Perry Rhodan: Der Posbi-Krieg 6: Die Schöpfungsmaschine

Wir haben es geschafft! Der Posbi-Krieg erreicht seinen Höhepunkt – und kommt zum Ende. Uwe Anton nimmt uns mit zum finalen Schauplatz, an dem sich der Konflikt für Perry Rhodan und seine Getreuen entscheidet: „Die Schöpfungsmaschine“, ein uraltes Artefakt der Kosmokraten, ist nicht nur der Grund für viele der Ereignisse in Ambriador, sondern möglicherweise auch deren Lösung.

von Bernd Perplies

Irgendwie scheint es so etwas wie ein Regelwerk zum Schreiben einer „Perry Rhodan“-Geschichte zu geben – und es wundert mich, dass mir dies erst jetzt, nach meinem x-ten „Perry Rhodan“-Roman, so unmittelbar bewusst geworden ist. Eine dieser Regeln betrifft den Aufbau einer Geschichte und diese besagt: Erfinde neben den normalen Helden – Perry, Bully, Atlan, Icho Tolot, wem-auch-immer – stets eine neue Figur, denn während die etablierten Protagonisten Gemeingut aller Autoren sind und ihre Geschichte und Innenleben daher nur sehr beschränkt von den festgelegten Bahnen abweichen können, gehört diese neue Figur ganz dir.

Und um die 360 Seiten eines Standard-Taschenbuchs zu füllen, gibt es nichts Besseres, als irgendeinen neuen Protagonisten, dessen konfliktreiches Leben du in zahlreichen Rückblenden neben den aktuellen Abenteuern der Helden im Rahmen des Zyklus abhandeln kannst – bis seine Geschichte schließlich irgendwann auf die der etablierten Protagonisten trifft, sich mit ihnen verbindet und in dieser Verbindung zu einem meist guten, selten schlechten Etappenende findet, von dem aus ein neues Kapitel im Leben dieses originären Charakters beginnen kann.

Im „Posbi-Krieg“-Zyklus konnte derlei literarischer Kunstgriff gleich dreimal genossen werden: In „Stern der Laren“ war die neue Figur die Sklavin Tamra Cantu, in „Die PSI-Fabrik“ war es der/die Ueeba Tawe, hier ist es nun die Plasma-Psyche Vhatom Q’arabindon, deren Leben und Leiden uns dargeboten wird – und dadurch die für sich genommen relativ gradlinige und verzögerungsarme Finalsituation zu Romanform auffüllt: Perry Rhodan, seine Gefährten und die Kelosker haben endlich TRAGTDORON erreicht, ein geheimnisvolles Artefakt der Kosmokraten, das unweit von Pakuri, der Heimat der Ueeba, im All driftet.

Seine Aura als Ritter der Tiefe und somit hoher Diener der Kosmokraten öffnet Perry das Artefakt. Eine Untersuchung ergibt, dass das wundersame Konstrukt langsam zerfällt, was in einer Art Nebenwirkung zu den katastrophalen hyperphysikalischen Zuständen in Ambriador führt, und das sein Pilot, der besagte Vhatom Q’arabindon, den eigenen Tod zu suchen scheint. Was ist geschehen und wie können Perry, Mondra, Startac und Tamra, die beiden Rundron-Posbis Nano Aluminiumgärtner und Drover, Rechenmeister Crykom sowie der Mattenwilly Mauerblum das Gefährt reparieren die Plasmapsyche zur Vernunft bringen?

Uwe Anton lässt sich die Ereignisse auf gleich fünf Ebenen zuspitzen: Der wahnsinnige Laren-Wissenschaftler Verduto-Cruz manipuliert die Ambriador-Posbis auf der Achzigsonnenwelt zum Krieg gegen die Alteraner. Gleichzeitig rüstet auch der Erste Hetran Kat-Greer mit seiner Larenflotte zum Angriff. Admiral Wokong, der stellvertretend für das alteranische Militär steht, sieht sich in einem verzweifelten Rückzugsgefecht gefangen. Und auf Altera plant die Legion Alter-X einen Putsch gegen ihren Chef, Staatsmarschall Laertes Michou, der langsam den Verstand zu verlieren droht. Na ja, und dann sind da noch die Helden auf TRADTDORON.

Einen Hauch Exotik und Unendlichkeit soll die sich über Jahrzehntausende spannende Lebensgeschichte von Vhatom in die Geschichte einbringen. Doch die Außenseitergestalt ohne Gedächtnis, die sich von einem galaktischen Händler in der fernen Vergangenheit an den Roboter Cairol verkauft sieht und unter ihm in die Dienste der Kosmokraten tritt, weiß nicht so recht zu begeistern. Man liest diese Passagen vielleicht mit Neugierde, um auf die Fragen, die Vhatom plagen, selbst Antworten zu finden, doch die Plasma-Psyche ist zu fremdartig, zu „erhaben“, als dass man mit ihr so leicht mifühlen könnte, wie zuvor mit Tamra oder Tawe.

Das Finale schließlich ist hinreichend spektakulär, um dem Zyklus an sich angemessen zu sein. Gleichzeitig führt Anton geschickt alle Fäden zusammen, sodass eigentlich keine losen Enden bleiben. Etwas konstruiert wirkt einzig die Erklärung, warum in der Heftromanreihe niemals ein Wort über Ambriador verloren worden ist (oder verloren wird) – eine Schwäche beziehungsweise ein Schicksal, welche(s) die Heyne-Romanreihen jedoch alle zu teilen scheinen. (Wobei ich das nur aus den Umständen ableiten kann, da ich die Heftromane nicht verfolge.)

Fazit: Ein dramatischer Schlusslauf für einen insgesamt ziemlich guten Zyklus, bei dem alle Helden und Schurken noch einmal zum Einsatz kommen. Allein die den Handlungsablauf „verzögernde“ Lebensgeschichte der Plasma-Psyche Vhatom Q’arabindon möchte man stellenweise am liebsten überblättern, zu sehr lenkt sie von den eigentlich interessanten Ereignissen ab. Abschließend kann man sagen, dass der Zyklus auf jeden Fall ganz vorne unter den Heyne-Rhodan-Bänden mitmischt. Vielleicht von „Friedhof der Raumschiffe“ abgesehen, gab es diesmal keinen Roman, der nicht wichtig für das große Ganze gewesen wäre und auch das Finale flacht keineswegs ab, wie bei manchem Vorgängerzyklus geschehen, sondern bleibt bis zum Schluss spannend.


Perry Rhodan: Der Posbi-Krieg 6: Die Schöpfungsmaschine
Science-Fiction-Roman
Uwe Anton
Heyne 2007
ISBN: 978-3-453-53267-0
383 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 6,95

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