Offenbarung des Himmels

Das Leben ist schön in der urtümlichen Landschaft des Fürstentum Kosch. Doch die Idylle trügt. Werden die Charaktere gerade noch als Helden gefeiert, spielen sich im Hintergrund bereits namenlose Schrecken ab, die es zu stoppen gilt.

von Sebastian Thies

Nachdem die Helden eine junge Magd und ihre Lämmer vor einem Bären gerettet haben, werden sie im nahe gelegenen Dorf als Helden gefeiert und kommen in der hiesigen Taverne unter. Als sie aber nach durchzechter Nacht am nächsten Tag aufwachen, müssen sie feststellen, dass ihre gesamten Goldvorkommen verschwunden sind. Doch sind sie nicht die einzigen, die bestohlen wurden. Im Praiostempel müssen sie von der ansässigen Geweihten erfahren, dass auch die Truhe mit dem bald fälligen Zehnt verschwunden ist. Da die Namenlosen Tage gerade vor der Tür stehen, ist das ganze Dorf nach solch einer frevelhaften Tat in Aufruhr.

Natürlich fällt da die Wahl der Praiosgeweihten auf die Helden des Vortags, um dieses Verbrechen aufzuklären, und da die Helden selbst geschädigt sind, dürften sie wohl nicht lange darüber nachdenken, bevor sie den Auftrag annehmen – und genügend Verdächtige gibt es auch. Neben einem etwas entrückten Elfen, einer abweisenden Jägerin und einem schläfrigen Zwergen gibt es dann auch noch Gerüchte von einem Drachen, der für die Diebstähle verantwortlich sein könnte. Genug Ansätze für eine Nachforschung also.

Eingebettet ist das Ganze in die idyllische Landschaft des Koschgebirges, und mit Charakternamen wie Hasenbrodt und Eichbusch oder Stadtteilen mit den Bezeichnungen Oidnbrückl und Uftzistägle erinnert das ganze Abenteuer etwas an den deutschen Heimatfilm, was aber nur von Vorteil für die Stimmung des Settings ist.

„Offenbarung des Himmels“ ist das erste offizielle Abenteuer für die fünfte Edition des Rollenspiels „Das Schwarze Auge“, was man auch am neuen Layout erkennen kann. In Vollfarbe und edlem griffigem Papier macht das Softcover optisch einiges her und hebt sich auch durch die zahlreichen farbigen Illustrationen von früheren Publikationen ab. Mit seinen 64 Seiten ist es um einiges kürzer, als die Abenteuer früherer Editionen, aber ist dies auch beabsichtigt und ein neues Konzept, das Ulisses für einige ihre neuen Abenteuer vorgesehen hat, nämlich wieder kürzere Abenteuer anzubieten, die ready-to-play sind.

Und ready-to-play ist „Offenbarung des Himmels“ auf jeden Fall. Durch die doch sehr lineare Handlung des Abenteuers muss der Meister nicht viel Vorarbeit investieren, um es zu leiten. Darin liegt sowohl die Stärke als auch Schwäche dieses Produkts. Hervorragend für Neulinge geeignet, dürfte sich manch alter Hase zu eingeengt fühlen. Der Begriff Railroading dürfte hier so manchen über die Lippen kommen. So kommt es zum Beispiel zum Höhepunkt des Abenteuers dadurch, dass sich einer der NSC wieder an etwas erinnert und die Charaktere darüber unterrichtet. Sollten die Spieler jedoch schon vorher die richtigen Fragen stellen, werden sie damit keinen Erfolg haben.

Fazit: „Offenbarung des Himmels“ ist für Anfänger als Spieler und Spielleiter hervorragend geeignet, um die ersten Schritte in Aventurien zu begehen. Aber auch fortgeschrittene Spieler und Meister dürften hier ihren Spaß haben, soweit der Meister vorher noch ein bisschen Arbeit in das Abenteuer gesteckt hat und den Spielern die Möglichkeit gibt, sich von dem starren Gerüst, dass das  Abenteuer vorgibt, zu lösen.


Offenbarung des Himmels
Abenteuerband
Sarah Maier
Ulisses Spiele 2015
ISBN: 978-3957522283
64 Seiten, Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

bei amazon.de bestellen