von Bernd Perplies
Es tut den Posbis von „Perry Rhodan“ ja unrecht, aber wenn ich heute von zerklüfteten Würfelraumschiffen mit einer Kantenlänge von zwei Kilometern lese, die von Maschinenwesen gesteuert werden, muss ich zwangsläufig an die Kuben der Borg bei „Star Trek“ denken. Das ist nun keine so üble Assoziation, denn die Borgkuben sind ziemlich beeindruckende Erscheinungen und die Borg die vielleicht coolsten Feinde der Föderation überhaupt. Dennoch: Die Posbis waren 20 Jahre früher dran, als der Begriff „Borg“ noch bestenfalls für ein Regalsystem bei IKEA stand.
Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass Autor Hubert Haensel die Fragmentraumer der Maschinenteufel, die noch bei Michael M. Thurner jeder Geometrie spottende Gebilde waren, nicht ganz ohne Hintergedanken in regelrecht am Fließband entstandene, identische Würfelschiffe verwandelt. Denn Assoziationen mit eindrucksvollen Kinobildern verstärken natürlich den Leseeindruck. Entsprechend wird auch die Posbi-Werftwelt Orombo, die eine einzige gewaltige Stadtlandschaft mit kilometertiefen Straßenschluchten und gigantischen Fertigungsanlagen ist, nicht von ungefähr an die gigantomanischen Bebauungsfantasien des Stadtplaneten Coruscant aus „Star Wars“ erinnern.
Dieses clevere Spiel mit abrufbereiten Kinobildern in Verbindung mit der konstanten Spannung einer Reise ins Herz des Feindeslands machen die Mission von Perry Rhodan und seinen Gefährten zu einer höchst spannenden Sache. Hinzu kommt, dass sich an Bord auch noch der Larenwissenschaftler und Posbi-Spezialist Verduto-Cruz befindet, dem die Alteraner mit deutlichem Misstrauen begegnen und dessen Hilfsbereitschaft nicht ganz uneigennützig zu sein scheint. Eine Situation, die 367 Seiten feinstes Science-Fiction-Drama zur Folge haben könnte.
Leider trüben Details den Lesegenuss – nicht unbedingt dramatisch, aber doch erwähnenswert. Zum einen geht einem die traurige Gestalt des amorphen Posbi-Kindermädchens Mauerblum, dessen Stimmung zwischen Jammertal und Wolke Sieben mäandert, ziemlich auf die Nerven und nicht nur Perry Rhodan fragt sich zwischendurch, was sich der Bote von ES dabei dachte, den Matten-Willy mit nach Ambriador zu schicken. Zum Zweiten scheint sich der Buchtitel „Der Milliardenmörder“ auf eine Gruppe fanatischer blinder Passagiere zu beziehen, die zur Verwirrung des Lesers nur zwei Kapitel lang irgendwo im Mittelteil eine eher unbedeutende Rolle spielen. Und auch wenn sich der vom Autor absichtlich provozierte Irrtum gegen Ende auflöst, runzelt man doch für einige Seiten skeptisch die Stirn – und nichts bringt einen mehr aus der Stimmung eines Spannungsromans als Unverständnis.
Dabei hätte Haensel die Seiten, die er mit todessehnsüchtigen Lamenti des Matten-Willys und dem Fanatiker-Zwischenfall füllt, gut gegen Ende nutzen können, denn hier scheinen ihm zu guter Letzt regelrecht die Seiten auszugehen. Atemlos hetzt die Handlung von Szene zu Szene, um letzte Fäden zu verknüpfen oder neue für den Folgeroman anzulegen, sodass man sich als Leser geradezu genötigt fühlt, den Text ähnlich gehetzt nur noch zu überfliegen – auch eigentlich ein Stimmungskiller.
Gut hat mir die Idee mit den Schatullen gefallen (so blöd das Wort ist), jenen „Posbi-Anzügen“, die den Menschen dazu dienen, sich getarnt unter den Maschinenteufeln zu bewegen. Auch ist angenehm, dass sich Nano Aluminiumgärtner im Laufe der Kapitel vom leicht tuntigen Feingeist, der er bislang war, zum zunehmend wichtigen und fähigen Gefährten Rhodans entwickelt. Dass mir die Geschichte um die Reise zu den Kernwelten der Posbis an sich hochgradig zusagt, habe ich ja bereits weiter oben erwähnt.
Im Anhang führt Hartmut Kasper den Leser weiter durchs Whistler-Museum von Terrania. Auf dem Programm stehen diesmal Roboterrevolten, die beim Besen des Zauberlehrlings beginnen und beim Terminator enden. Das sehr schicke Umschlagbild, auf dem sich ein Raumschiff befindet, dass – sorry, schon wieder eine Assoziation – irgendwie an die „Herz aus Gold“ aus dem Film „Per Anhalter durch die Galaxis“ erinnert, zeichnete erneut James Clyne.
Fazit: Unterm Strich ist „Der Milliardenmörder“ von Hubert Haensel, trotz der beschriebenen Kritikpunkte, meiner Meinung nach mit der beste Roman des Zyklus bislang – auf einer Stufe mit dem furiosen Auftaktroman von Michael M. Thurner. Die gefährliche Reise ins Herz des Posbi-Reichs mischt gekonnt Standardsituationen geheimer Fahrten ins Feindesland mit Beschreibungen, die große Kinobilder heraufbeschwören. Nicht perfekt, aber gut!
Perry Rhodan: Der Posbi-Krieg 4: Der Milliardenmörder
Science-Fiction-Roman
Hubert Haensel
Heyne 2007
ISBN: 3453532651
367 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 6,95
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