Perry Rhodan: Ara-Toxin 3: Nekrogenesis

Die Ara-Toxin-Krise nimmt Gestalt an. Trantipon, der verbrecherische Wissenschaftler aus dem Volk der „Galaktischen Mediziner“ hat ein furchtbares Virus erschaffen, das nach seiner Aussage bereits auf zahlreichen Welten ausgesetzt wurde. Eine dieser Welten ist der grüne Planet Remion – sein Todeskampf wird im dritten Band der neuen „Perry Rhodan“-Reihe des Heyne-Verlags von Hans-Joachim Alpers geschildert.

von Bernd Perplies

Wir schreiben das Jahr 1340 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Perry Rhodan und sein Freund Julian Tifflor haben gemeinsam mit der undurchsichtigen Ara-Frau Zhana das schändliche Treiben des Mantarheilers Trantipon enthüllt. Gemeinsam mit einigen Kollegen forscht er nach dem ultimativen Virus, dem Ara-Toxin. Nach Enthüllung dieser Fakten hat sich die Regierung von Aralon von „ihrem besten Mann“ losgesagt und unterstützt die Terraner nur offiziell bei ihrer Jagd nach dem Wissenschaftler, um das Virus einzudämmen, bevor es ganze Zivilisationen ausrottet. Ein gewaltiger Feldversuch ist bereits bekannt: Auf der paradiesischen Welt Remion droht das Ara-Toxin seine volle Wirkung zu demonstrieren. Und obwohl der terranische Resident auf dem von einstigen Bewohnern der irdischen Karibik besiedelten Planeten nur… unerfreuliche… Erfahrungen sammeln konnte, bricht er mit einer Flotte Medo-Raumer auf, um die Menschen dort zu retten.

Hans-Joachim Alpers dürfte Genre-Freunden vor allem durch seine „Deutschland in den Schatten“-Trilogie für „Shadowrun“ und die Abenteuer der „DSA“-Amazon Rhiana bekannt sein. Mit „Nekrogenesis“ gibt der in Bremerhaven geborene Verlagslektor, Literaturagent und Autor nun sein „Perry Rhodan“-Debüt. Dies gelingt ihm bemerkenswert gut – obwohl ich nach den ersten Seiten skeptisch war. Der dritte Teil der „Ara-Toxin“-Reihe konzentriert sich sehr stark auf die Ereignisse auf Remion selbst und derlei „Lebensgeschichten“ unwichtiger Nebencharaktere – während die Protagonisten sich einfach nur von A nach B durchs All auf den Plot zubewegen – finde ich normalerweise eher langweilig. Eine Handlungsverzögerung, wie man sie bei den „Perry Rhodan“-Reihen (und Heftzyklen) leider immer wieder antrifft – vermutlich notwendigerweise (man muss ja ein Seitensoll erfüllen).

Im vorliegenden Fall ist die Situation aber etwas anders geartet. Alpers mischt hier geschickt das private Schicksal des jungen Marco, eines Colocados-Veredlers (Colocados sind einheimische Gewächse, die unterschiedlichsten Zwecken dienen, vom Parfümgrundstoff bis zur Droge), mit den Erinnerungen Perry Rhodans an seine zwei Besuche auf Remion. Einerseits beschreibt er dadurch in groben Zeitsprüngen die Siedlungsgeschichte des Planeten, andererseits vermittelt er das Lebensgefühl der fröhlichen, naturverbundenen Remioner auf anschauliche Weise. Was zunächst allein wie ein exotischer Ausflug in eine Welt karibischer Leichtlebigkeit anmutet (Frauen, Musik und Cigarillos inklusive), schlägt dem Leser rückwirkend ins Gesicht, wenn das Ara-Toxin ins Spiel kommt und die schöne, heile Welt Remion verfaulen lässt.

Alpers beschreibt all dies lebendig und höchst bildlich, allein die Gewichtung der einzelnen Teile wirkt ein wenig misslungen. Der Teil, in dem Marco seine Ausbildung beendet, mit seinem Schwarm Carmen zusammenkommt und mit ihr durch die Lande reist, ist recht umfangreich. Dazu kommen etwa auf der Hälfte des Romans noch ein altgedienter Comissario und seine blutjunge Assistentin dazu, die (nach einem inhaltlichen Zeitsprung) einen Mord untersuchen, in den Marco verwickelt sein könnte. Die Anwesenheit der Ara-Wissenschaftler und das Wirken des Ara-Toxins durchbrechen diese „Ablenkungshandlungsstränge“ nur sehr subtil – zugegeben, eine nicht unpassende dramaturgische Analogie, wenn man den Befall des Virus zugrunde legt, der erst schleichend ist, nur um schließlich mit aller Macht zuzuschlagen. Dennoch: Die dramatischen Szenen, die sich auf der dem Untergang geweihten Welt Remion abspielen und dem Roman ein sehr emotionales Finale verleihen, hätte man sich – ebenso wie das Eingreifen Perry Rhodans – etwas früher gewünscht.

Die Bonusgeschichte „Das große Wohltätigkeitsturnier von Isan“ von Hanns Kneifel erzählt von einem allzu siegessicheren menschlichen Profi-Wettkämpfer, der es mit einem Ara zu tun bekommt, der mal kein Medizinstudium genossen hat. Allerdings hat der Ara nur einen Cameo und spielt weder für den Beginn noch für das Ende der Handlung eine Rolle. Eine nette Story, aber im Rahmen des Zyklus eher fehl am Platze.

Fazit:
„Nekrogenesis“ ist als Roman innerhalb der „Ara-Toxin“-Reihe fast in sich geschlossen und alleine lesbar. In ihm beschreibt Hans-Joachim Alpers das Schicksal der Welt Remion, die als grünes, blühendes Paradies etabliert wird, um als graue Schlackekugel zu enden (das verrät schon der Prolog, das ist also kein Geheimnis). Mit spürbarer Begeisterung lässt Alpers karibische Lebensart aufleben, wodurch das dramatische Finale, das Sterben des Planeten, etwas zu kurz kommt. Dennoch ist es gerade das unausweichliche, furchtbare Ende, das einen als Leser schließlich durchaus bewegt das Buch zur Seite legen lässt.


Perry Rhodan: Ara-Toxin 3: Nekrogenesis
Science-Fiction-Roman
Hans-Joachim Alpers
Heyne 2008
ISBN: 978-3-453-52388-3
367 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 6,95

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