von Bernd Perplies
Was bisher geschah...
Während der Einweihung eines Medizinzentrums auf dem Planeten Tahun werden der Resident der Terranischen Liga, Perry Rhodan, sowie sein Außenminister Julian Tifflor von einem Unbekannten entführt und auf einem fremden Planeten ausgesetzt. Dort entdecken sie eine illegale Anlage der Aras, der so genannten Galaktischen Mediziner, die dort unter der Oberaufsicht des Mantar-Heilers Trantipon grausige Experimente an ihren Patienten durchführen. Rhodan und Tifflor schließen mithilfe der geheimnisvollen Zhana – die sich später als ihre Entführerin erweist – die Anlage und erhalten dabei erste Hinweise auf das Ara-Toxin.
Gemeinsam kapert man einen Ara-Raumer und fliegt nach Aralon, der Heimatwelt der Galaktischen Mediziner. Dort will man versuchen, mehr über das ominöse Ara-Toxin herauszufinden. Es ergibt sich, dass eine Gruppe Mantar-Heiler dahintersteckt und dass das Ara-Toxin ein tödliches Virus ist, das bereits zahlreiche Welten befallen hat. Während sich die Ara-Regierung von den Mantar-Heilern distanziert und alle erdenkliche Hilfe zusagt, erfahren Rhodan und Tifflor von der Welt Remion, die Trantipon und seinen Verschwörern als planetenweites Feldexperiment dient.
Rasch wird ein medizinischer Hilfskonvoi in Marsch gesetzt. Doch vor Ort müssen die Helfer machtlos mitanschauen, wie sich Remion langsam aber unaufhaltsam in eine tote Schlackekugel verwandelt, auf der alles Leben vernichtet wurde. Glücklicherweise kann ein Großteil der remionischen Bevölkerung zuvor evakuiert werden und auch Trantipon fällt in die Hand der Helden. Einer seiner Gefährten, Schopsna, entkommt allerdings.
In der Gefangenschaft begeht Trantipon Selbstmord, wird von dem genialen Mediziner Plob Arnoyn wiedererweckt und flieht dann von Bord. Sein Ziel ist der Remion benachbarte Planet Oyloz. Während sich Tifflor auf die Jagd nach dem Flüchtigen begibt, erlebt Rhodan mit, wie sich Remion in eine seltsame neue Lebensform verwandelt: einen energiefressenden, kristallinen Moby, ein Ungetüm von gewaltiger Zerstörungskraft, aber eingeschränkter Intelligenz. Am Ende stirbt Trantipon erneut, der Moby kann aus dem System vertrieben werden und man entdeckt, dass sich ein Gestaltwandler an Bord des eigenen Schiffes befunden hatte – Schopsna, der mit einem Beiboot entkommt.
Seine Spur führt zur Trümmerbrücke, einem galaktischen Basar der Springer, doch Rhodan und Tifflor sind erneut machtlos: Schopsna nimmt die Trümmerbrücke, ein gewaltiges Bruchstück eines einstigen Sporenschiffes, wieder in Betrieb und gemeinsam mit gleich drei planetengroßen Mobys macht er sich auf eine Reise ins Ungewisse. Den Helden, die sich zu diesem Zeitpunkt an Bord befinden, bleibt nichts übrig, als diese Reise mitzumachen...
Und jetzt das spannende Finale...
„Der Unlichtplanet“ ist nicht nur der Titel des letzten Bandes der „Ara-Toxin“-Reihe, er erweist sich zugleich als Ziel der Reise des Gestaltwandlers Schopsna. Während unsere Helden versuchen, die Kontrolle über das Schiff zu erlangen und dem Schurken das Handwerk zu legen, erwartet unten auf dem Planeten eine mächtige, uralte Lebensform das große Finale seiner über Jahrtausende hinweg entwickelten Pläne. Schließlich kommt es nicht nur zum dramatischen Kampf um das Sporenschiff-Fragment, bei dem die Guten dramatisch in der Unterzahl sind, sondern auch zur Konfrontation zwischen Perry Rhodan und einem bislang unbekannten... Meister der Insel!
„Perry Rhodan“-Veteranen werden an diesem Punkt große Augen machen und sich in die ferne Vergangenheit zurückversetzt fühlen. Der MdI-Zyklus, der vom Kampf der Menschheit gegen die Tefroder und ihre übermächtigen Meister in der Galaxis Andromeda erzählte, gilt bei vielen als einer der besten, wenn nicht gar beste Zyklus der „Perry Rhodan“-Historie. Nachdem frühere Heyne-Reihen bereits klassische Konflikte wie den Krieg gegen die Haluter oder die Hassschaltung der Posbis aufgegriffen und in neuer Weise beleuchtet hatten, werfen nun die Meister der Insel (oder genauer gesagt: ein einzelner Meister, Aset-Radol, ein Renegat, der sich zu Zeiten des MdI-Zyklus bereits gegen die übrigen Meister gewandt und Andromeda verlassen hatte) erneut ihren Schatten auf die Völker der Milchstraße.
Das erzeugt zunächst natürlich einen großen Oho-Effekt, der noch größer wird, als der Einfluss Aset-Radols auf die Geschicke der Milchstraße nachträglich offenbart werden. Puristen dürfte die eine oder andere Manipulation der galaktischen Geschichte etwas sauer aufstoßen – ich sage nur „Aras“. Nichtsdestoweniger liest sich das einmal mehr in Rückblicken entfaltete Schicksal des eigenbrödlerischen Gottes deutlich spannender als mancher Lebenslauf von im Grunde unwichtigen Nebenfiguren, die in anderen Romanen zeitweise zur Zentralfigur erhoben wurden. Sehr schön verknüpft Michael Marcus Thurner dabei auch praktisch alle losen Enden, die noch ihrer Erklärung harrten, und er lässt sogar eine ganze Reihe bereits bekannte Teile der Geschichte plötzlich in neuem Licht erscheinen. Mit dem Auftauchen von Aset-Radol wird – wie gesagt – ein ganz neue Dimension eröffnet. Es liegt nun am Leser, ob er diesen Kniff genial findet oder sich durch den nachgeschobenen Diabolus/Deus-ex-machina um den eigentlichen Konflikt des Ara-Toxins betrogen führt.
Fazit: Auf der Habenseite kann man sagen, dass „Der Unlichtplanet“ alle losen Erzählstränge vortrefflich zu verknüpfen weiß und dabei gleich mehrere Überraschungen mit sich bringt. Erkauft wird dies allerdings mit der Einführung eines Oberschurken, der zwar gewaltige Kraft hat, aber – gerade in der Gegenwart der Handlung – seltsam inkonsequent in seinem Handeln wirkt. So findet das Buch schließlich zu einem Ende, das selbst Perry Rhodan erstaunlich unspektakulär findet. Andererseits fällt es zugegebenermaßen schwer, einen Gott ins „Perry Rhodan“-Universum hineinzuschreiben, der keinerlei spürbaren Einfluss auf die Heftromanreihe (das Kernstück des PR-Kanons) hat, wenn er nicht unspektakulär zu besiegen wäre. Alles in allem würde ich die „Ara Toxin“-Reihe im Mittelfeld der „Perry Rhodan“-Romane ansiedeln. Hätte ich die Qual der Wahl, würde ich aber eher noch einmal den „Posbi“-Zyklus lesen.
Perry Rhodan: Ara-Toxin 6: Der Unlichtplanet
Science-Fiction-Roman
Michael Marcus Thurner
Heyne 2008
ISBN: 978-3-453-52391-3
413 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 6,95
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