Perry Rhodan: Der Posbi-Krieg 1: Das gestrandete Imperium

Das Robotervolk der Posbis gehörte einst zu den ersten Gegnern von Perry Rhodan und der ins All expandierenden Menschheit, doch seit Deaktivierung ihrer Hass-Schaltung sind die Bewohner der Hundertsonnenwelt Terras treuste Verbündete. In der fernen Galaxis Ambriador hat sich die Geschichte indes anders entwickelt. Jahrhunderte lebten dorthin versprengte Menschen und Roboter friedlich nebeneinander, doch vor 36 Jahren wurde plötzlich die Hass-Schaltung der Maschinenwesen aktiv. Seitdem herrscht dort der Posbi-Krieg.

von Bernd Perplies

Eigentlich reist Resident Perry Rhodan gemeinsam mit der TLD-Agentin Mondra Diamond und dem Monochrom-Mutanten Startac Schroeder nach Rundron, um die Verbundenheit der Liga Freier Terraner mit den Posbis zu zelebrieren, doch stattdessen kommt es ganz anders. Lothe Keraete, der Bote der Superintelligenz ES, erwartet die Besucher und eröffnet Perry, dass in der Galaxis Ambriador das Leben von 29 Milliarden Menschen auf dem Spiel steht. Ein unerbittlicher Gegner überzieht die vor Jahrtausenden in Ambriador Gestrandeten mit Tod und Leid und es scheint kein Entrinnen zu geben. Delikat an der Angelegenheit: Bei dem Gegner handelt es sich um Posbis.

Zusammen mit den zwei Robotern Nano Aluminiumgärtner (einer Spür- und Analyseeinheit mit Dichter-Allüren) und Drover (einem wortkargen Kampfrobot) sowie dem Matten-Willy Mauerblum brechen Rhodan, Mondra und Startac mithilfe einer Silberkugel, die sie in Windeseile die 5,3 Millionen Lichtjahre Entfernung zwischen Rundron und ihrem Ziel überwinden lässt, unverzüglich nach Ambriador auf. Dort angekommen landen sie genau zwischen den Fronten. Die Alteraner, die Nachkommen eines aus zwölf Schiffen bestehenden Siedlerkonvois, der im Jahre 2409 alter Zeitrechnung in einen Hypersturm geriet und von einem Tryortan-Schlund nach Ambriador versetzt wurde, halten die Neuankömmlinge zunächst für Spione der Posbis.

Doch Rhodan kann den misstrauischen Laertes Michou, den Verteidigungsminister des Imperiums Altera und Chef des gefürchteten Geheimdienstes Legion Alter-X, davon überzeugen, dass er wirklich der von den Menschen Ambriadors regelrecht angebetete „Großadministrator“ ist. Man erlaubt ihm, sich ein Bild von der Lage zu machen, denn die Streitkräfte der Alteraner führen ein verzweifeltes Rückzugsgefecht und jede moralische Unterstützung kommt gelegen. Doch die nach „Wahrem Leben“ suchenden Posbis scheinen sich auch durch einen Unsterblichen nicht aufhalten zu lassen…

Michael Marcus Thurner legt mit „Das gestrandete Imperium“ einen ziemlich furiosen Auftaktband hin, dem der Spagat gelingt, gleichzeitig Einblicke in die Geschichte der Alteraner zu vermitteln und das spannende Setting für den Posbi-Krieg zu bereiten. Im Gegensatz zu dem eher sperrigen Einstieg in den „Pan-Thau-Ra“-Zyklus macht dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite Lust auf mehr – und es mag an der verblassenden Erinnerung liegen oder daran, dass es tatsächlich der Fall ist: „Der Posbi-Krieg 1“ will mir von allen „Perry Rhodan“-Zyklen, die bisher beim Heyne Verlag im Taschenbuch erschienen sind, als der gelungenste Auftaktband erscheinen.

Positiv hervorzuheben ist, dass mit Perry Rhodan eindeutig eine wichtige Persönlichkeit des Perryversums im Mittelpunkt steht. Seine Ex-Geliebte Mondra Diamond und der Mutant Startac Schroeder ergänzen als namhafte Nebenfiguren der jüngeren Heftromanvergangenheit das Team auf vortreffliche Art und Weise. Beide Figuren sind potenziell vielschichtig (auch wenn sie im Moment eher nützliche Werkzeuge darstellen) und man ist gerne mit ihnen unterwegs.

Etwas gewöhnungsbedürftig sind allerdings die drei Kameraden, die den Menschen von Lotho Keraete zur Seite gestellt werden. Der Roboter Drover gefällt noch durch seine stoische Ruhe und seine verborgenen Talente. Nano Aluminiumgärtner nervt indes nicht nur seine Mitmenschen, sondern auch den Leser stellenweise gehörig. Ein stotternder, dichtender Posbi… er hätte eine Erfindung von PR-Autor Leo Lukas sein können, der in den Heyne-Bänden schon immer eine Vorliebe für schräge Charaktere an den Tag legte. (Mal sehen, was er in Band 2 „Stern der Laren“ diesbezüglich ausgeheckt hat.) Und der Matten-Willy… na ja, ich bin in der Geschichte des Perryversums nur lückenhaft bewandert und diese Spezies war mir bislang unbekannt. Aber wer immer sie erfunden hat, gab ihr – bitte um Entschuldigung – einen echt beknackten Namen. Glücklicherweise übertreibt es Thurner nicht und auch wenn die Three Stooges von Rundron am Ende ihren Wert beweisen dürfen, stehen sie nicht so arg im Vordergrund, dass man sich ständig an ihnen reiben würde (wenn man denn wie ich fühlt).

Der Anhang besteht aus dem ersten Teil einer Führung durch das Whistler-Museum von Terrania, einem Museum für Robotik, und erzählt in Form einer Kurzgeschichte von der Begehung des Saals der Homunkuli. Die Führung wird in den Folgebänden fortgesetzt. Ein netter Zusatz, aber die eher wissenschaftlichen Essays der früheren Zyklen gefielen mir persönlich besser.

Fazit: „Das gestrandete Imperium“, der Auftaktband des sechsbändigen Zyklus „Der Posbi-Krieg“ aus dem Heyne-Verlag, stellt in einer guten Mischung aus Action und Hintergrundinformationen die Weichen für den Kampf um die Galaxis Ambriador. Für Fans gibt es ein Wiedersehen mit Mondra Diamond, Startac Schroeder, Lotho Keraete und den Posbis. Und auch Gelegenheits-Rhodaner finden dank des dezenten Einsatzes von Querverweisen einen recht guten Zugang zur Geschichte. Für Freunde der klassischen Space Opera ein Zyklus, den man sich unbedingt näher ansehen sollte.


Perry Rhodan: Der Posbi-Krieg 1: Das gestrandete Imperium
Science-Fiction-Roman
Michael Marcus Thurner
Heyne 2006
ISBN: 3-453-53262-7
381 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 6,95

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