegpunkte erhalten. So werden Siegpunkte für das schnellste Schiff, das größte Schiff, die meisten Dublonen im Vorrat, korrekte Schiffsverbindungen und verschiedene Sets aus Anbauteilen vergeben. Der Pirat mit den meisten Siegpunkten gewinnt schließlich das Spiel und geht als Legende in die Geschichte der Piraterie ein.

Für „Piratoons“ sprechen die einfachen und schnell erlernbaren Regeln sowie die knackige Spieldauer von rund 30 Minuten. Gleichzeitig ist die Spieltiefe sehr überschaubar, sodass es für Expertenspieler schon sehr bald wenig Neues zu entdecken gibt und sich Unterforderung breit macht. Da Bietmechaniken und Zeitdruck einen großen Teil des Spielgefühls von „Piratoons“ ausmachen, muss man diese Elemente schon mögen, um Spaß an dem Spiel zu haben. Wer diese Mechaniken eher weniger schätzt, könnte in „Potion Explosion“ eine tolle Alternative finden, das ebenso hervorragende Komponenten und eingängige Regeln aufweist, gleichzeitig jedoch auf Zeitdruck und Bietverfahren verzichtet.

Fazit: „Piratoons“ ist ein einfaches, kurzweiliges und hektisches Piratenspiel mit schön gestalteten Komponenten und einem Fokus auf Bietmechaniken und Zeitdruck. Aufgrund der geringen Komplexität und Spieltiefe spricht es vor allem Casualspieler und Familien an.


Piratoons
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler ab 8 Jahre
Olivier Grégoire, Thibaut Quintens
Heidelberger Spieleverlag 2016
EAN: 4015566033696
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 34,95

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