Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra 1: Die Lebenskrieger

Ich kenne das „Perry Rhodan“-Universum praktisch nur aus den Heyne-Romanzyklen. Den sechsbändigen „Odysee“-Zyklus habe ich damals mehr oder minder in einem Rutsch durchgelesen. Der „Lemuria“-Zyklus präsentierte – von einigen Details abgesehen – eine unglaublich spannende Geschichte, die tief in die Vergangenheit des Perryversums führte. Der neue „Pan-Thau-Ra“-Zyklus, oder zumindest der Auftaktroman, oder zumindest der Einstieg, präsentiert sich dem Leser etwas sperriger ...

von Bernd Perplies

Die Aufmachung lässt einem schon mal das Wasser im Munde zusammenlaufen. Statt sechs Bänden besteht der neue Zyklus nur noch aus drei Bänden, dafür hat Heyne der Reihe nun das prestigeträchtige Großformat spendiert und dazu ein überbreites, fantastisches Coverbild von Oliver Scholl, das sich ergibt, wenn man alle drei Bände nebeneinander legt. Der golden geprägte Schriftzug und der edle schwarze Umschlag tun ihr Übriges, Science-Fiction-Freunden im Vorübergehen die Finger Richtung Geldbeutel wandern zu lassen.

Auch die Geschichte liest sich spannend: Einst streiften die Loower, ein uraltes Volk, durch das Universum und verbreiteten mit ihren Sporenschiffen Intelligenz und Leben im kalten All. Doch ihre Einheit ist zerbrochen und im erbittert geführten Bruderkrieg metzeln sich die Loower zu Zehntausenden nieder – sowohl an Bord ihrer gigantischen Raumer, die sie – wie es scheint – Deck für Deck erobern müssen, als auch mit gewaltigen Flotten aus Trümmerschiffen, die einen galaktischen Feuerzauber von ungeahnten Dimensionen entfesseln – und dies mitten im Sternenreich der Menschen. Es liegt an Perry Rhodan und seinen Getreuen, zu verhindern, dass die Menschheit zwischen den Fronten zerrieben wird...

Klingt dramatisch? Ist ja auch – mehr oder minder – der Klappentext. Beginnt man dann in dem Buch zu schmökern, stellt sich zunächst Ernüchterung ein. Drei Handlungsstränge verfolgt der erste Band der Trilogie von Frank Borsch mit dem Titel „Die Lebenskrieger“, die zunächst scheinbar absolut nichts miteinander zu tun haben und auch eingangs seltsam unspektakulär wirken – aus verschiedenen Gründen.

Zunächst wäre das Schicksal von An-Keyt zu verfolgen, einer Loowerin, die mit ihren Gefährten, einem Trupp Soldaten, inmitten einer gewaltigen Invasion auf das nicht minder gewaltige Sporenschiff PAN-THAU-RA steckt. Die Greuel des Kampfes, vom langweiligen Vormarsch über den plötzlichen Hinterhalt bis hin zum drogeninduzierten Blutrausch werden dabei so plastisch beschrieben, als wäre es Borschs Absicht gewesen, den Film „Platoon“ im All nachzuerzählen, den Dschungel Vietnams in stählerne, endlose Ganglabyrinthe verwandelnd. Leider sind die Loower als Rasse so fremdartig, dass es mir bis zum Ende nicht gelungen ist, mir ein wirkliches Bild von ihnen zu machen. Entsprechend emotional losgelöst verfolgt man ihren Kampf.

Der zweite Handlungsstrang ist formal vielleicht der befremdlichste, wird er doch konsequent in Form eines Verhörs erzählt. Der Spezialist Wilton Dolson befragt den „Vierten“ Yun, einen Eingeborenen der Eiswelt Snowflake, einen Flakie, wie er sich selbst nennt. Das Gespräch dreht sich um den Xenobiologen Shon Leehan, der nach Flake kam, um die Tring, eine Rasse halbintelligenter Insektenwesen, zu beobachten und der – so heißt es provokant gleich zu Beginn des Buchs – den Tod von Perry Rhodan verschuldet haben soll. Wow, denkt man beeindruckt. Leider verliert sich die steile Vorlage in einem ziemlich weitschweifigen Hin- und Herspielen des Balls zwischen den beiden Männern, die sich neben dem Treiben Leehans auf Flake auch über die Geschichte des Planeten, das Leben auf dem Eis und Tausend andere Dinge unterhalten. Ein Kammerspiel, vor allem für Xenologen interessant.

