von Bernd Perplies
Es ist das Jahr 1340 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Perry Rhodan und Julian Tifflor, die noch immer in ihren operativ veränderten Körpern gefangen sind, ist die Flucht von Jaimbor, dem Galaktischen Zoo der Ara-Wissenschaftler, geglückt. Gemeinsam mit der Assassine Zhana, die scheinbar den Auftrag hat, sie zu beschützen, und zahlreichen Flüchtlingen kapern sie einen Ara-Raumer und machen sich an die Verfolgung von Trantipon, dem Leiter der Forschungseinrichtung Jaimbor und offensichtlichen Drahtzieher hinter dem ominösen Projekt Ara-Toxin. Ihr Weg führt sie zur Heimatwelt der Aras: Aralon.
Aus Gründen, die für den Leser etwas bemüht wirken (aber gut, es muss halt sein), halten der Resident und der Außenminister der Liga Freier Terraner sich nicht damit auf, Verstärkung anzufordern, sondern werden lieber selbst aktiv. Nacheinander begeben sie sich auf die Planetenoberfläche und versuchen dort, Trantipon zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen sowie mehr über die Wirkungsweise und Verbeitung des Ara-Toxins in Erfahrung zu bringen. Ein untergetauchter TLD-Agent, ein verbrecherischer Botschafter, die Sicherheitskräfte des Geheimdiensts Aracom und ein exzentrischer Wissenschaftler sorgen dabei für einiges Durcheinander, inklusive Verfolgungsjagden, Explosionen und heißer Liebe.
Uwe Anton, der den zweiten Band der sechsteiligen „Ara-Toxin“-Reihe des Heyne-Verlags beigesteuert hat, legt mit den „Medo-Nomaden“ ein wildes Agentenspiel vor, das alle guten Zutaten enthält: Täuschung, Verrat, Schießereien, Sex, Drugs und… naja, ein stummes Streichquartett. Dabei ist man als Leser zunächst einmal gezwungen, ein paar Prämissen zu schlucken, die leicht an den Haaren herbeigezogen wirken. So fragen sich die Protagnisten zum Teil selbst und zu Recht, warum so ein Theater veranstaltet wird, um mit dem Lordmediker und Ober-Ara Oclu-Gnas in Kontakt zu treten, wenn man doch einfach mit dem gekaperten Raumschiff hätte in die Heimat fliegen, sich umoperieren und dann mit einer Flotte und offiziellem Auftrag auf die Bildfläche zurückkehren können.
Der Grund: Dann wäre ja der ganze Spaß dahin. Und so rennen die Helden in ihrer fleischlichen Tarnung auf Aralon umher und geraten dabei in allerlei Schwierigkeiten. Zum Glück hilft ihnen der TLD-Agent Tankred Bowitz, der die Lebensart der Aras studiert hat und sich vor Ort gut auskennt – auch wenn ihm Perrys und Julians Beschützerin Zhana nicht wirklich über den Weg traut. Ja, die gibt es übrigens auch noch. Nach wie vor nimmt sie Phiolen ein, um sukzessive neue Teile ihres Auftrags zu erfahren. Im Augenblick besteht er darin, die beiden Terraner zu beschützen. Mehr wird über die geheimnisvolle Killerin nicht verraten. Dafür darf sie mit Tifflor eine heiße Affäre beginnen.
Etwas mehr erfährt man erfreulicherweise über die Aras selbst. Der Roman nutzt seinen Schauplatz (und verschiedene Ortsansässige), um Einblicke in die Gesellschaft und Philosophie der Aras zu gewähren. Entgegen diverser Exkurse von so mancher „Perry Rhodan“-Geschichte hin zu exotischen, aber für das große Ganze eher unwichtigen Völkern, lesen sich diese Informationen höchst interessant. Unterstützt wird dies durch die kurzen Perspektivenwechsel hin zu den Aras selbst, die, wie sich zeigt, keineswegs ein geeintes Volk amoralischer Mediziner sind. Also gut: Amoralische Mediziner scheinen doch fast alle hier zu sein, aber Ränkespiel und Intrige herrschen auch in ihren Reihen, was nicht zuletzt Trantipon zu spüren bekommt.
Uwe Anton hält ein rasantes, mit zahlreichen Action-Einlagen gewürztes Tempo durch, sodass man sich kaum eine Seite langweilt. Man darf nur nicht zu genau darüber nachdenken, dass viele der Aktionen der Helden zwischen unsinnig und umständlich rangieren – zudem werden leider einige Rätsel aufgetan (etwa das mysteriöse Interesse eines Nonus-Bärchens im Zoo an Tankred Bowitz), die nicht aufgelöst werden. Man mag sich seinen Teil dazu denken, doch die Fäden, so dünn und nebensächlich sie auch sind, bleiben am Ende lose.
Das Buchcover suggeriert erneut dramatische Weltraumabenteuer, hat aber absolut nichts mit der Handlung zu tun. Als Bonusmaterial wird die Kurzgeschichte „Die Saat der Sterne“ von Rüdiger Vaas geboten, in welcher ein Ara-Biologe als Teil eines Außenteams eine merkwürdige und höchst fatale Entdeckung macht.
Fazit: „Die Medo-Nomaden“ setzt schwungvoll und ohne abzusetzen fort, was „Die Galaktischen Mediziner“ begonnen hat. Zwar bewegt sich die gesamte Handlung nur wenige Kilometer voran (und dies meist im Kreis), aber immerhin ist die Undercover-Mission auf Aralon recht spannend geschildert, und man lernt noch einiges über das Volk der Aras selbst, die im Vorgängerband ja im Wesentlichen auf das Klischee „die Bösen“ reduziert gewesen waren.
Perry Rhodan: Ara-Toxin 2: Die Medo-Nomaden
Science-Fiction-Roman
Uwe Anton
Heyne 2007
ISBN: 978-3-453-52387-6
400 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 6,95
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