Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra 2: Die Trümmersphäre

Im Krieg um das Leben kämpft Loower gegen Loower. Dabei fordert der Konflikt der hochentwickelten Alienrasse nicht nur in den eigenen Reihen furchtbare Opfer, auch das Raumgebiet der Terranischen Liga, innerhalb dessen die Trümmerflotten der Loower aufeinandertreffen, droht im Chaos zu versinken. „Die Trümmersphäre“, der von Andreas Brandhorst verfasste, zweite Band der „Pan-Thau-Ra“-Trilogie, beschreibt nicht nur die verzweifelten Versuche der Menschheit, die Aliens zu stoppen, er bringt auch Licht ins Dunkel des erbitterten Bruderzwists.

von Bernd Perplies

Wir erinnern uns: In „Die Lebenskrieger“, dem ersten Band der aktuellen, dreiteiligen „Perry Rhodan“-Reihe aus dem Heyne-Verlag, waren eines Tages wie aus dem Nichts zwei gewaltige Schlachtflotten im Raum der Terranischen Liga aufgetaucht, um sich mit einer der menschlichen weit überlegenen Technologie gegenseitig unerbittlich auszulöschen. Der Anlass dieses sich entladenden Hasses entzog sich völlig dem Verständnis der fassungslos zum Schauplatz des Geschehens geeilten Terraner unter Perry Rhodan und die Loower schienen auch nicht gewillt, auf irgendein Kommunikationsangebot der Menschen einzugehen.

Der zweite Band, höchst atmosphärisch geschrieben von Andreas Brandhorst, der zuletzt mit seinem Kantaki-Zyklus (ebenfalls bei Heyne erschienen) zu begeistern wusste, liefert einige Erklärungen. Dabei ist die Handlung grob zweigeteilt, wobei sich der Gegenwartsstrang in der zweiten Hälfte etwas verästelt.

Im Hier und Jetzt erlebt Verteidigungsminister Reginald „Bully“ Bull seinen ganz persönlichen Albtraum: Sein jahrtausendelanger Weggefährte Perry Rhodan ist verschollen, möglicherweise bei der Verteidigung des Planeten Snowflake ums Leben gekommen (auch wenn er sich das nicht einzugestehen erlaubt). Nun steht Bully allein und muss die schwere Bürde tragen, den tobenden Trümmerflotten der Loower irgendwie entgegenzutreten, die aus völlig unerfindlichen Gründen eine Welt der Liga nach der anderen verwüsten. Vergeblich erscheinende Diplomatie steht gegen einen Militärschlag mit möglicherweise verheerenden Folgen für diese Seite der Galaxis. Wenn es doch nur irgendwo ein Lebenszeichen von Perry gäbe...

Der zweite und inhaltlich höher gewichtete Erzählstrang führt uns weit in die Vergangenheit, um die Entwicklung der Loowergesellschaft in den letzten 1000 Jahren schlaglichtartig zu beleuchten und damit zu erklären, wie es zu dem totalen Krieg kommen konnte, den sie in der Jetztzeit führen. Im Zentrum steht der ehemalige Pilot Karn-Terg, der nicht verwinden kann, dass sein Volk sich von den Kosmokraten sein Tiefenbewusstsein hat rauben und zur Aufgabe jeder Weltraumfahrt und Einkehr über dem Planeten Alkyra II hat bewegen lassen. Für seine Aufsässigkeit wird er zum Kinderwart degradiert, der Niedersten aller Professionen, und auf die Planetenoberfläche verbannt, derweil im Orbit über ihm langsam aber sicher alle Schiffe der Loower, die in der Galaxis verstreut waren, eintreffen, um dort eine gewaltige Stadt zu bilden, die letztlich den gesammten Planeten einhüllt. Anfangs von seiner Aufgabe völlig überfordert, entwickelt Karn-Terg im Laufe der Zeit ein Gespür für die Kinder und pflanzt in ihnen den Samen der Sehnsucht nach den Sternen, eine Tat, die nicht ohne Folgen bleiben soll.

„Die Trümmersphäre“ ist nicht unbedingt ein Roman, der vor überraschenden Wendungen strotzt. Denn letztlich glaubt wohl kein Leser, dass Perry Rhodan tot sein könnte. Und was aus den Loowern geworden ist, hat sich bereits im Vorgängerband gezeigt. So geht es Brandhorst auch weniger um einen elaborierten Spannungsaufbau mit atemberaubenden Wendepunkten als vielmehr um eine detaillierte Charakterisierung der Protagonisten. Und das ist ihm hervorragend gelungen. Hatte ich noch im ersten Roman so meine Schwierigkeiten, mit der Loowerin An-Keyt, dem Xenobiologen Shon Leehan oder dem Botschafter Lifkom Trempter mitzufiebern, so fühlt man sich dem unglücklichen Karn-Terg, der so viele Schicksalsschläge erleben muss, um am Ende doch Großes zu leisten, schon nach wenigen Seiten verbunden. An der Seite von Bully verspürt man die Last der Verantwortung für das Schicksal der Terranischen Liga. Und über den berühmten Mausbiber Gucky, der in der zweiten Hälfte der Geschichte zur Hilfe eilt und dessen Ego seine wahren Fähigkeiten noch in den Schatten stellt, kann man immer wieder schmunzeln. Einzig Resident Rhodan bleibt in seinen Aktionen leider etwas blass, wird über weite Strecken zum passiven Spielball enervierend ominöser Wesen, die ein bisschen wirken, als habe Brandhorst sie aus seinem Kantaki-Universum importiert.

Im höchst interessanten Anhang gibt Rüdiger Schäfer einen historischen Überblick über die Kosmologie, die William Voltz in die „Perry Rhodan“-Reihe vor vielen Jahren einbrachte – und welche Folgen dies bis heute auf die Heftromane und ihre Ableger hat. Das schicke Titelbild von Oliver Scholl bildet die Mitte des Cover-Triptychons, das sich ergibt, wenn man alle drei Romane nebeneinander legt. Was genau darauf zu sehen sein soll, lässt dabei einigen Raum für Interpretationen...

Fazit: Der zweite Roman der „Pan-Thau-Ra“-Trilogie, „Die Trümmersphäre“ von Andreas Brandhorst, überzeugt vor allem durch seine Protagonisten, deren individuelle Leidenswege mit viel Liebe zum charakterlichen Detail ausgeführt werden und den Leser schon nach wenigen Seiten an die Lektüre fesseln. Obendrein beantwortet das Buch eine Menge Fragen, die sich uns in Band 1 stellten. Nur eine bleibt nach wie vor ungeklärt: Wie kann der Lebenskrieg der Loower bloß beendet werden... Es bleibt spannend.


Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra 2: Die Trümmersphäre
Science-Fiction-Roman
Andreas Brandhorst
Heyne 2006
ISBN: 3-453-53214-7
495 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 12,00

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