von Bernd Perplies
Nach der Schlacht um Altera, dessen Untergang nur knapp abgewendet werden konnte, ist Perry Rhodan klar, dass er die Posbis mit herkömmlichen Mitteln nicht zur Vernunft bringen kann. Zu wenig über deren Entwicklung hier in Ambriador – und somit ihre Motive – ist bekannt. Um diese Wissenslücke zu schließen, gilt es, das Reich der Posbis zu infiltrieren. Ein wrackgeschossener Fragmentraumer im Orbit von Altera soll dabei als Transportmittel dienen. Doch das Schiff ist dermaßen beschädigt, dass an eine Reparatur kaum zu denken ist – die Alteraner haben einfach zu wenig Erfahrung mit Posbi-Technologie.
Hilfe könnten die Laren bieten, ein Kriegervolk aus der Galaxie Larhatoon, mit dem Perry Rhodan in der Milchstraße schon früher zu kämpfen hatte. Auch sie hat es nach Ambriador verschlagen, wo sie mit den Alteranern in einem Zustand des unsicheren Friedens leben. Die Laren, so heißt es, haben vor dem Posbi-Krieg gelegentlich mit den Robotern zu tun gehabt – allen voran ein Wissenschaftler namens Verduto-Cruz, der jetzt zum Retter in der Not werden könnte. Mit einem gescheiterten Geheimdienstprojekt – einem Larenschiff-Nachbau – und einer Crew aus Sträflingen begeben sich Rhodan und seine Mitstreiter auf eine Himmelfahrtsmission, um die Laren zum Schulterschluss im Kampf gegen die Posbis zu gewinnen.
Parallel zur Fortschreibung des aktuellen Handlungsbogens erhebt Autor Leo Lukas jedoch eine andere Figur zur Hauptperson seines Romans: Tamra Cantu, eine Alteranerin, die als Kind eine Gruppe Kolonisten angehörte, deren Konvoi von den Laren aufgebracht wurde. Nach außen hin geben sich die „guten Herren“ als Erretter der Alteraner aus, tatsächlich werden die Menschlinge jedoch in eine dekadente Gesellschaft verschleppt, der sie als Sklaven, als Gunstbolde, dienen dürfen. Tamras Geschichte wird dabei über mehrere Jahre verfolgt, von ihrer Ausbildung und Indoktrination in einem „Internat“, über ihre Zeit als Dienstmagd der blasierten larischen Edlentochter Mitrade-Parkk bis hin zum Bruch mit ihrer Herrin und dem Absturz in die soziale Unterschicht.
Die beiden Handlungsstränge funktionieren gut nebeneinander, denn während der eine die aktuelle Krise – wenn auch langsam – vorantreibt, zeichnet der andere ein Bild der fragwürdigen Verbündeten, mit denen sich Perry Rhodan gezwungenermaßen einlassen muss. Das „Trovent“ genannte Reich der Laren erinnert dabei ein wenig an altrömische Zustände, inklusive einer Klassengesellschaft, in der ein ständiger Kampf um Ansehen zu herrschen scheint, sowie einer pompösen Fassade, die allerdings auf ein Fundament aus Ausbeutung und Sklaverei gebaut ist. Sicher keineswegs ein Zufall bei der Namensgebung: In der tatsächlichen irdischen Mythologie waren die Laren römische Schutzgottheiten, die Haus und Herd beschützten!
Für einen Leo-Lukas-Roman ist „Der Stern der Laren“ bemerkenswert düster – und vor allem bitter, denn alle aufgesetzte Albernheit (auch in den Figuren) – von der es zugegebenermaßen diesmal nicht einmal besonders viel gibt – ist doch nur wie grelle Farbe, die eine triste, graue Betonmauerrealität übertünchen soll. Die lustigen Heelghas, birnenförmige Wesen, die mit ihren drei Stummelbeinchen auf Rollschuhen durch die Gänge des Internats flitzen, in dem die alteranischen Kinder erzogen werden, sind eigentlich selbst eine erbärmliche Sklavenrasse, und Boffään, der kleine, grüne Kaktus, der als Techniker, Hausmeister und Faktotum im Aquadomizil von Pulpon-Parkk, dem Vater Mitrades, arbeitet, berauscht sich an Frühstückseiern, weil er sein Leben sonst nicht ertragen könnte. Was also auf der einen Seite als typisch Lukas’sche Schrägheit identifiziert werden kann, regt auf der anderen Seite kaum zum Schmunzeln an, denn die Umstände auf dem Planet der Laren scheinen jedes Lachen schon im Keim ersticken zu wollen.
Fazit: Ich erinnere mich, dass frühere „Perry Rhodan“-Taschenbuchzyklen des Heyne-Verlags in einer gewissen Wellenbewegung bessere und schlechtere Romane produzierten. Diesmal ist das keineswegs der Fall. „Stern der Laren“ von Leo Lukas lässt zwar, ungeachtet des Reihentitels, die Posbis nur am Rande auftreten, dafür wird vom spannenden Erstkontakt Perry Rhodans mit einem mehr als fragwürdigen Verbündeten erzählt und – für Fans vielleicht noch interessanter – ein tiefer, mitunter erschütternder Einblick in die dekadente und von Innen verrottende Gesellschaft der Laren geboten, eines Volkes, mit dem Perry Rhodan schon vor Jahrhunderten in der Milchstraße zu tun hatte. Alles in allem eine kurzweilige Fortsetzung des Zyklus, die neugierig auf Band 3 macht.
Perry Rhodan: Der Posbi-Krieg 2: Stern der Laren
Science-Fiction-Roman
Leo Lukas
Heyne 2006
ISBN: 3-453-53263-5
367 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 6,95
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