Nightfall: Ausnahmezustand

Die erste Erweiterung für das Deckbauspiel „Nightfall“ bringt neue Befehlskarten, alternative Wundenkarten mit anderen Effekten und die Spezialeigenschaft Versorgung. Grund genug, nicht dem Chaos anheim zu fallen und sich näher mit dem neuen Futter zu beschäftigen.

von Lars Jeske

Das Basisspiel „Nightfall“ hatte die ersten zwei Erweiterungen schon mehr als angedeutet. Schließlich war nicht nur noch sehr viel Platz in der Originalschachtel, sondern auch bereits die Kartentrenner für alle weiteren Karten (2 Erweiterungen + Promokarten) beigelegt. Ob man diese Verkaufsstrategie als gutes Anteasern verstehen will oder man sich wundert, warum diese Karten nicht schon mit integriert wurden, darf jeder auf seine Weise interpretieren. Fakt ist, „Ausnahmezustand“ ist die mathematisch korrekte erste Erweiterung zu „Nightfall“.

Analog zu den im Grundspiel enthaltenen Karten gibt es 24 neue Kartensets. Wie im Grundspiel existiert erneut streng die Ordnung, dass es jeweils 4 Befehlskarten pro Mondphase gibt; je zur Hälfte Kreaturen und Aktionen. Somit verdoppelt sich die Kartenauswahl durch die Erweiterung „Ausnahmezustand“ schlagartig. Die beiden zusätzlich beigelegten „Promokarten“ (für das Basisspiel & die kommende Erweiterung „Blutzoll“) runden das Bild ab. Wie bei dieser Art von Spielen üblich, kann man die Erweiterung separat spielen oder aus allen Kartensets wählen. Auch „Ausnahmezustand“ schlägt einander ergänzende Schnellstart-Archive für die Spieler vor, welche allesamt Sets der Erweiterung sind.

Des Weiteren gibt es 15 neue Wunden (5 von jeder bekannten Sorte), die den entsprechenden Anteil der Basiswunden ersetzen. Deren Text gestattet es, eine Kreatur im Kampf pro abgelegter Wunde zu verstärken. Somit gibt es nunmehr die taktische Möglichkeit Buffs beziehungsweise Bluffs zu spielen, wodurch Angriffsstrategien unvorhersehbarer werden. Dies bietet den Spielern mit vielen Wunden einen weiteren Vorteil und eine (überlebens)wichtige Alternative zum Wundeneffekt des Kartenziehens.

Da es jedoch die gleichen Bilder sind, wie bei dem anderen Spieltext, muss man genauer drauf achten, welche Wundenkarte man auf der Hand hat. Dies hätte man geschickter lösen können als nur durch das Wort „Ausnahmezustand“ in der Kopfleiste. Apropos Ununterscheidbarkeit: Was sich in den Promo-Sets, die dem Grundspiel beiliegen, zu befürchten war, hat sich leider bewahrheitet. Die unterschiedlichen Sets zu „Nightfall“ erhalten keine Kennung auf den Karten, sodass es sehr mühsam ist, diese wieder zu trennen. Dies ist zwar in der Regel nicht nötig, dennoch hat man sich an diese Option gewöhnt und vermisst sie an dieser Stelle.

Neben diesen Kleinigkeiten gibt es jedoch nur Positives zu berichten. Die neuen Karten sind optisch erneut überaus ansprechend und greifen das Fair auf, welches „Nightfall“ ausmacht. Wiederum sind die meisten Kreaturen Vampire, die übrigen Rassen bekommen aber auch den einen oder anderen starken Charakter spendiert. Dies gibt es etwa den Werwolf „Einsamer Jäger“ mit einer beeindruckenden Angriffsstärke von 5 und der Option, eigene erlittene Wunden zu verbannen. Zudem sorgt beispielsweise die Aktionskarte „Glänzendes Kreuz“, bei welcher jeder Spieler Schaden in Höhe seiner Anzahl der Vampire erleidet, für ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit.

Generell sind die neuen Karten thematisch anders gelagert. War das Grundspiel doch überwiegend darauf ausgelegt, direkte Schadenspunkte an Spieler oder Kreaturen zu verteilen, gibt es jetzt mehr Effekte, die mit den Karten an sich arbeiten. Dadurch, dass jetzt jedoch auch Kreaturen ohne aufwendigen Kampf aus dem Spiel genommen werden können, ergeben sich neue Strategien. Die Notwendigkeit, die richtigen Effekte in den entsprechenden Ketten zu spielen, wird augenscheinlich. Falls jetzt noch eine der großen Kreaturen durchkommt und 5 Wunden austeilen kann, ist dies zumeist schon ein veritabler Nachteil, der nicht mehr so leicht aufzuholen ist.

Als letzte Neuerung weisen einige der neuen Karten den Versorgung- Effekt auf. Wie üblich wird der Karteneffekt einmal ausgeführt, solange man jedoch die Versorgung bezahlen will/kann, darf man diesen Karteneffekt wiederholen. Kreaturen zurückbringen via „Trostlose Auferstehung“ erscheint da fast noch harmlos, wenn man mit „Alles oder Nichts“ wiederholt direkt Schadenspunkte auf einen Gegner verteilen kann.

Fazit: Das Spielprinzip von „Nightfall“ wird durch die erste Erweiterung „Ausnahmezustand“ nicht grundlegend verändert, bekommt durch die neuen Wundeneffekte und die Eigenschaft der Versorgung aber gelungene neue strategische Komponenten, die nicht zu unterschätzen sind. Ebenso gibt es jetzt erstmalig Karten, die speziell gegen eine bestimmte Rasse wirken, wodurch es leichter wird, gegnerische Kreaturen sofort und ohne Kämpfe auszuschalten. Das Überleben wird schwieriger und das Spiel „Nightfall“ spannender. Eine überaus lohnende Erweiterung.


Nightfall: Ausnahmezustand
Kartenspiel-Erweiterung
David Gregg
AEG / Pegasus Spiele 2011
EAN: 4250231715112
223 Karten, Spielregeln / deutsch
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