von Bernd Perplies
Die Geschichte wird in drei parallelen Handlungssträngen erzählt. Perry Rhodan, Mondra, die Rundron-Posbis Nano Aluminiumgärtner und Drover sowie der Matten-Willy Mauerblum fliegen mit dem erbeuteten Fragmentraumer BOX-1122-UM innerhalb eines Konvois heimlich in Richtung galaktisches Zentrum. Dort wollen sie herausfinden, was es mit der ominösen Siebenkopf-Schaltung auf sich hat, die irgendwie mit dem Vernichtungsfeldzug der Posbis zusammenhängt. Während des langen und weitgehend ereignislosen Fluges bleibt reichlich Zeit für Gefühlswirren. So schmachtet Nano Mondra hinterher und der „Großadministrator“ muss sich der Avancen eines weiblichen Captains erwehren.
Etwa gleichzeitig erreichen der Monochrom-Mutant Startac Schroeder und die ehemalige Sklavin Tamra Cantu durch einen Dimensionstunnel, den sie auf dem Friedhof der Raumschiffe, dem Planeten Terra Incognita, betreten hatten, die exotische Welt Pakuri. Dort leben die insektenartigen Ueeba, die von einer auffällig friedlichen Fraktion der Ambriador-Posbis gehegt und gepflegt werden und ein Leben in Saus und Braus genießen können. Sie alle haben eine starke Para-Begabung, können sie doch mithilfe von PSI-Materie wundervolle Objekte schaffen. Während die beiden Gestrandeten versuchen, sich auf der fremdartigen Welt zurechtzufinden, kommen sie sich gleichzeitig näher.
Zu guter Letzt wird die Geschichte von Tawe erzählt, der zentralen Figur des Romans, die als junge Ueeba, wie alle Ueeba-Frauen, ein sorgloses Leben mit ihren Freundinnen führt, derweil die Männer in ihrer PSI-Fabrik im Auftrag einer Gruppe von Keloskern, großen galaktischen Denkern, an der Herstellung von 37 komplizierten PSI-Artefakten arbeiten. Die Gesellschaft der Ueeba ist strikt getrennt – nur dann, wenn es Paarungszeit ist und wortwörtlich heiß hergeht auf Pakuri, kommen Männer und Frauen zusammen. Umso mehr schmerzt es Tawe, die in ihre Freundin Adilai verliebt ist, als sie eines Tages in die Fabrik berufen wird, um ihrer Geschicklichkeit wegen sich in einen Mann zu verwandeln, der an der Seite der Forscher an den Artefakten arbeitet. In Rückblicken in die Romanhandlung eingestreut, zieht sich die Leidensgeschichte von Tawe über die Jahre dahin – bis eines Tages die Fremden nach Pakuri kommen…
Man erwartet halb, auf der ersten Seite eine Widmung des Autors an die Dame seines Herzens zu lesen, denn dieser „Perry Rhodan“-Roman ist so gefühlvoll, dass er beinahe unter Belletristik für Frauen geführt werden könnte, statt als Science-Fiction. Im Falle von Tawe ist die Liebe von bittersüßer Tragik und die Beziehung zwischen Startac und Tamra entfaltet sie sich in den zögernden Schritten zweier fragiler Seelen. Perry Rhodans ständige Introspektion wirkt dagegen etwas allzu erhaben und das Gejammer von Nano… na ja, der Roboter ist ohnehin nicht mein Lieblingscharakter…
Nichtsdestoweniger kommt auch die große Handlung um den Posbi-Krieg nicht zu kurz. Vor allem zum Schluss rückt sie wieder in den Vordergrund, wenngleich auf andere Art und Weise, als man es sich vielleicht gedacht hätte. Tatsächlich nimmt der ganze Zyklus gegen Ende des fünften Bandes eine bemerkenswerte Wende, wandelt sich doch der Vernichtungszug der Ambriador-Posbis vom Zweck der Reise zur unerfreulichen Nebenwirkungen weitaus bedeutsamerer Geschehnisse. Auf einmal weht der Hauch der Kosmokraten durch die Seiten – womit wir gleich am oberen Ende der Epik-Skala des „Perry Rhodan“-Universums angelangt wären, und das so rasch, als hätte jemand mit einem gewaltigen Hammer auf den metaphorischen Plot-Hau-den-Lukas gedonnert. Am Ende ist man als Leser ein bisschen enttäuscht, ein bisschen verwirrt, ein bisschen angerührt von zumindest einem Happy End und vor allem sehr neugierig auf den finalen Band der Reihe!
Im Anhang führt uns Hartmut Kasper durch einen weiteren Teil des Whistler-Museums von Terrania. Diesmal referiert der Führer sehr passend „Über die Liebe zu Maschinen“ – einige „unscharf flimmernde Bilder“ mit schlüpfrigem Inhalt eingeschlossen.
Fazit: Im fünften Band der „Posbi-Krieg“-Reihe haben Menschen, Posbis und Insekten die sprichwörtlichen Schmetterlinge im Bauch. Im Zentrum der Handlung steht das anrührende Schicksal des/der Ueeba Tawe, derweil Perry Rhodan und seine Leute einige bedeutende Erkenntnisse gewinnen, die sie die Ereignisse in Ambriador mit neuen Augen betrachten lassen. Ein gefühlvolles Zwischenspiel mit starkem epischem Anstieg zum Finale hin.
Perry Rhodan: Der Posbi-Krieg 5: Die Psi-Fabrik
Science-Fiction-Roman
Frank Böhmert
Heyne 2007
ISBN: 345353266X
413 S., Taschenbuch, deutsch
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