Zuletzt wäre da Lifkom Trempter, der Botschafter der Liga auf der Extremwelt Oxtorne, auf der die „angepassten Menschen“ namens Oxtorner leben, denen der Thrill der extremen körperlichen Herausforderung alles bedeutet und die sich selbst für wild und lebendig und unverwundbar halten. Erst nach einer längeren Episode auf Oxtorne kommt es zum planetaren Alarm und die oxtornische Heimatflotte stößt hinauf ins All, Lifkom an Bord eines der Schiffe. Dort gesellt sie sich zu einer kleinen Flotte terranischer Schiffe und endlich treten auf Seite 92 auch namhafte Persönlichkeiten auf, und zwar Perry Rhodan, Reginald Bull und Julian Tifflor (die allerdings einen Großteil des Romans auf der Brücke ihres Schiffes IMBADAN hocken und Kaffee trinken).

Klingt alles irgendwie unbefriedigend? Dachte ich auch und hatte gerade in der ersten Hälfte mitunter Mühe, weiterzulesen. Doch im Laufe der Seiten setzte ein Wandel ein. Die zunächst überhaupt nicht verknüpften Ereignisse beginnen langsam, erzählerische Brücken auszubilden. Im Zentrum stehen dabei die Trümmerflotten der Loower, die sich inmitten der menschlichen Einflussphäre mit ihren titanenhaften Raumschiffen gegenseitig erbittert abschlachten. Perry Rhodan und den Oxtornern fällt dabei die Aufgabe zu, zu ergründen, worum es bei dem Bruderkrieg der doch als friedlich erinnerten, wenngleich völlig fremdartigen und uralten Rasse geht. Die Soldatin An-Keyt beginnt sich indes allmählich das Gleiche zu fragen. Und Flake letztendlich wird zum Schauplatz, auf den sich alle Aufmerksamkeit konzentriert. Dann kommt der serientypische Cliffhanger... und man giert plötzlich geradezu nach dem nächsten Band.

Im schon fast obligatorischen Angang unternimmt Rüdiger Schäfer „Einen Streifzug durch das Perryversum“ und beleuchtet dabei auf für Teilzeit-Rhodaner äußerst interessante Art und Weise die Geschichte machtvoller Entitäten wie Superintelligenzen, Materiequellen und Kosmokraten innerhalb der Universums von Perry Rhodan. Dabei wird auch einiges über die Loower und die Sporenschiffe verraten, eine schöne Informations-Unterfütterung für das doch sehr fragmentarische Bild, das innerhalb des Romans von den galaktischen Hintergründen des aktuellen Konflikts gezeichnet wird.

Fazit: „Pan-Thau-Ra 1: Die Lebenskrieger“ mag auf den ersten Blick nicht das sein, was man sich von einem Perry-Rhodan-Taschenbuch des Heyne-Verlags erwartet hat. Autor Frank Borsch erlaubt sich einige Experimente mit seinen Lesern – ein Drittel des Buches in Interviewform, eine Heldin, die zu fremdartig ist, als dass man ein Bild von ihr vor Augen hätte und Perry Rhodan dirigiert vor allem von der Brücke und trinkt dabei Kaffee, statt – wie noch in den anderen Heyne-Zyklen – als Mann der Tat mitten im Abenteuer zu stehen. Das ist nicht mehr die farbenprächtige Space-Opera, die man etwa im „Odysee“-Zyklus verfolgen konnte. Die Ansprüche an das inhaltliche und stilistische Niveau steigen offenbar mit der Opulenz der Aufmachung. Das mag zunächst irritieren, doch im Laufe der Seiten beginnt man nicht nur, das Neue zu akzeptieren, man verfolgt auch mit zunehmender Neugierde und Spannung die sich entfaltenden und zugleich verschränkenden Ereignisse. Und wenn man gewissen Stimmen glauben schenken darf, dann geht der Zyklus in Band 2 und 3 erst richtig los!


Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra 1: Die Lebenskrieger
Science-Fiction-Roman
Frank Borsch
Heyne 2005
ISBN: 3-453-53213-9
528 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 12,00

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