Florenz im Jahre 1490. Laurenzo de Medici, inoffizieller Herr über Florenz und ein Mann der schönen Künste, verkauft ein Stück Land an einen Ausländer – den Grafen Francesco Rákóczi de San Germano. Dort soll ein Palast errichtet werden, so prächtig und ungewöhnlich, wie Florenz ihn noch nie zuvor gesehen hat. Doch nicht nur die Gemäuer haben etwas Geheimnisvolles an sich, auch deren Besitzer, dem der Ruf eines Alchemisten anhängt.

Der weltgewandte und wohlhabende Fremde gewinnt schnell Freunde, unter ihnen de Medici selbst. Auch die Frauenwelt lernt den charmanten Mann schnell zu schätzen, ganz besonders Estasia, eine Witwe und die Kusine des Malers Botticelli. Die Leidenschaft der jungen Frau kommt derer San Germanos gleich, doch die Frau verfällt immer mehr dem Wahnsinn,  woraufhin Rákóczi auf Abstand geht. Stattdessen findet er in der klugen und scharfsinnigen Demetrice eine Vertraute. San Germano weiht sie sogar in sein größtes Geheimnis ein…

Aber genauso schnell macht sich San Germano auch einen erbitterten Feind: den Dominikaner-Prediger Savanarola, einem erklärten Gegner der Unzüchtigkeit, der von dem fanatischen Wunsch getrieben wird, alle Schönheit aus Florenz  zu vertreiben und die Bürger vor der Rache Gottes zu bewahren. In diesen schweren Stunden muss San Germano zusehen, wie sein Freund Lorenzo de Medici von einer schweren Krankheit dahingerafft wird. Auf dem Totenbett offenbart jener seinem Freund, dessen Geheimnis zu kennen und nimmt es mit in sein Grab. Nach Lorenzos Tod schlägt die Stimmung in Florenz gefährlich um, da sich dessen Nachfolger dem fanatischen Predigten Savanarolas gegenüber machtlos sieht. Der Dominikaner findet mehr und mehr Anhänger, die ihre Ideale der Vergangenheit notfalls auch mit Gewalt verteidigen. Und auf einmal muss San Germano fliehen und Demetrice bleibt allein zurück...

Die im Jahr 1942 geborene Autorin Chelsea Quinn Yarbro hat bereits über 70 Romane im englischen Sprachraum veröffentlicht. In Deutschland ist die Autorin weniger bekannt, nur ein Bruchteil ihrer Werke sind hier erschienen.
Der Schauplatz ihres Romans ist ein authentisches Florenz von 1490. Reale Personen und Plätze wurden geschickt mit einer frei erfundenen und mythischen Handlung verwoben.

Mit „Palast der Vampire“ gelingt es Chelsea, ein etwas anderes Bild von Vampiren zu schaffen. Sie distanziert sich ganz deutlich von den seelenlosen und blutrünstigen Darstellungen vieler ihrer Autorenkollegen. Tatsächlich kann man das Erwähnen des Wortes Vampir in diesem Roman locker an zwei Händen abzählen. Sie zeigt keine wilden und ungezähmten Bestien; ihre Vampire sind kultivierte, weltgewandte Wesen mit Achtung vor den Menschen. Sie trinken nur von Freiwilligen Blut und töten ihre Opfer nicht. Chelsea bedient sich nicht der üblichen Vampir-Klischees. Ihre Blutsauger können auch durchaus bei Tageslicht unterwegs sein. Die Leser lernen eine angenehme, nahezu nette Vampirspezies kennen.

Die gesamten Charaktere, ob nun Mensch oder Vampir,  sind mit Tiefe gezeichnet und die Autorin bemüht sich, diese weiterzuentwickeln und gemäß ihrer Natur handeln zu lassen. Die Schauplätze sind gut gewählt und sehr authentisch dargestellt.

Fazit: Wer blutige Vampire in viel Action erleben will, sollte von diesem Buch Abstand nehmen. Kunstliebhaber und Freunde eines Zeitalters düsterer Romantik jedoch werden bei diesem Roman auf ihre Kosten kommen. Zeitweilig verfängt sich die Autorin in ihren detailgenauen Beschreibungen und das anfängliche Lesen des Romans, der gespickt ist mit vielen italienischen Namen und Orten, fällt nicht wirklich leicht, doch man kann sich mit der Zeit gut in das Buch hineinlesen. Dieses Buch ist vielleicht kein Meisterwerk, birgt jedoch einige Stunden angenehme Unterhaltung.