Northlanders 2: Hammer + Kreuz

Irland im Jahr 1014. Die Insel wurde von Wikingern erobert, doch ein einzelner Mann weigert sich, die Eroberer anzuerkennen. Doch während Lord Ragnar Ragnarsson, ein Vertrauter des Königs, in diesem einen Mann nur einen blutrünstigen Killer sieht, der zur Strecke gebracht werden muss, sieht sich dieser als Freiheitskämpfer und Beschützer für ein unterdrücktes Volk. Aber wer von beiden hat recht?

von Dominik Cenia

 

Nach dem phantastischen Auftakt „Sven, der Verräter“ folgt nun also der zweite Band der viel gelobten „Northlanders“-Comic-Serie von Brian Wood („DMZ“, „Local“), rund um die verschiedensten Ereignisse und Schauplätze aus der Zeit der Wikinger. Diesmal mit Zeichner Ryan Kelly (u. a. „Books of Magic“ und „Lucifer“) an seiner Seite. Die beiden kennen sich bereits aus ihren gemeinsamen Arbeiten an „Local“, sodass hier also ein bereits eingespieltes Team am Werk war.

Die Handlung von „Hammer + Kreuz“ ist schnell erzählt: Im Jahr 1014 A. D. haben die Wikinger die Insel Irland komplett erobert und befriedet. Doch ein einzelner Mann namens Magnus leistet den Besatzern rund um die Region von Clontarf erbitterten Widerstand. Jedoch führt er seinen Rachefeldzug nicht nur gegen die bewaffneten Krieger des Königs, sondern auch gegen die verhältnismäßig friedlichen Siedler und Neuankömmlinge unter den Nordmännern. Stets an seiner Seite befindet sich dabei seine junge Tochter Brigid, die augenscheinlich ihrem Vater während seines blutrünstigen Treibens beisteht.

Auf der anderen Seite befindet sich der Wikinger Lord Ragnar Ragnarsson, ein älterer Nordmann und erfahrener Veteran, ein Getreuer des Königs, der einem Mordermittler und Kriminologen gleich die Spur von Magnus aufnimmt und dabei versucht, Stück für Stück die Schlinge enger um den Hals des in seinen Augen „blutrünstigen Killers“ zu ziehen. Es beginnt ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, in welchem Ragnar mehr und mehr über seinen gesuchten Widersacher erfährt und Magnus glorreiche Absichten für den Leser mehr und mehr in ein eher zweifelhaften Licht gerückt werden.

„Hammer + Kreuz“ wirft den Leser förmlich mitten hinein ins Geschehen, sodass man zuerst nichts über den Hintergrund oder die genauen Absichten von Magnus und Ragnar erfahrt. Dadurch fällt es dem Leser zu Beginn mitunter schwer, sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden. Lässt sich Magnus' blutrünstiger Feldzug gegen die Wikinger wirklich rechtfertigen? Und wie steht es um seine Verantwortung gegenüber seiner Tochter Brigid? Und sind Ragnars Methoden wirklich die Richtigen, seinen Widersacher zu fassen? Auf welche Seite man sich als Leser auch immer schlagen mag, so lassen sich doch auf beiden Seiten immer wieder nachvollziehbare oder der damaligen Zeit angemessene und passende Handlungen und Emotionen finden. Ragnar mag eine Art „moderner Ermittler“ sein, doch er ist auch ein Wikinger und Eroberer. Somit bleibt auch der zweite Band der „Northlanders“-Reihe seinem Konzept treu, die Zeit der Wikinger bewusst bodenständig und realistisch darzustellen.

Auf der anderen Seite fehlt es „Hammer + Kreuz“ jedoch an einer Handlung, die sich bis zum Ende hin wirklich entfaltet oder gar weiterentwickelt. Hat man den Comic gut zur Hälfte durch, kann man als aufmerksamer Leser bereits erahnen, in welche Richtung sich das Ganze noch entwickeln wird, weshalb auch die abschließende plötzliche Offenbarung deutlich weniger überraschend ausfällt, als vom Autor wahrscheinlich beabsichtigt. So fehlt es dem zweiten Band von „Northlanders“ trotz der guten Darstellung diesmal an einer wirklich guten Story. Zu vorhersehbar und zu einfach dümpelt die durchaus interessante Ausgangssituation vor sich hin. Einzig und allein dass man sich als Leser am Ende auf keine der beteiligten Seiten so richtig schlagen kann (oder will), rettet die ganze Handlung noch ein wenig nach oben.

Unabhängig davon, beherrscht Ryan Kelly sein zeichnerisches Handwerk durchaus, auch wenn sein Magnus teilweise vom Gesichtsausdruck zu offensichtlich als wahnsinniger Killer dargestellt wird. Seine Wikinger sehen leider auch alle ein wenig zu sehr wie Zwillingsbrüder aus. Blutrünstig genug ist das ganze Werk trotzdem geworden, was aber wieder auch an Dave McCaigs gelungener Farbauswahl liegen mag. Schon bei „Sven, der Verräter“ hatte er dafür das richtige Händchen.

Fazit: „Hammer + Kreuz“ reicht um Längen nicht an den starken Auftakt („Sven, der Verräter“) der „Northlanders“-Reihe heran. Auch wenn die Zeichnungen und Farben und die Beweggründe der einzelnen Figuren überaus stimmig sind, fehlt es diesmal einfach an einer wirklich guten Story die einem in Erinnerung bleiben will. Für meinen Geschmack hat Wood hier einfach zu wenig aufgefahren. Optisch mit Sicherheit noch immer ein wirklich guter Comic, kommt der Band für mich über den gehobenen Durchschnitt trotzdem nicht hinaus.


Northlanders 2: Hammer + Kreuz
Comic
Brian Wood, Ryan Kelly
Vertigo / Panini Comics 2010
ISBN: 978-3-86607-928-1
Ca. 148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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