Northlanders 5: Metall

Mit „Northlanders 5“ ergänzt Autor Brian Wood seine gleichnamige Serie um zwei weitere Geschichten. In der Titelgeschichte „Metall“ geht ein junger Schmied in Norwegen auf einen Rachefeldzug gegen christliche Missionare. „Der Seeweg“ handelt dagegen von einer Seereise nach Westen über den großen Ozean. Doch nicht die Reise selbst, sondern die Mannschaft des viel zu kleinen Schiffes stellt die wahre Gefahr dieser Unternehmung dar.

von Dominik Cenia

 

„Northlanders 5“ enthält die Originalhefte #29 bis #36. Illustriert wurden die beiden Geschichten diesmal von der noch recht jungen und vielversprechenden Zeichnerin Fiona Staples („North 40“, „Saga“) und dem italienischen Zeichner Riccardo Burchielli (DC/Vertigo, „John Doe“, „DMZ“). Die Farben stammen wieder von dem Joe-Shuster-Award-Gewinner Dave McCaig, der sein Handwerk natürlich wieder meisterhaft versteht.

Die erste kürzere Geschichte „Der Seeweg“ ist etwas ruhiger und spielt im Jahr 760. Sie handelt von Dag, einem einfachen Nordmann, Händler und Seefahrer. Die Geschäfte entlang der Küste laufen schlecht, und so beschließt Dag, nach Westen über das große Meere zu segeln. Doch Dag genießt kein sonderlich hohes Vertrauen und Ansehen bei seiner Mannschaft, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Seereise schon bald in einer Meuterei zu enden droht. Doch dies ist nicht die einzige Gefahr auf dieser gar merkwürdigen Fahrt in den Westen.

Ohne Zweifel hat sich Autor Brian Wood bei „Der Seeweg“ an der Grundidee des Films „Walhalla Rising“ orientiert. Allzu deutlich sind die Parallelen und die Gratwanderung zwischen Meuterei, Wahnsinn und dem Aufbruch in ferne, unbekannte Länder. Mit Sicherheit keine schlechte Vorlage, allerdings räumt Brian Wood dem Stoff einfach viel zu wenig Platz ein. So ist „Der Seeweg“ leider nicht viel mehr als ein solider Opener ohne große Höhen und Tiefen. Staples Zeichnungen passen – wohl auch dank McCaigs Farbenspiel – durchaus zur „Northlanders“-Serie. Nur leider hat die talentiere junge Künstlerin nur wenig echten Chancen, ihr Können unter Beweis zu stellen. Schade!

Die Hauptgeschichte „Metall“ spielt irgendwo in Norwegen im Jahr 700. Der junge und geistig scheinbar leicht zurückgebliebene Schmied Erik begibt sich auf einen Rachefeldzug gegen die christlichen Missionare in seiner Heimat. An seiner Seite hat er dabei das Albino-Mädchen Ingrid. Gemeinsam besinnen sich die beiden zurück auf die alten nordischen Götter und deren Riten. Sie leben zurückgezogen in der Wildnis und konsumieren dort zahlreiche Naturdrogen, was beide offensichtlich in Halluzinationen und Visionen treibt. Schließlich wird Ingrid schwanger, verliert allerdings ihr Kind. Erik metzelt derweil christliche Mönche und Priester nieder. Und ein weiterer Wikinger-Söldner, der sich auf die Seite der Christen geschlagen hat, nimmt die Verfolgung der beiden auf.

Bis zu diesem Zeitpunkt funktioniert die Geschichte von „Metall“ noch irgendwie, auch wenn die ganze Handlung sehr stark an „Hammer + Kreuz“ (siehe „Northlanders 2“) erinnert und für meinen Geschmack ein wenig zu symbolträchtig und zu romantisch erscheint. Ab der zweiten Hälfte fängt die Sache aber dann leider an zu kippen. Plötzlich gleitet die Geschichte – für Northlanders völlig untypisch – ins Übernatürliche ab. Der Geist des erschlagenen Wikinger-Söldners kehrt plötzlich zurück, um Rache zu nehmen und seine Mission zu erfüllen, und die Figuren aus den vorherigen Rauschzuständen der beiden Hauptfiguren werden plötzlich zu realen Geisterwesen. Das ist vor allem ungewöhnlich, weil die „Northlanders“-Reihe sich bisher immer recht nahe an der (zugegeben Hollywood-)Historie gehalten hat. Hier aber driftet Brian Wood völlig ab. Und im Gegensatz zu „Hammer + Kreuz“, wo es am Ende eine klare Auflösung gab, wird der Leser hier mit einem eher unbefriedigenden Ende zurückgelassen. Fast wirkt es so, als ob Brian Wood unbedingt mal etwas Neues ausprobieren oder der Geschichte einfach nochmal eine Wendung geben wollte. Bei mir hat das leider nicht funktioniert. Ich wage sogar zu behaupten, dass „Metall“ – trotz Burchiellis gelungenen Zeichnungen – bisher die schwächste Geschichte der ganzen Reihe ist. Die ganze Handlung ist ein einziger Aufguss und driftet gegen Ende völlig überflüssig ins Übernatürliche ab. So oder so, als Leser fühlte ich mich irgendwie um das „echte“ Ende betrogen.

Fazit: Eine viel zu kurze Abwandlung von „Walhalla Rising“ und ein zweite, etwas zu symbolträchtige Auflage von „Hammer + Kreuz“, mit ein bisschen Fantasy zum Schluss. Hier wurden für meinen Geschmack zwei wirklich große Chancen vertan. Den beiden Zeichnern kann man dabei allerdings keinen Vorwurf machen. Sie haben das Beste aus dem Stoff gemacht, den Brian Wood ihnen vorgelegt hat. Fast wirkt es so, als ob der Autor hier einfach nur auf Autopilot gestellt war und beide Geschichten schnell abfertigen wollte, um einfach nur wieder ein paar weitere Heftnummern voll zu bekommen. Doch sowas ist der Nothlanders“-Reihe wirklich nicht würdig. Wer also zünftige Wikinger-Action sucht oder einfach mal in die Serie reinschnuppern möchte, sollte einen Bogen um den fünften Band machen. Für Sammler wegen der Zeichnungen und der Vollständigkeit mit Sicherheit noch vertretbar. Mehr aber leider auch nicht.


Northlanders 5: Metall
Comic
Brian Wood, Fiona Staples, Riccardo Burchielli, Dave McCaig
Vertigo / Panini Comics 2011
ISBN: 978-3-86201-186-5
ca. 148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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