Trockene Fakten – die äußeren Werte:

Das Abenteuer „On the Run“ umfasst 60 Seiten, beinhaltet vier Seiten mit schlichten Handouts und ist in seinem Inneren komplett in Schwarz-Weiß gehalten. Während das Titelbild – versehen mit dem „Shadowrun“-Logo – durchaus die düstere „Shadowrun“-Stimmung transportiert, variiert der Stil bei den weiteren Abbildungen. Zusätzlich werden beschriftete Pläne zu den wichtigsten Örtlichkeiten aufgeführt. Die Werte der Gegner werden in übersichtlichen Informationsblöcken vom restlichen Text abgehoben. Insgesamt ist das gewählte Layout sehr überschaubar. Die einzelnen Abschnitte der Handlung sind dabei wie folgt gegliedert:

• Was ist los Chummer? - bietet einen kurzen Überblick über die nachfolgende Handlung
• Sag‘s ihnen ins Gesicht - hält Texte zum Vorlesen bereit
• Atmosphäre - gibt dem Spielleiter nützliche Hinweise zur Ausgestaltung der Geschehnisse und der dafür gewünschten Stimmung
• Hinter den Kulissen - beschreibt die wahren Hintergründe und stellt die benötigten Daten und Werte zur Verfügung
• Daumenschrauben - gibt Tipps zur Verschärfung der Szene
• Keine Panik - geht auf Möglichkeiten ein, eine verfahrende Handlung wieder auf den richtigen Weg zu bringen
• Spielleiterhinweise - richtet sich mit nützlichen Hinweisen insbesondere an unerfahrene Spielleiter
• Quellenverweise - bietet direkte Verweise inklusive Seitenangaben auf die entsprechenden Abschnitte im Grundregelwerk

Abgeschlossen wird das Abenteuer noch von den Nachwehen, welche auch die Karmabelohnung für die Helden beinhaltet. Für den Spielleiter werden auf den abschließenden Seiten noch Tabellen für die übliche Beinarbeit – sprich Informationsbeschaffung – und eine Übersicht der Hauptdarsteller inklusive Hintergrund und spielrelevanten Werten bereitgestellt. Zudem werden noch weitere Hilfestellungen zu möglichen Plotproblemen angeboten, welche durchaus auftreten können. Eng mit einer neuen Regelversion verbunden sind die üblichen Konvertierungsregeln, welche (vor den Handouts) den Abschluss des Abenteuerbandes darstellen.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:

Das neue Abenteuer „On the Run“ wurde als Einsteigerabenteuer für die neue Regelversion 4.01D des Rollenspiels „Shadowrun“ konzipiert. Daher ist auch die Handlung des Abenteuers sehr einfach und unkompliziert gehalten. Die Helden werden von einem Mr. Johnson beauftragt, einen altmodischen Datenträger (eine CD) aufzuspüren. Doch für diese CD interessieren sich auch noch andere Gestalten. Und dann noch die offene Frage: Was ist eigentlich auf dieser CD?

Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:

Da die Zielgruppe mit Einsteigern und auch Umsteigern klar vorgegeben ist, darf unter diesem Gesichtspunkt die Handlung des Abenteuers auch gerne etwas einfacher und dafür übersichtlicher ausfallen. Der Handlungsverlauf bietet dabei ausreichend Gelegenheit, alle Aspekte des Regelwerks etwas näher kennen zu lernen. Durch die vielen Informationen für den Spielleiter und insbesondere auch die direkten Verweise ins Regelwerk ist „On the Run“ für Neulinge sehr gut geeignet. Sehr nützlich sind zudem die Abschnitte „Keine Panik“, da hier der (unerfahrene) Spielleiter sehr nützliche Hinweise erhält, um eine verfahrene Situation noch zu retten.

Und genau eine solche Situation ist durch die Handlung schon fast vorprogrammiert. Nachdem die Helden in den Besitz der CD gelangt sind, wird von ihnen erwartet, dass sie von ihrer Neugier angetrieben, weitere Nachforschungen anstellen. Doch hier dürften einige Anfänger-Gruppen zu ehrlich sein und somit ein frühes Ende des Abenteuers heraufbeschwören. An dieser Stelle sollen/können dann die schon erwähnten Hilfestellungen bei Plotproblemen in Kraft treten. Aber gerade diese Gefahrenstelle hätte schon durch den vorgegebenen Handlungsverlauf entschärft werden können.

Über den Stil von Abbildungen lässt sich bekanntlich streiten und gelegentlich passen sie auch nicht unbedingt zu den Vorgaben aus der Handlung. Doch bisher gab es selten etwas an den bereitgestellten Handouts zu kritisieren. Die Handouts in „On the Run“ erfüllen zwar ihre Funktion, sind aber erschreckend schlicht gehalten (dies dürfte auf den Vorgaben aus dem englischen Original basieren). Sie verströmen den Eindruck einer Eigenproduktionen mit einfachen Grafikfunktionen handelsüblicher Büroanwendungen. Wenn man dann noch berücksichtigt, zu welchen Handouts Fantasy Productions in anderen Publikationen fähig ist (etwa den aktuellen DSA-Produkten), dann drängt sich (zumindest bei mir) die Bezeichnung „Katastrophe“ unvermeidlich in den Vordergrund. Hier gibt es (aus meiner Sicht) eindeutig Nachbesserungspotential.

Über den Sinn von Konvertierungsregeln lässt sich bekanntlich ebenfalls streiten. Die Suchenden unter den alten Hasen werden auf jeden Fall in „On the Run“ fündig.

Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

Die übersichtliche Handlung sowie die Kombination aus zahlreichen Informationen und direkten Verweisen auf das Grundregelwerk wird insbesondere den Bedürfnissen von Neulingen gerecht. Doch auch die alten Hasen dürften von der gewählten Gestaltung profitieren. Trotz kleinerer Kritikpunkte am Handlungsverlauf ist „On the Run“ für alle Shadowrunner interessant, die einen möglichst sanften und gut unterstützten Einstieg in das neue Regelwerk suchen.

Fazit: Mit „On the Run“ präsentiert Fantasy Productions ein neues Einsteigerabenteuer für Shadowrun. Auch wenn die Handouts erschreckend schlicht ausfallen, weiß das Konzept für Ein- und Umsteiger zu überzeugen. Alte Hasen dürften etwas mehr Handlung erwarten, aber insbesondere Neulinge dürften von den zahlreichen Hilfestellungen angetan sein. Da auch das Preis-Leistungs-Verhältnis zu überzeugen weiß, kann ich allen Interessierten einen genaueren Blick wärmstens empfehlen.

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH, www.fanpro.com und www.f-shop.de.