Ordensbuch: Urieliten

„Die Bewahrer der Wege“ nennen die Autoren Ole Johan Christiansen und Thomas Plitschke den Engelsorden der Urieliten. Nicht alle in der großen Angelitischen Kirche würden den Sonderweg des eigenständigen Ordens so bezeichnen. Der vorliegende Rollenspiel-Quellenband beschreibt als „Urieliten Ordensbuch“ die Geschichte, den Aufbau und die wichtigsten Figuren des Ordens der Engel.

von Jens Peter Kleinau

 

In der Aufmachung steht der Quellenband den in der Reihe des Rollenspiels „Engel“ bereits erschienen Produkten um nichts nach. Optisch angenehm gestaltet, ist lediglich die sehr kleine Schriftart für Menschen mit leichter Leseschwäche recht lästig. Diese erlaubt zwar durch reichlich viel Platz am Rand ein schönes Layout, macht aber das Lesen anstrengend. Persönlich hätte ich lieber ein paar Euro mehr für mehr Seiten bezahlt, als mich durch eine winzige Schrift zu wühlen.

Die Illustrationen von Eva Widermann sind durchweg gut bis sehr gut. Ihr gelingt es bis auf wenige Ausnahmen das Flair des Rollenspielhintergrunds in Bilder zu formen. Ihr Stil ist weicher als der von Tobias Mannewitz, der neben der Coverillustration dieses Bandes den Stil des Rollenspiels mit prägte. Tobias Mannewitz zeichnete auch die beiliegende Risszeichnung des Ordensturms, die als dreifach ausklappbares Miniposter eine gewisse Orientierung liefert, aber in der Hauptsache einfach gut aussieht.

Ihren Namen haben die Urieliten, wie die anderen Engel der Angelitischen Kirche, einem Erzengel zu verdanken. Den Spielemachern liegt viel daran, die Charakteristika, die man mit dem Erzengel Uriel verbindet, auch in dem Orden zu sehen. Uriel („Licht / Feuer Gottes”) ist mit Michael, Gabriel und Raphael einer der vier Erzengel christlicher Tradition. Uriel (dessen Name nicht in der Bibel erwähnt ist, aber alter jüdischer Tradition entspricht), gilt als Vorsteher eines Ortes der Abgeschiedenen, der am jüngsten Tag die Tore zur Unterwelt öffnen und die Seelen der Toten vor den Thron Gottes führen wird. Die Urieliten beschäftigen sich mit dem Einblick um die Wege des Herrn. Sie sind die nachtsichtigen Ranger Gottes, um es rollenspieltechnisch auszudrücken. Ihr Symbol ist das allsehende Auge. Ihre Farbe ist Grün, die sie beispielsweise als Votivband auf ihren weißen Waffenröcken tragen.

Der Himmel der Urieliten befindet sich in den Südostausläufern der Pyrenäen, auf dem Mont Segur, errichtet auf den Ruinen einer Festung, die in den Legenden und Sagen Mont Salvage genannt wird. Dem Turm und der Umgebung wird wie immer ausreichend Raum in dem Ordensbuch gegeben. Dazu gehört vorab eine umfassende Information über Iberia und dann die nähere Umgebung des Himmels. Dieser wird detailliert untersucht und dargestellt und dann geht es zu den wesentlichen Personen und Ereignissen.

Sehr umfangreich fällt diesmal die geographische Ortsbeschreibung aus. Dies ist durchaus verständlich, denn mit der spanischen Halbinsel und den umliegenden Regionen wird eines der abenteuerlichsten Gebiete angesprochen, das mit der unsrigen Vorstellung von Spanien nichts mehr gemein hat. Unwegsame Gebiete bilden Kulturen heraus, die sich an der Natur orientieren. Diesem werden nicht zuletzt die Urieliten gerecht. Auch sie haben sich der Natur angepasst und besitzen dementsprechende Mächte.

Über allen thront der Himmel der Urieliten in den Pyrenäen. Im Tal von Mont Salvage hat sich eine eigene autarke Welt gebildet. Von der Zeltstadt der Pilger, über die vier zentralen Familien der Region, bis hin zur ultimativen Ausbildungsstätte des Ordens hoch in den Bergen wird das Zentralland der Urieliten sehr ausführlich beschrieben. Aber auch die Städte des Landes, Madrid, Valencia und Santa, werden so weit beschrieben, wie es für das Spielen hilfreich ist.

Der Turm der Urieliten erhält ein eigenes Kapitel und wird detailliert betrachtet. Auch hier kommt die Verbindung mit dem Natürlichen zum Tragen. Wir wandern mit der Beschreibung vom Fuß bin hin zur weit über den Wolken emporragenden Spitze, die von einem Baum gekrönt wird.

Die inneren Zusammenhänge der Ureliten werden in dem Kapitel „machinationes urielitorum“ (S. 47-63) beschrieben. Es gibt einen Eindruck von dem Wesen des Ordens und schildert dessen Wirken in der normalen Welt. Interessant sind dabei die vier Urieliten-Logen, insbesondere die Bruderschaft vom Messkelch der Ewigkeit, die sich seit Jahren auf den letzten, alles entscheidenden Endkampf zwischen Gut und Böse vorbereiten.

Auch außerhalb wirken die Urieliten, besitzen Klöster und Ordensstätten (beispielsweise die ehemals ramielitische Klosteranlage von Stavanger in Skandinavien), und wie sie damit auf die anderen Orden wirken, ist Thema eines weiteren Kapitels. Schließlich werden in dem Buch noch die namhaften Personen im Himmel und außerhalb vorgestellt, allen voran der Abt und der Prior. Wie immer gibt es neben den D20-Werten auch die wesentlichen Informationen für Engel, die persönlichen Eigenschaften und eine Geschichte des Charakters in Bezug zu den Ereignissen des Ordens.

Fazit: Insgesamt bietet auch dieses Ordensbuch eine umfassende Informationsquelle für jeden Spieler und vor allen für die Spielleiter des Rollenspielsystems „Engel“. Es ist insbesondere durch die Regionalbeschreibung eine wertvolle Spielhilfe. Diese macht es auch für andere Spieler interessant, die nicht unbedingt die Urieliten in den Vordergrund ihrer Spielkarriere oder ihrer Kampagne rücken wollen.


Ordensbuch: Urieliten
Quellenbuch
Ole Johan Christiansen, Thomas Plitschke
Feder&Schwert 2004
ISBN: 3935282877
104 S., Softcover, DIN-A4, deutsch
Preis: EUR 17,95

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