Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra 3: Die Quantenfestung

Der Krieg der Eindecker gegen die Zweidenker um das Leben nähert sich seinem Höhepunkt. Ziel des Konflikts ist die Pan-Thau-Ra, jenes gewaltige Sporenschiff, das einst im Dienste der Kosmokraten Leben im Universum sähte, dann aber im Hyperraum verborgen wurde. Doch mit der Erhöhung der Hyperimpedanz haben sich die gottähnlichen Wesen selbst einen Bärendienst erwiesen. In Marc Hillefelds Abschlussband der "Pan-Thau-Ra"-Trilogie droht "Die Quantenfestung" in den Normalraum zurückzustürzen. Die finale Schlacht kann beginnen.

von Bernd Perplies

Wie bereits in den Rezensionen zu Band 1 und 2 der aktuellsten "Perry Rhodan"-Trilogie aus dem Heyne-Verlag beschrieben, liegt das uralte Volk der Loower im Bruderkrieg gegeneinander. Einst waren sie die Gehilfen der Kosmokraten und sähten Leben im Universum, dann wurden sie zur Einkehr gezwungen, ihres Tiefenbewusstseins – einer Art Kollektivgedächtnis – beraubt und sollten ihr Leben fürderhin in der den Orbit des Planeten Alkyra II umspannenden Stadt Schanha-Scha fristen. Die eine Hälfte der Loower nahm dies gelassen hin, ja sah in der neuen Sesshaftigkeit eine Herausforderung für kommende Generationen, eine perfekte neue Lebenswelt zu schaffen. Die anderen wollten sich mit dem Freiheitsverlust nicht abfinden und sannen auf Rache an den Kosmokraten, die als Gegner des Lebens empfunden wurden.

Im Laufe von Tausend Jahren verschärfte sich das Schisma zwischen den zwei Gruppen der Loower, den Eindenkern und den Zweidenkern – die eine Art Ersatz-Tiefenbewusstsein mit der Hilfe der aus einer anderen Dimension stammenden Telepathen-Rasse der Monaden entwickelten. Schließlich kam es zum Wettrennen zur Pan-Thau-Ra, dem Sporenschiff der Kosmokraten, das als ultimative Waffe gegen die Allmächte hinter den Materiequellen eingesetzt werden soll. Für die Zweidenker ist es ein Krieg für das Leben, denn sie sehen in den Kosmokraten, die bereits mit der Erhöhung der Hyperimpedanz bewiesen, dass sie das Leben im Universum beschränken wollen, den wahren Feind der Schöpfung. Für die Eindenker ist es aber auch ein Krieg für das Leben, denn sie fürchten, dass die Eindenker mit ihrer Wahnsinnstat, die Kosmokraten herauszufordern, der Galaxis vielmehr den Untergang bringen werden.

"Die Quantenfestung" beschreibt nun die letzte, alles entscheidende Auseinandersetzung zwischen den Eindenkern unter Hisk-Mekang und den Zweidenkern unter seinem Bruder Kilan-Gerp (ja, es handelt sich bei dem Krieg wortwörtlich um einen Bruderzwist). In das Chaos hineingeworfen, dem Dutzende von Planeten im Raum der Terranischen Liga zum Opfer fallen, sind die namhaften Helden Perry Rhodan, der von den Eindenkern gefangen gehalten wird, weil diese ihn, den Kosmokraten-Günstling, als Galionsfigur bei der Erstürmung der Pan-Thau-Ra bei sich haben wollen, Reginald Bull, der nach wie vor verzweifelt nach Perry fahndet und gleichzeitig irgendwie versucht, die Opfer unter den Bürgern der Liga so gering wie möglich zu halten, Mausbiber Gucky, der von einer geheimnisvollen Frau namens Sirken zur Pan-Thau-Ra gelockt wird, und Julian Tifflor, der in den Ruinen von Alkyra II, wo er eigentlich hatte diplomatische Beziehungen zu Loowern aufnehmen wollen, eine schlafende Schönheit aus einem Gefängnis unter einem scheinbar undurchdringlichen Schutzschirm befreien will.

