Nightfall: Blutzoll

„Blutzoll“ bereichert die Welt des Deckbauspiels „Nightfall“ um neue, interessante Karten, die das Überleben in dieser düsteren Welt noch schwieriger gestalten. Neue Kartenkombinationen sorgen für gleichbleibend hohen Spielspaß.

von Lars Jeske

Wie schon „Ausnahmezustand“ bringt auch die zweite Erweiterung namens „Blutzoll“ 24 neue Befehlskarten in die Welt von „Nightfall“. Erneut gibt es die klassische Aufteilung in 4 Befehlskarten pro farbiger Mondphase, 2 Aktionskarten und 2 Kreaturen. Dazu kommen noch die beiden (obligatorischen) Promo-Karten, summa summarum üppige 208 Karten und eine 8-seitige Regelergänzung.

Auch in „Blutzoll“ werden aus den neuen Sets stimmige Schnellstart-Archive zum sofortigen Losspielen vorgeschlagen, mit welchen es sich wiederum hervorragend spielen lässt. Zudem helfen diese Newbies in der Welt von „Nightfall“ zu verstehen, warum gewisse Kartenkombinationen zusammen besser sind, als mögliche andere Karten, die ohne Kicker eben nicht ihre volle Wirkung entfalten. Die beiden Faltblätter in dieser Erweiterung beinhalten zudem neben den marginalen Regelerweiterungen wie gewohnt ebenfalls das wichtige Glossar für die Karten, um einige Zweideutigkeiten auszuräumen und zwei weitere Geschichten aus der Zeit des „Nightfall“. Etwas strukturierter wiedergegeben, noch aufgebrezelt und um weitere Teile ergänzt, könnte das alles eine passable Geschichte werden, die ein gutes Buch füllen würde.

Wenngleich es dieses Mal keine neuen Wundenkarten gibt, haben einige Karten jetzt die Möglichkeit, mit speziellen Wunden zu interagieren. Da es bisher relativ unerheblich war, welche Art von Wunde man erlitten hatte (außer für die Schlusswertung als nachgeordnete Siegbedingung), ist das jetzt eine interessante Variante. Ein Beispiel dafür ist die Aktionskarte „Feurige Improvisation“, deren Bild schon einmal gut zum Text passt und somit wie im Prinzip alle anderen bisherigen Karten sehr gut die Atmosphäre unterstützt. Der Text besagt, dass einer Kreatur 3 Schadenpunkte zugefügt werden und man den Effekt wiederholen darf, solange man je eine Brandwunde ablegen kann. Da der Effekt spielstark ist, ist er eben auf Brandwunden limitiert. Dies ist sogar inhaltlich logisch. Generell gibt es weitere Karten mit Versorgungseffekten, die mit der ersten Erweiterung „Ausnahmezustand“ bereits in die Welt von „Nightfall“ eingeführt wurden.

Bei den neuen Kreaturen ist die Verteilung über die Rassen erstmalig fast ausgeglichen. Bisher waren Vampire zahlenmäßig eindeutig überlegen. Durch die mannigfaltigen Effekte, die durch die neuen Karten hinzukommen, gibt es im Prinzip nichts, was es nicht gibt. Dadurch wird jede Runde mit neuen Archiven ein ganz neues Spielgefühl bescheren und eine andere Taktik erfordern. Gibt es große Kreaturen? Was sind günstige Ketten? Welche Kicker sind in dieser Konstellation am wirkungsvollsten? All dies sind Fragen, die man sich jede Runde aufs Neue stellen muss, um als Bester in der Welt von „Nightfall“ zu überleben. Dass die Kartentexte beziehungsweise die Auswirkungen immer komplizierter werden, tritt dabei schon fast in den Hintergrund. Regelfragen entfallen für Veteranen sowieso. Leider wird durch die gestiegene Komplexität die Spielzeit etwas erhöht und nicht nur mit zurückhaltenden Spielern oder Neueinsteigern liegt diese jetzt deutlich über einer Stunde.

Jetzt bleibt es für den überzeugten „Nightfalll“-Spieler abzuwarten, ob die deutschsprachige Fan-Gemeinde groß genug ist. AEG hat in den USA schon weitere Expansions auf den Markt geworfen. Sofern hier die Akzeptanz groß genug ist, gibt es sicher auch diese Erweiterungen. Zu wünschen ist es allemal, schließlich bietet „Nightfall“ ein ähnliches Suchtpotenzial wie andere Deckbauspiele. Immer wieder neue Strategien für alle möglichen Archivkombinationen herauszufinden und auszuprobieren, ist hierbei genauso aufregend, wie für den Sammler einfach alle der toll illustrierten Karten zu haben.

Fazit: Auch „Blutzoll“ ist eine gefällige Erweiterung für „Nightfall“, die die Archivauswahl erneut deutlich steigert und unabhängig von „Ausnahmezustand“ funktioniert. Kleine Neuerungen machen das Spiel immer strategischer und komplexer. Ebenso wird erstmalig auf den Befehlskarten zwischen den Wundenarten unterschieden. Im direkten Vergleich beider Erweiterungen würde ich „Ausnahmezustand“ den Vorzug geben, da durch die Wundeneffekte eine wichtige strategische Komponente hinzugekommen ist, die in dieser Form bei „Blutzoll“ nicht erneut aufgegriffen wurde. Von den beinhaltenden Kartensets her sind beide gleichgut.


Nightfall: Blutzoll
Kartenspiel-Erweiterung
David Gregg
AEG / Pegasus Spiele 2011
EAN: 4250231715129
208 Karten, Spielregeln / deutsch
Preis: EUR 17,95

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