Pathfinder 1: Die finstere Flut

„Die finstere Flut“ ist die interessante Kombination aus Comic und Rollenspiel für das Rollenspiel-System „Pathfinder“ und daher allemal einen Blick wert.

von Morgath

Das Werk erscheint im üblichen Panini-Format, ist circa 200 Seiten dick, wovon der Rollenspiel-Teil 42 Seiten einnimmt.

Der Comic-Teil

Sandspitze ist in Gefahr. Die Goblinstämme der Umgebung rotten sich zusammen und verhalten sich ungewöhnlich aggressiv. Die einst feigen und hinterhältigen Goblins sind nicht wiederzuerkennen. Sie sind ekelhaft entstellt und haben ungewöhnliche Wucherungen. Um die Gefahr von Sandspitze abzuwenden, gilt es herauszufinden, was die Goblins zu ihrem ungewöhnlichen Verhalten bewegt hat. Hierzu wird eine sechsköpfige Abenteuergruppe ausgesandt. Diese kämpft, kämpft, kämpft, kämpft, kämpft, kämpft und kämpft und hat das Problem schließlich gelöst!

Die Story ist dünn. Die Charaktere sind Stereotypen ohne Tiefgang. Möglicherweise sollte man aber mit dem Rollenspiel vertraut sein (was ich nicht bin), denn dort werden die Helden häufiger erwähnt. Die Hintergrund-Welt wirkt nicht sonderlich ausgearbeitet. Man versucht die fehlende Tiefe mit flotten Sprüchen und Reibereien unter den Helden zu überdecken, was aber kaum gelingt. Die ständigen Kommentare in den Kämpfen mag man zunächst noch witzig finden, später stören sie nur noch. Der Comic erinnert stark an eine Rollenspiel-Gruppe, die gemütlich am Tisch sitzt und kommentiert, was ihren Helden gerade widerfährt.

Die Zeichnungen sind von unterschiedlicher Qualität. Da es sich um einen Sammelband von amerikanischen Comics handelt, gibt es zahlreiche Coverbilder, die meist gut gelungen sind. Die restlichen Bilder können diese Qualität nicht halten, ohne dabei schlecht zu werden. Meinen Geschmack treffen sie trotzdem nicht, da die einzelnen Seiten oft überladen sind. Die Panels sind durch schwarze Balken voneinander getrennt. Viele Bilder sind dunkel gehalten und zeigen wirre Kampfhandlungen. Die Bildkomposition lässt zu wünschen übrig. Es gibt nur selten einen Blickfang. Der Leser wird so von Seite zu Seite gehetzt und hat kaum einmal das Bedürfnis, an einem schönen Bild zu verweilen. Comic-Kunst sieht (für mich) anders aus!

Der Bonus-Comic „Der letzte Goblin im Mooswald“ war noch halbwegs witzig, kann aber den mäßigen Gesamteindruck des Comic-Teils nicht retten.

Der Rollenspiel-Teil

Der abschließende Rollenspiel-Teil ist optisch schön gemacht. Man findet zunächst eine kurze Charakterisierung der 6 Helden und einiger Nebenfiguren, samt Werten und jeweils einem schönen Bild. Sodann werden die Stadt Sandspitze und das Umland kurz beschrieben. Der Stadtplan von Sandspitze gefällt mir besonders gut. Zum Abschluss gibt es mehrere Abenteuerszenarien, die teilweise einen Bezug zum Comic haben, teilweise aber neue Abenteuer in und um Sandspitze darstellen.

Fazit: Der Comic kann nicht überzeugen. Der Rollenspiel-Teil ist in Ordnung, aber deutlich kürzer. Der Preis von 19,99 Euro ist für diesen Umfang üblich. Für Freunde von „Pathfinder“ ist das Werk einen Blick wert, sonstige Rollenspieler können ihm vielleicht noch etwas abgewinnen, reine Comic-Leser sollten die Finger von ihm lassen.


Pathfinder Band 1: Die finstere Flut
Comic
Jim Zub, Andrew Huerta, Jake Bilbao u. Ivan Anaya
Panini Comics 2014
ISBN: 9783862019618
224 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,99

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