Diese vier Handlungsstränge hat Hillefeld von seiner Vor-Autoren geerbt. Mit genau der richtigen Balance, um den Leser bei der Stange zu halten, schreibt er sie weiter, um dann alle Fäden, die bislang scheinbar lose nebeneinander her geführt wurden, über dem Planeten Taura zu einem fulminanten Ende zu verbinden. Neu hinzu kommt das Volk der Biophoren, die "Flachaugen", wie sie noch als reine Feinde der Loower in "Die Lebenskrieger" von Frank Borsch genannt wurden. Die in der Pan-Thau-Ra beheimatete Rasse ist das eigentliche Opfer der Krieges. Einst ein friedliches Volk, das innerhalb der gewaltigen Habitate des Sporenschiffes wie in einem Paradies lebte, wird es nun mit der Realität eines Eroberungskrieges konfrontiert und droht an seinen Folgen – Hunger, Vertreibung, Hoffnungslosigkeit – zu zerbrechen. Nur Jaumet, der einst Kontakt mit der Loowerin An-Keyt hatte, glaubt noch, dass der Konflikt auf eine andere Weise als die vollständige Auslöschung seiner Leute enden kann.

Ich möchte nicht so weit gehen, "Die Quantenfestung" als den besten Teil der Roman-Trilogie zu bezeichnen, aber er ist zweifellos der mit der meisten Action und den größten Enthüllungen (Kunststück – als Finale). Manche davon können auch Teilzeit-Rhodaner wie ich genießen, weil sie ihre Bedeutung aus dem bereits Erzählten erlangen. Ein paar andere Dinge werden in ihrer wahren Größenordnung indes wohl nur von Veteranen der Heftromanreihe erfasst werden können. Der Epilog jedenfalls ist vermutlich sehr wichtig und irgendwie notwendig gewesen, um die Kontiunität des Universums nicht zu stören – persönlich fand ich ihn nur ärgerlich, weil er das ganze Leid, das vorangegangen war, hinfällig hat werden lassen. Aber gut: Über drei missratene Seiten kann man bei 494 Seiten Gesamtlektüre hinwegsehen.
 
Im Anhang macht sich Rüdiger Schäfer "Gedanken über das Leben, das Universum und den ganzen Rest" und referiert dabei sowohl über reale Forschungsfragen als auch die Rolle von allmächtigen Schöpfungskräften – Stichwort Kosmokraten – im "Perry Rhodan"-Universum.

Fazit: Mit "Die Quantenfestung" bringt Marc Hillefeld die etwas sperrig gestartete Roman-Trilogie "Pan-Thau-Ra" zu einem dramatischen Ende. Von einigem kursiv gesetztem Gemunkel überirdischer Wesen, das ich während der Lektüre nicht so recht zuordnen konnte (über das sich aber leicht hinweglesen lässt), abgesehen, bleibt er dabei im Hier und Jetzt und zollt damit den sich zuspitzenden Ereignissen, die rasant auf die finale Schlacht hinstreben, den nötigen stilistischen Tribut.

Abschließend kann man zur "Pan-Thau-Ra"-Trilogie sagen, dass sie inhaltlich geschlossener wirkte, als ihre sechsbändigen Vorgänger. "Roman-Episoden" wie "Das Energie-Riff" von Hans Kneifel im "Odyssee"-Zyklus, die man im Grunde auch hätte komplett weglassen können, ohne damit den großen Handlungsbogen zu beschädigen, gibt es hier nicht. Wobei... ganz stimmt das auch nicht. So werden die Abenteuer von des Xenobiologen Shon Leehan auf dem Planeten Snowflake aus Band 1 nicht wirklich weitergeführt und auch Lifkom Trempter, der Botschafter der Liga auf der Extremwelt Oxtorne, spielt keine Rolle mehr. Im Nachhinein betrachtet hätte Frank Borsch hier also besser andere Akzente gesetzt, die sich stimmiger in die nachfolgende Geschichte integrieren. (Aber gut, es war der Einführungsroman, der auf die erste Raumschlacht gegen die Loower hinauslaufen sollte...) Doch abgesehen von dieser Einstiegshürde ist die "Pan-Thau-Ra"-Trilogie Fans von Perry Rhodan – auch Gelegenheitsfans – als spannende und abwechslungsreiche Raumfahrermär eindeutig zu empfehlen!


Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra 3: Die Lebenskrieger
Science-Fiction-Roman
Marc Hillefeld
Heyne 2005
ISBN: 3-453-53215-5
494 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 12,00

bei amazon.de bestellen